01.08.2016 / Wort zum Tag

Ich bin ein Fremder gewesen

Ich bin ein Fremder gewesen und ihr habt mich aufgenommen.

Matthäus 25,35

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Gute Presse, roter Teppich, Hochglanz, erste Reihe, besonders zuvorkommende Behandlung – mit welchen Menschen würden Sie diese Begriffe in Verbindung bringen?

Vermutlich nicht mit Menschen, denen Jesus eine gute Presse verschafft.

Menschen, die hungern; die in die Abfallkörbe auf den Straßen schauen und nach Pfandflaschen Ausschau halten. Pfandflaschen, die sie einlösen und wodurch  sie sich etwas Essbares kaufen können. Oder alternativ ein angebissenes Butterbrot aus dem Abfalleiner ziehen, um ihren Hunger zu stillen. Wer erhält durch Jesus noch eine gute Presse?

Die Durstigen: Die unerwartet schon mehrere Stunden im Stau stehen und kein Getränk mehr zur Verfügung haben. Die zu viel arbeiten. Die aufgrund ihres Arbeitsdurstes vergessen zu trinken und mit ihrem Körper Raubbau betreiben. Die Lebensdurstigen, die einen Kick nach dem anderen suchen.

Die Fremden: Die sich nicht auskennen. Die sich mit zwei, drei deutschen Sätzen durch den Alltag bewegen. Die eine andere Lebensart mitbringen. Oft auch andere Wertvorstellungen, womöglich einen ganz anderen Glauben.

Die Nackten: Die zu wenig Geld haben, um sich eine weitere Hose zu kaufen. Die nicht wissen, wo der nächste Secondhandladen ist.

Die Kranken: Die z. B. ans Bett gefesselt sind und sehnlichst auf einen Besuch warten. Die sich freuen, wenn sie nicht vergessen werden im Trubel des Alltags der anderen.

Die Gefangenen: Die sich nicht nur per Fernseher in die Welt außerhalb der Gefängnismauern schalten wollen.

Keine Personen, die sich mit Hochglanz schmücken könnten, für die aber Jesus ein gutes Wort einlegt, stellvertretend für sie um Hilfe bittet. Wann wird das offensichtlich sein? Am Tag der großen Abrechnung. Am Tag des Gerichts: Jesus wird Christen fragen, ob sie getan haben, was Jesus ihnen gesagt hat. Ob sie integre Personen waren. Also Menschen, deren Verhalten zu ihrem Glauben an Jesus Christus passte. Besondere Behandlung werden dann die erhalten, die sich z. B. um einen Fremden gekümmert haben.

Jesus spitzt das so zu, dass er sagt: Wenn ihr das macht, kümmert ihr euch um mich selbst. Wenn ihr mir den roten Teppich ausrollen wollt, dann gebt den Hungernden zu essen, den Durstigen zu trinken, nehmt Fremde auf. Wer das tut, darf auf die rechte Seite des Königs treten. Die Ehrenseite. Das ist die Seite, auf der sich die Himmelstür am Gerichtstag öffnen wird. Jesus hat in der Bergpredigt gesagt (Mt. 7,21): „Es werden nicht alle, die zu mir sagen: Herr, Herr!, in das Himmelreich kommen, sondern die den Willen tun meines Vaters im Himmel.“

Autor/-in: Pastorin Elke Drossmann