30.10.2022 / Wort zum Tag

Ist das mein Ende?

Jesus sprach zu den Jüngern: Was seid ihr so furchtsam? Habt ihr noch keinen Glauben?

Markus 4,40

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Es war eine Situation in meinem Leben, in der hatte ich richtig Angst: Geh ich jetzt unter? Ist das mein Ende?

Die Wellen des Lebens schlugen über mir zusammen. Angst hat mir den Schlaf geraubt. Mein Seelsorger fragte: „Was würdest Du tun, wenn Du keine Angst hättest?“ – „Blöde Frage“, dachte ich.

Mit mir ging es auf und ab, drunter und drüber. Doch nach und nach habe ich gemerkt: Nicht ich hab‘ die Angst, sondern die Angst hat mich!

Auch Jesus fragt seine Jünger: „Was seid ihr so furchtsam? Habt ihr noch keinen Glauben?“ (Mk. 4,40)                  

Jeder Mensch hat Methoden entwickelt, mit seinen Ängsten umzugehen: flüchten, wegducken, totstellen, sich verstecken, oder auch kämpfen!

Jesus fragt die Jünger nicht, wie sie mit ihrer Angst umgehen wollen, sondern er fragt nach ihrem Glauben. Glauben ist für Jesus das Mittel gegen die Angst.

„Glauben“ im biblischen Sinn bedeutet nicht, etwas nicht zu wissen. „Glauben“ im biblischen Sinn heißt: Ich erfahre und erlebe: Es gibt eine Macht, die ist außerhalb von mir. Diese Macht kommt zu mir. Sie nimmt mich in Beschlag. Sie packt mich, aber sie motiviert mich auch, zu vertrauen!

Darum ist „Glauben“ im biblischen Sinn, vergleichbar mit einer Musik, die an mein Ohr dringt, mich innerlich zutiefst berührt und mich äußerlich in Bewegung versetzt, so dass ich sogar tanze.

Darum schläft Jesus vertrauensvoll in dieser beängstigenden Situation im Boot auf einem Kissen. Er weiß sich in der Hand des himmlischen Vaters geborgen. Dieser himmlische Vater macht keinen Fehler; auch wenn die Wellen des Lebens über mir zusammenschlagen. Auch wenn es auf und ab, drunter und drüber geht.

Ich habe damals das Lied von Gerhard Schnitter „Aber der Herr ist immer noch größer…“ für mich neu entdeckt. In dem Lied ist von „Wellen der Angst“, „Wellen der Schuld“, „Wellen des Leides“ und „Wellen der Sorge“ die Rede. Genauso fühlte ich es damals auch.

Das Lied endet mit der trotzig – zuversichtlichen Strophe: „Durch alle Wellen trägt er mich an Land, geborgen, voll Freude fass ich seine Hand. Ist auch das Brausen übermächtig groß: Er geht auf den Wellen, und er lässt nicht los“. Um dann mit dem Refrain der fünften Strophe zu enden: „Denn der Herr ist immer noch größer, größer als ich denken kann. Er hat das ganze Weltall erschaffen. Alles ist ihm untertan.“

Autor/-in: Günther Röhm