24.03.2014 / Wort zum Tag

Hosea 11,8.9

„Mein Herz ist andern Sinnes, alle meine Barmherzigkeit ist entbrannt. Ich will nicht tun nach meinem grimmigen Zorn. Denn ich bin Gott und nicht ein Mensch und bin der Heilige unter dir.“

Hosea 11,8.9

Römer 5,20

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Kann das sein? Ändert Gott seinen Sinn, seine Gesinnung? Besinnt er sich neu? Ändert er seine Meinung?

Die Losung für heute legt das nahe. Sie steht im Buch des Propheten Hosea in Kapitel 11. Es sind die Verse 8 und 9: „Mein Herz ist andern Sinnes, alle meine Barmherzigkeit ist entbrannt. Ich will nicht tun nach meinem grimmigen Zorn. Denn ich bin Gott und nicht ein Mensch und bin der Heilige unter dir.“

Hosea war Prophet im Norden des Landes. In Israel also. Er hat dort zwischen 750 und ca. 725 vor Christus gewirkt. Kurz nach Amos. Und er hat Gottes Gericht gepredigt. Das Volk ist Gott untreu geworden. Es hat andere Götter angebetet. Sich mit anderen Mächten verbündet. Israel ist für Gott wie ein ungehorsamer Sohn, der – wenn man das geltende Gesetz ernst nahm – getötet werden muss, gesteinigt werden muss. Gott müsste sein eigenes Volk töten. Er müsste es steinigen. Er müsste es dem Untergang preisgeben.

Das Buch Hosea ist voll von Gerichtsandrohungen.
Und mittendrin dieser Satz: Ich, Gott, müsste dich vernichten. Du hättest es verdient. Aber ich kann nicht. Ich habe mich anders besonnen. Meine Liebe ist größer als mein Zorn.

Mir stockt der Atem bei solchen Sätzen. Denn was für Israel damals galt, gilt ja noch viel mehr für unsere Welt heute, die längst andere Götter anbetet, die sich mit anderen Mächten verbündet hat. Und es gilt wohl auch immer wieder für mein eigenes Leben. Wie oft hänge ich mein Herz an andere Götter? Wie oft verlasse ich mich lieber auf meine eigene Findigkeit, auf meine eigene Schläue, als auf Gott? Über dieser Welt und über meinem Leben steht das uneingeschränkte Nein Gottes.

Und dann sagt Gott plötzlich: Ja. Wir heute wissen, dass dieses Ja eine menschliche Gestalt hat, ein menschliches Gesicht, einen menschlichen Namen: Jesus von Nazareth. Gott kommt und lässt das Gericht, das wir verdient haben, über sich selbst ergehen. Das ist ein schier undenkbarer Gedanke. Und ich will mich nie, nie, nie an diesen Gedanken gewöhnen.

Aber wie ist das denn nun? Hat Gott seine Meinung geändert? Erst will er vernichten. Dann ist er barmherzig. Erst ist er zornig. Dann die Liebe in Person.

Es ist schwer, Gottes Gedanken nachzudenken. Gott ist kein Mensch. Und doch ist er eine Person, eine Persönlichkeit, ein lebendiges Wesen. Gott ist kein Rechenzentrum, kein Quantencomputer. Gott hat ein Herz. Gott zeigt Gefühl. Die ganze Bibel ist voll davon. Zum Glück. Zu unserem Glück. Zu meinem Glück.

Und so sehe ich immer wieder Gottes Nein und Gottes Ja über dieser Welt und über meinem Leben. Sein Nein zu allem, was vor ihm nicht bestehen kann. Sein Nein zu allem, was Menschen quält und knechtet. Sein Nein zu aller Gottvergessenheit. Und gleichzeitig sehe ich sein Ja. Sein unbedingtes, uneingeschränktes und unabänderliches Ja. Das Kreuz, an dem Jesus gestorben ist, ist der Beleg dafür.

Ja, Gott ändert vielleicht zuweilen seine Meinung. Das ist gut so, sonst müssten wir ja auch gar nicht beten. Ja, Gottes Herz ist immer wieder stärker als sein Zorn. Das ist gut so, sonst hätten wir alle miteinander keine Chance. Ja, Gott lässt sich immer wieder auf uns ein, auf diese Welt, die sich verändert, auf die Menschen, die andere Fragen, Ängste und Sehnsüchte haben. Gott lässt sich auf uns ein. Er lässt sich auf mich ein. Das ist gut. Das tut gut. Mit diesem Gott will ich leben. Mit diesem Gott will ich unterwegs bleiben in dieser Welt.

Autor/-in: Jürgen Werth