03.02.2022 / Porträt

Irrweg Esoterik

Jahrelang sucht Annette Ehrenberger vergeblich nach dem Sinn des Lebens.

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Der Glaube an Übersinnliches hat im Leben von Annette Ehrenberger schon immer eine Rolle gespielt. Der Vater ist katholisch und auch die Großmutter ist sehr gläubig. Der sonntägliche Kirchgang gehört ganz selbstverständlich dazu. Sie ist geprägt vom christlich humanistischen Weltbild. Annette Ehrenberger hat viele gute Erinnerungen an ihre Kindheit. Aber auch schlechte: Mutter und Oma streiten sich ständig.

Zudem überfordert das Temperament ihrer Tochter die leicht depressive Mutter. Immer wieder hört Annette Ehrenberger Aussagen wie „Du bist zu laut“ oder „Ich wünsche Dir Kinder, wie Du eins bist“, die sie für die Zukunft prägen. Da sie zudem noch hochsensibel ist und auch in der Schule schwer Anschluss findet, fühlt sie sich einsam.

Sie macht ihr Abitur und studiert Werbedesign. Mit 27 Jahren heiratet sie. Ihr Ehemann beschäftigt sich mit esoterischen Fragen. Dadurch öffnet sich auch Annette Ehrenberger für esoterisches Denken. Als die Ehe nach nur anderthalb Jahren scheitert, taucht sie tiefer in die esoterische Gedankenwelt ein. Es beginnt mit Positivem Denken nach Murphy, doch schnell kommen Horoskope, Pendeln, Astrologie, Tarot, Numerologie, Kabbalistik, Atemtherapie und Buddhismus hinzu. Annette Ehrenberger ist wie ein Schwamm, der alles aufsaugt.

Die dunklen Seiten der Esoterik

Die Motivation für ihre immer intensivere Beschäftigung mit der Esoterik beschreibt sie so:

Im Grunde wollte ich mit meiner Sehnsucht nach Liebe, meiner Angst vor dem Tod und dem Verlust von geliebten Menschen klarkommen. Ich habe nach einem Sinn im Leben gesucht.

Annette Ehrenberger (Foto: privat)

Und sie findet tatsächlich vieles. „Die Esoterik war wie ein Schmuckkasten. Hier hat man eine Kette, da einen Anhänger und dort sind ein paar Ringe. Aber man kriegt kein ganzes Bild“, beschreibt sie ihre Suche von damals.

Schnell zeigen sich aber die dunklen Seiten der Esoterik. Ihre Ängste nehmen zu und sie bekommt häufiger Albträume. Außerdem verwirren sie die teils widersprüchlichen Aussagen der verschiedenen esoterischen Überzeugungen. Da helfen dann nur neue esoterische Bücher. Ein Teufelskreis entsteht.

Trotz ihrer Verwirrung legt Annette Ehrenberger für andere Tarot-Karten und bietet eine Art „Seelsorge“ an. Erstaunlicherweise sind viele ihrer Einschätzungen richtig. „Diese Erfolgserlebnisse haben mir für eine gewisse Zeit einen Pseudo-Halt gegeben“, erzählt sie.

Sehnsucht nach Gebet

Im Herbst 1994 mehren sich ihre privaten, gesundheitlichen und finanziellen Probleme – für Annette Ehrenberger eine furchtbare Zeit. „Meine Suche nach Liebe und Partnerschaft wurde immer grotesker, weil die Grenzen meiner Scham immer niedriger wurden“, erzählt sie. Beruflich steht sie kurz vor dem Offenbarungseid. Sie fühlt sich psychisch angeschlagen und hat starke Rückenschmerzen.

In der Situation begegnet ihr eines Tages eine Nachbarin. Sie strahlt Annette Ehrenberger an und erzählt, dass sie auf dem Weg in einen Gebetskreis ist. „Das war wirklich wie eine Faust ins Herz. Ich habe so eine Sehnsucht gespürt und habe spontan gefragt: Kann ich da mal mitgehen?“ erinnert sie sich. Das war der Anfang einer Wende, die sich über mehrere Wochen erstreckt.

Eine Vision ändert alles

Annette Ehrenberger ist beeindruckt von der Freundlichkeit, Herzlichkeit und Annahme, die sie in diesem christlichen Gebetskreis erfährt. „Ich habe Ruhe und Frieden gespürt“ beschreibt sie ihre Erfahrungen.

Ganz neu stellt sich ihr daher auch die Frage, wer dieser Jesus ist, von dem sie schon in der Kindheit immer wieder gehört hat. „Ich habe ihn nie ganz aus den Augen verloren. Nur hat er unterschiedliche Rollen gespielt. Mal war er eine Meisterseele, ein anderes Mal ein Guru.“

Vor lauter unterschiedlichen Glaubensvorstellungen weiß sie nicht mehr, was sie überhaupt noch glauben soll. Heute sagt sie:

Ich wusste nicht mehr, was richtig ist. Deswegen habe ich zu Jesus gebetet: Wenn es dich wirklich gibt, muss ich das wissen. Ich bin schon so lange auf der Suche.

Vier Wochen später ist Annette Ehrenberger nach einem anstrengenden Tag wieder einmal im Gebetskreis. Unzufrieden, müde und wenig andächtig sitzt sie auf der Kirchenbank. Da hat sie plötzlich eine Vision von Jesus: „Ich habe eine Lichtgestalt wahrgenommen und wurde von einer Liebe und Annahme umfangen, die es auf der Welt so nicht gibt.“

Ihr ist klar, dass ihr Gebet erhört worden ist. Annette Ehrenberger ist in dem Moment am Ende all ihrer Fragen angekommen. Das Suchen hat ein Ende. Unter Schluchzen vertraut sie Jesus ihr Leben an.

Doch die vielen Jahre in der Esoterik hinterlassen ihre Spuren. Plötzlich nimmt sie unsichtbare, dämonische Wesen in ihrer Umgebung wahr. „Ich spürte einfach, ich bin nicht alleine. Nachts bin ich mit gesträubten Haaren aufgewacht. „Durch manche esoterische Praktiken habe ich – ohne es zu wissen – Anrechte an meine Seele gegeben. Und die wurden jetzt angemahnt.“, beschreibt sie ihre Erfahrungen.

„Jesus hat die Stellschrauben meines Lebens auf Plus gesetzt“

Je mehr Annette Ehrenberger im Glauben an Jesus wächst und versteht, desto mehr löst sie sich von den finsteren Mächten. Ihr wird klar, dass Jesus viel mehr ist als nur ein Vorbild. „In der Esoterik geht es hauptsächlich um Selbsterlösung. Und da ist Jesus nur einer von Vielen. Heute ist Jesus alles für mich. Er ist das Seil aus dem Himmel, an das ich mich hänge und dass ich nicht loslasse.“ beschreibt sie ihre Erkenntnisse.

Durch Gebet und Lobpreis schwindet der Einfluss der dämonischen Mächte auf ihr Leben. Nach sechs Monaten wird ihr klar, dass sie ihre teuren esoterischen Bücher aus der Wohnung entfernen muss. „Danach habe ich wirklich totalen Frieden empfunden.“

Seit 20 Jahren folgt Annette Ehrenberger diesem Jesus. Bereut hat sie es keine Minute, denn nach einer langen esoterischen Odyssee ist sie angekommen:

Alle Dinge haben sich zum Guten gewendet. Jesus hat mir alle Türen geöffnet. Es war zwar ein langer, einsamer, tränenreicher Weg. Aber Jesus hat alle Stellschrauben meines Lebens auf Plus gesetzt.

Autor/-in: Claas Kaeseler

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