04.03.2015 / Wort zum Tag

Jakobus 5,15

„Das Gebet des Glaubens wird dem Kranken helfen, und der Herr wird ihn aufrichten; und wenn er Sünden getan hat, wird ihm vergeben werden.“

Jakobus 5,15

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Ich sitze am Bett meines damals 33-jähigen Freundes. Ein junger Pfarrer in einem Dorf in Süddeutschland. Wie oft haben wir über theologische Fragen diskutiert und wie wertvoll waren die Gespräche miteinander gewesen. Nun lag er im Endstadium mit der Diagnose Krebs vor mir. Wie viele Menschen haben für ihn gebetet. Wie haben wir alle gehofft und gebangt, dass er wieder gesund werden darf. Doch jetzt war er auf seiner letzten Wegstrecke. War unser Beten umsonst? Warum hat Gott unser Gebet nicht erhört? Und vorsichtig frage ich ihn: „Und wie denkst du jetzt über Gebet und Heilung?“ Da schaut er mich an und sagt: „Ich traue es Jesus immer noch zu. Er macht‘s schon recht!“ Aus seinen Worten sprach ein tiefes Vertrauen trotz allem und in allem. Kurze Zeit später standen wir an seinem Grab. Bis heute – auch nach ca. 30 Jahren, bleiben bei mir mehr Fragen als Antworten. Gottes Handeln bleibt uns oft verborgen, aber die Gewissheit seiner Gegenwart stärkt und tröstet. Umso achtsamer und aufmerksamer höre ich seit dieser Zeit auf Worte wie aus Jakobus 5,15: „Das Gebet des Glaubens wird dem Kranken helfen, und der Herr wird ihn aufrichten; und wenn er Sünden getan hat, wird ihm vergeben werden.“
Das Wort steht in einem großartigen Abschnitt des Jakobusbriefes. Jakobus stellt das Vorrecht beten zu können seiner Gemeinde vor Augen und ermutigt dazu in allen Lebenslagen, Gott im Gebet zu suchen. Leidet jemand körperlich, emotional oder auch geistlich, so soll er beten. Beten richtet den Blick weg von mir auf den, der helfen, heilen und retten kann. Ist jemand fröhlich, guten Mutes und einfach gut drauf – dann soll er singen. Loblieder auf Gott und ihm dafür danken. Und ist jemand krank, dann soll er die Ältesten der Gemeinde bitten, über ihm zu beten. Das Gebet des Glaubens ist keine besondere Gabe oder gar eine besondere Demonstration der Vollmacht, sondern Ausdruck tiefen Vertrauens. Vertrauen auf Jesus, der heil und gut machen kann. Aber Vertrauen darauf, dass er handelt. Nicht das Gebet bewirkt Heilung, sondern Jesus hilft und richtet auf. Jesus kann herausholen aus der Bedrängnis der Angst, aus der inneren Not und Verzweiflung und hineinführen in eine tiefe Geborgenheit.
Das Wort „aufrichten“, das Jakobus hier schreibt, wird auch für „aufstehen lassen“ verwendet. Meint – Jesus kann einen Menschen aufstehen lassen aus dem Bett. Er kann einen Menschen sofort gesund machen, er kann machen, dass es ihm besser geht, dass er stabil wird. Aber er kann ihn auch anrühren und  innerlich stark machen, dass er das Schwere mit Zuversicht und Kraft tragen kann. Er weiß: Gott als mein liebender Vater ist bei mir und trägt mich durch. So, wie es im 23. Psalm heißt: „Und ob ich schon wanderte im finstern Tal, fürchte ich kein Unglück; denn du bist bei mir, dein Stecken und Stab trösten mich.“ Gott erspart uns nicht immer den Gang durch das dunkle Tal. Nicht immer eröffnet Gott sofort einen Ausweg. Aber er geht mit durch das dunkle Tal hindurch und steht uns auf diesem schweren Weg bei.  So sagte es auch der aussätzige Mann, der vor Jesus stand und um Heilung bat: „Herr, wenn du willst, kannst du mich reinigen!“ Du kannst – aber ich überlasse das Handeln dir. Gott wird auf das Gebet hin in irgendeiner Form helfend eingreifen, doch in welcher Form, das müssen die betenden Kranken Gott überlassen. So verstehe ich das Gebet des Glaubens. Jesus kann gesund, heil machen, selbst wenn ein Mensch krank bleibt.
Und ist nicht bemerkenswert, dass das Wort der Heilung in Zusammenhang mit dem Wort der Vergebung der Sünde steht? Wie gut, dass Jesus ein wundes, verletztes Herz wieder heil machen kann und trotz Versagen wieder in seinen Dienst stellen kann.
Was für ein Geschenk beten zu dürfen!
 

Autor/-in: Friedhelm Geiß