21.05.2012 / Wort zum Tag

Jakobus 4,8

„Naht euch zu Gott, so naht er sich zu euch!

Jakobus 4,8

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Im Foyer unseres Schönblick-Pflegeheimes steht eine große Bronzestatue mit dem Titel „Mose vor Gott“. Der Künstler hat Mose in kniender Haltung dargestellt. In der einen Hand hält Mose die schweren steinernen Gesetzestafeln – die 10 Gebote. Mit der anderen Hand versucht Mose sein Gesicht und besonders seine Augen vor dem gleißenden Licht Gottes zu schützen. Mose wendet den Kopf von Gott ab, weil er die Nähe Gottes nicht ertragen kann. Hier wird die Botschaft des Alten Testamentes anschaulich: Gott ist heilig! Kein Mensch hält die unmittelbare Nähe Gottes aus ohne augenblicklich zu vergehen. Ähnliches erlebt Petrus: Nach seinem riesigen Fischzug merkt Petrus, dass Jesus von Gott kommen muss. Ja, dass ihm in der Person Jesu Gott selbst begegnet. Erschrocken spricht Petrus zu Jesus: „Herr, geh weg von mir! Ich bin ein sündiger Mensch.“ Denn ein Schrecken hatte ihn erfasst, heißt es weiter im biblischen Bericht.

Seit Gott den Menschen aus dem Paradies verwiesen hat, gibt es die unüberbrückbare Kluft zwischen Gott und Mensch. Seit diesem sogenannten „Sündenfall“ ist deutlich: Der Mensch kann sich Gott nicht nahen ohne zu sterben. Auch wer der Sonne zu nahe kommt, verbrennt.

Auf diesem Hintergrund des Wortes Gottes bekommt die Aussage: „Naht euch zu Gott, so naht er sich zu euch“ eine besondere Dimension. Zunächst macht der Apostel Jakobus deutlich: Eine neue Zeit hat begonnen! Mensch, du kannst Gott wieder unter die Augen treten. Jesus hat unsere Trennung von Gott überwunden. Gott kommt in seinem Sohn Jesus zu uns Menschen auf die Erde. Gott sucht die Nähe zu seinen Geschöpfen. In Jesus ist der heilige, lebendige Gott uns ganz nah. Und in der Nähe von Jesus müssen wir nicht vergehen, sondern empfangen Vergebung unserer Sünden. In der Gegenwart von Jesus empfangen wir umfassenden Shalom, den Frieden Gottes, der höher ist als unser Verstehen. Die Nähe Jesu gibt uns Schutz und Geborgenheit, die uns allein Gott geben kann.

Kurz nach dem Umzug von Kassel zum Schönblick nach Schwäbisch Gmünd wurde unser damals fast 2jähriger Sohn auf der Straße von einem Auto erfasst. Mit Schock und gebrochenem Bein kam er sofort ins Krankenhaus. Meine Frau begleitete unser Kind ins Krankenhaus und blieb Tag und Nacht bei ihm. Von Albträumen geschüttelt wachte er oft nachts auf und schrie: „Mama – Hand! Mama – Hand!“ Dann nahm meine Frau sein kleines Händchen und tröstete ihn, so dass er wieder einschlafen konnte. Die spürbare Nähe der Mutter machte ihn ruhig und vertrieb die Angst. Wochenlang, auch in der Phase nach dem Krankenhaus wiederholte sich dies oft in der Nacht.

„Naht euch zu Gott, so naht er sich zu euch!“ Ich möchte es von unserem Sohn lernen: Wenn Lebenssituationen mich nachts nicht schlafen lassen, wenn Sorgen und Ängste in mir hochsteigen, wenn ich nicht mehr weiter weiß, dann darf ich als Kind Gottes ganz kindlich zu Gott rufen: Vater – Hand! Vater – Hand! Wenn ich mich betend Gott nahe, dann wird Gott mich nicht zurückweisen. Im Gegenteil: Seine Nähe wird mir gut tun. Auch der sehr angefochtene Beter des Psalms 73, Asaph, hat dies erlebt. Er bekennt: „Dennoch bleibe ich stets bei dir; denn du hältst mich bei meiner rechten Hand.“

Gibt es ein besseres Wort für diesen Tag!? „Naht euch zu Gott, so naht er sich zu euch.“

Autor/-in: Martin Scheuermann