04.11.2021 / Wort zum Tag

In dir ist Freude

Der Kämmerer zog seine Straße fröhlich.

Apostelgeschichte 8,39

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Die anderen Minister rätselten herum: „Warum tut er sich das an? Warum setzt er sich den Strapazen dieser langen Reise aus?“

Ja, warum? Er hatte doch alles, was er zum Leben brauchte – und mehr. Reich war er und mächtig. In seiner politischen Karriere hatte er es bis zum Finanzminister, zum Kämmerer, gebracht. Er verwaltete den ganzen Staatsschatz für die Königin Äthiopiens. Doch in seinem Herzen lebte eine Sehnsucht, die blieb ungestillt. Eines Tages hörte er jemanden vom Tempel der Juden sprechen. Der befinde sich in Jerusalem. Gott selbst sei dort zu Hause. Der Gedanke an diesen Ort ließ ihn nicht mehr los: Wenn er zu diesem Tempel reiste und Gott begegnen könnte – ob dann seine Sehnsucht ihr Ziel finden würde? Schließlich bat er die Königin um Urlaub und machte sich auf die Reise – Hunderte Kilometer legte er zurück auf dem Schiff und auf der Straße.

Ich bin überzeugt: Auch heute wohnt in uns Menschen eine Sehnsucht wie in diesem Minister vor 2000 Jahren. Eine Sehnsucht, die sich nicht stillen lässt durch Erfolg im Leben, durch Wohlstand, durch Einfluss. Wenn man die Menschen fragen würde: „Wonach sehnen Sie sich?“ – viele könnten gar nicht recht sagen, was es ist. Einige würden vielleicht antworten: „Ich sehne mich nach einem tieferen Sinn für mein Leben“ oder „nach Erfüllung“, und einige würden wohl auch sagen: „Ich sehne mich danach, Gott zu erfahren – ihm selbst zu begegnen, statt nur von ihm zu hören und über ihn zu reden.“ Und Menschen unternehmen wegen ihrer Sehnsucht auch heute manche Reise: Pilgerreisen oder Urlaubsreisen, in denen sie all das erfahren wollen, was der Alltag zu Hause ihnen nicht bietet. Oder ihre ganze Lebensreise ist eine Suche nach dem, was ihnen fehlt.

Der Finanzminister erreichte den Tempel in Jerusalem. Er merkte: Meine lange Reise hat sich gelohnt. Denn er spürte etwas von Gottes Nähe im Vorhof dieses Gotteshauses – so viel, dass er diese Erfahrung mit nach Hause nehmen wollte. Er kaufte sich eine Schriftrolle mit Worten des Propheten Jesaja. Darin war doch von demselben Gott die Rede, zu dem er im Vorzimmer des Tempels gebetet hatte. Auf dessen Worte wollte er hören. Schon auf der Heimreise, auf seiner Kutsche sitzend, fing er an zu lesen. Leider jedoch verstand er die alten Worte nicht – bis ein Christ seinen Weg kreuzte, sich zu ihm gesellte und ihm den Text erschloss: Von Jesus Christus spricht der Prophet. Jesus hat sich für uns Menschen hingegeben – in ihm steckt Gottes ganze Liebe.

Da ging das Herz des Ministers auf. Er begriff: Dieser Jesus kann meine Sehnsucht stillen. Er ist mehr als der Tempel oder irgendein anderer heiliger Ort auf dieser Erde. Er ist Gott in Person. Er kann bei mir sein, egal wo ich bin. Ich will mit ihm verbunden sein. Und so ließ er sich gleich taufen – im erstbesten Wasserlauf neben seiner Reiseroute. Und die Geschichte endet mit den Worten: „Der Kämmerer zog seine Straße fröhlich“ – Apostelgeschichte 8, Vers 39.

Ich glaube: Jesus kann auch uns froh machen. Denn er stillt die Sehnsucht, die Menschen umtreibt. Die Sehnsucht nach Sinn und Erfüllung im Leben. Die Sehnsucht nach Gottes Nähe. Es lohnt sich, sich auf den Weg zu Jesus zu machen. Bitten wir ihn um Freude, die unser Herz erfüllt.

Autor/-in: Pastor Martin Knapmeyer