05.07.2023 / Wort zum Tag

Immer derselbe

Ich, der HERR, wandle mich nicht.

Maleachi 3,6

Ihr Browser unterstützt HTML5 Audio nicht!

In Bertolt Brechts, Geschichten vom Herrn Keuner, gibt es folgende kleine Begebenheit: „Ein Mann, der Herrn K. lange nicht gesehen hat, begrüßt ihn mit den Worten: ›Sie haben sich gar nicht verändert.‹ ›Oh!‹ sagte Herr K. und erbleichte.“ Auf die äußere Erscheinung bezogen kann die Bemerkung ja auch bedeuten: „Sie haben sich gut gehalten.“ – Herr Keuner aber erschrickt. Warum? Sich über die Jahre in seiner Haltung, seiner Art- und Denkweise nicht verändert zu haben, empfindet er als einen erschreckenden Zustand und erbleicht.

Menschen verändern sich – hoffentlich. Sie lernen im Leben dazu. Sie entwickeln sich – zum Guten. Mehr Menschenfreundlichkeit. Mehr Verständnis für andere.  Mehr Gelassenheit. Auch hier ein „hoffentlich“ – die Veränderungsrichtung betreffend. Ein Mensch kann auch verbittern, sich zurückziehen. Abhängig davon, was ihm begegnet. Welche Inputs er wie verarbeitet.

Bezogen auf Dinge, Situationen, Abläufe heißt es auch manchmal: „Ooooch, das ist ja immer dasselbe.“ Wir, meine Frau und ich, fahren dieses Jahr das vierte Mal an denselben Ort in den Urlaub. Wird das nicht langweilig? Wir können nur sagen: Nein. Unsere Zeit ist schnelllebig. Das hat Vor- und Nachteile. Einerseits tut Abwechslung gut und andererseits kann es gewinnbringend sein, in ein- und derselben Situation bzw. Sache zu verharren. Sich Zeit nehmen, Seiten zu entdecken, die ich beim ersten Hinschauen noch nicht entdeckt habe.

Vielleicht ist das auch mit dem Glauben so. Gott sagt durch den Propheten Maleachi von sich: „Ich bin der Herr. Ich habe mich nicht geändert“ (Maleachi 3,6). In einem Lied heißt es: „Vater des Lichts, du änderst dich nicht, bist immer derselbe“ (Feiert Jesus I,101). Wenn Gott sich nicht verändert, sehen wir das als gut an. Er ist des Entdeckens wert. Meine These: Mit Gott wird es nicht langweilig. Ich könnte sagen: Gott bleibt anders. In ihm ist ein Spannungsfeld von Lebensenergie. Vergleichbar mit dem Licht – Teilchencharakter und zugleich Wellencharakter. Gott ist gerecht und voller Liebe. Und beides in vollendeter Form.

Diesen Gott bitte ich um Hilfe bei meiner Entwicklung. Die unveränderte Zuwendung Gottes ist mir dabei eine Hilfe. Ich kann mich trauen. Ich muss nicht immer auf Nummer Sicher gehen. Ich möchte nicht so erbleichen wie Herr K. in der kleinen Begebenheit von Bertolt Brecht. Ich möchte mich noch mehr öffnen für Jesus und seine Liebe. Ich möchte selber jemand werden, der liebt – Jesus und mit ihm die Menschen, meine Familie, meine Gemeinde, die, mit denen ich gerade zu tun habe.

Manchmal befinde ich mich an einem Ort – in dessen Umkreis von max. 10 km befinden sich drei Schlösser, zwei davon mit wunderbar angelegten Parks. Etliche Male bin ich in den Parks gewesen und habe immer wieder neues entdeckt und schon Entdecktes wieder bewundert und mich darüber gefreut und Gott gedankt. Bewusst habe ich darauf verzichtet, zu dem 50 Km entfernten Park zu fahren, der – wie man hört – weltberühmt ist und den man unbedingt gesehen haben muss. Weniger ist mehr. Es lohnt sich auch in Altbekanntem, Neues zu entdecken oder über schon Entdecktem mich zum wievielten Mal zu freuen.

Um wieviel mehr lohnt es sich mit dem in Beziehung zu sein, der „aller Himmel Himmel samt ihrem ganzen Heer geschaffen hat, die Erde mit allem, was auf ihr ist, die Meere mit allem, was in ihnen ist; und der dies alles am Leben erhält und den das himmlische Heer anbetet.“ (Nehemia 9,6)

Autor/-in: Karsten Hellwig