08.05.2023 / Wort zum Tag

Ist Gott wirklich für uns?

Ist Gott für uns, wer kann wider uns sein?

Römer 8,31

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Was für eine Zusage für diesen Tag! In Jesus Christus ist Gott für uns Menschen. Durch Jesus können wir in Beziehung mit Gott leben. Jesus vergibt Schuld. Er hat die Feindschaft zwischen Gott und Mensch am Kreuz von Golgatha durch sein Leiden und Sterben besiegt. Halleluja. Amen.

Schon seit Kindheitstagen hatte ich deshalb den Wunsch, diesen lebendigen Gott im fernen Afrika bekannt zu machen.

Nach 15-jähriger Vorbereitungszeit war es so weit. Mit meiner Frau und unserem 9 Monate alten Baby ging es nach Zentralafrika. In einem Gottesdienst wurden wir feierlich ausgesandt. Als Predigttext haben wir damals den Bibelvers ausgewählt, der im Losungsbuch für den heutigen Tag steht: Aus dem Römerbrief Kapitel 8 den Vers 31: Ist Gott für uns, wer will dann gegen uns sein?

Ich hatte damit gerechnet, dass es Probleme geben wird. Aber ich war überzeugt: Gott ist für uns. Er wird für uns streiten, und wir werden den Sieg davontragen.

Doch dann gab es große Schwierigkeiten vor Ort. Wir wurden schwer krank und mussten von jetzt auf nachher das Land verlassen. Später zogen mordende und vergewaltigende Horden von Soldaten durch die Region. Bis zum heutigen Tag kann man die Stadt, in der wir tätig waren, nur unter militärischem Schutz aufsuchen.

15 Jahre lang hatte ich mich vorbereitet. Und nun war für uns nach 15 Monaten im Land alles vorbei. Mit zwei Koffern und 4 Plastiktüten landeten wir wieder in Deutschland und fragten uns: Ist Gott wirklich für uns?

Manche meinten, wir hätten zu wenig gebetet. War das das Problem?

Heute leben wir in Brandenburg an der Havel. In dieser Stadt bezeichnen sich über 90% der Bevölkerung als Heiden. Hier bekomme ich zu hören:

Ihr Christen lügt euch doch selbst in die Tasche. Eure Worthülsen von Schuldvergebung und Kreuzesleiden versteht kein Mensch. Ihr seid weltfremde, von einem lieben Gott säuselnden Heuchler. Wo ist denn euer Gott? Beim Erdbeben in der Türkei und Syrien starben Anfang des Jahres über 50.000 Menschen. Kleine Kinder wurden unter Betonpfeilern zerquetscht. Es wäre angebracht, dass sich euer Gott endlich mal entschuldigt für all das Leid, das er den Menschen zufügt. - Wenn es ihn überhaupt gibt.

Ob Paulus, der an die ersten Christen in Rom schrieb, sich auch mit solchen Vorwürfen auseinandersetzen musste?

Für die Atheisten in Brandenburg ist wohl das Schlimmste, früh zu sterben, ohne ein Kind gezeugt oder geboren zu haben – denn dann bleibt ja nichts. Deshalb sind Leiden und Tod für sie immer dramatisch.

Mit vielen Christinnen und Christen mache ich eine andere Erfahrung. Gott erspart uns das Leid nicht. Aber selbst in Hunger, Kälte, Niederlagen, Krieg und Tod erfahren wir, wie Paulus schreibt, Gottes Fürsorge und Liebe. Darin zeigt sich, dass er für uns ist.

Selbst Misserfolge im geistlichen Dienst, selbst Leid und Tod ändern nichts daran. Das ist die gute Nachricht. Sie tröstet und lädt ein, ihr selbst mit Tränen in den Augen zu glauben.

Auch alle möglichen Widrigkeiten des heutigen Tages werden nichts daran ändern: Wer Jesus vertraut, darf sich Gottes Wohlwollen gewiss sein.

Autor/-in: Hans-Martin Richter