09.03.2023 / Wort zum Tag

In der Nachfolge Schaden genommen?

Jesus fragte seine Jünger: Als ich euch ausgesandt habe ohne Geldbeutel, ohne Tasche und ohne Schuhe, habt ihr je Mangel gehabt? Sie sprachen: Nein, keinen.

Lukas 22,35

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Jesus fragte seine Jünger: „Als ich euch ausgesandt habe ohne Geldbeutel, ohne Tasche und ohne Schuhe, habt ihr je Mangel gehabt?“ Sie sprachen: „Nein, keinen“. Auf den ersten Blick sieht das ganz anders aus. Der erste Blick oder auch der erste Gedanke – sie können ziemlich aufschlussreich sein. Spontan nehmen wir dann Menschen oder Dinge und Situationen unbeeinflusst von eigener kritischer Reflektion wahr. Ungefiltert und vielleicht auch unbekümmert. Bei mir ist der erste Blick dann oft positiver und optimistischer als später, wenn ich mir das Ganze noch mal durch den Kopf gehen lasse. Aber es geht auch andersherum: bei genauerem Hinsehen ist die Sache gar nicht so problematisch, wie der erste Eindruck vermuten lässt. Die Jünger jedenfalls erscheinen mir auf den ersten Blick für ihre Aufgabe nicht richtig ausgerüstet zu sein.

Der kurze Dialog aus einem Tischgespräch kurz vor der Gefangennahme von Jesus weist darauf hin. Mit seiner Frage erinnert Jesus die Jünger an die Situation, als er eine größere Gruppe je zwei und zwei aussandte (Luk. 10,1-4). Ihre Ausrüstung damals scheint in der Tat dürftig und unvollständig zu sein. Sie besteht aus „kein Geld, keine Tasche, keine Schuhe“. Mit so wenig Material wagt sich kaum einer in den Einsatz – erst recht heutzutage kein Mitarbeiter von Jesus. Dennoch: die Jünger kommen damals völlig ohne zu klagen und ohne Beschwerden zu Jesus zurück. Obenauf liegen bei ihnen die überwältigenden Erfahrungen: „Herr, auch die bösen Geister sind uns untertan“ (Luk. 10,17). Und jetzt, mit einigem Abstand beim abendlichen Tischgespräch, sind die Jünger noch der gleichen Auffassung: Wir hatten keinen Mangel. Es ist also offensichtlich nicht eine vorschnelle, oberflächliche oder nur höfliche Antwort, als sie die möglichen Mangelerfahrungen bei ihrem Einsatz für Jesus verneinen.

Wie wir wohl auf die Frage nach dem Mangel antworten würden? Was habe ich wegen der Nachfolge von Jesus eingebüßt? Worauf habe ich verzichtet? Was vermisst? - Diese Fragen dürfen sein. Und sie brauchen Zeit. Denn ein zu schnelles oder höfliches „Niemals“ bringt meistens Unzufriedenheit und Begehrlichkeiten hervor. Wenn Jesus uns Fragen stellt, erwartet er eine ehrliche Antwort. Er drängt uns keine vorgegebene Reaktion auf.

Mir hilft die Besinnung auf die Dankbarkeit: was habe ich von Gott vielfach wiederbekommen? Mit diesem Nachdenken kann ich beginnen, meine Geschichten von der erlebten Hilfe durch Gott aufzuschreiben. Und am Ende meines Meditierens über das, was ich in der Nachfolge von Jesus erfahren habe, werde ich Gott loben – und vielleicht auch singen wie Paul Gerhardt: „Du füllst des Lebens Mangel aus mit dem, was ewig steht.“ (Paul Gerhardt, EG 324,12)

Autor/-in: Norbert Held