23.08.2020 / Wort zum Tag

Hoffnung

Hoffet auf ihn allezeit, liebe Leute, schüttet euer Herz vor ihm aus; Gott ist unsre Zuversicht.

Psalm 62,9

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Mitte Juni. Wir befinden uns mitten in einer weltweiten Krise. Das Corona-Virus hat dafür gesorgt, dass nichts mehr so ist, wie wir es gewohnt waren. Viele tausend Menschen sind mit dem Virus gestorben. Viele Vorsichtsmaßnahmen wurden getroffen. Es gilt ein weit reichendes Versammlungsverbot. Viele laufen mit Mundschutz herum. Gottesdienste in der seither gewohnten Form wurden verboten.

Wenn Sie im August dieses Wort zum Tag im Radio hören, wird sich schon wieder einiges geändert haben. Im Moment leben wir in einer Zeit der Hoffnung:

- Hoffnung darauf, dass wir uns mit dem Virus nicht anstecken.

- Hoffnung darauf, dass die Kitas und die Schulen wieder richtig öffnen.

- Hoffnung darauf, dass die Zeit der Doppelbelastung zwischen Familie und Beruf aufhört.

- Hoffnung darauf, dass die Wirtschaft in unseren Ländern nicht allzu großen Schaden leidet.

- Hoffnung darauf, dass auch Kulturveranstaltungen mehr und mehr möglich werden.

- Hoffnung darauf, dass wir unsere alten Menschen in den Heimen wieder häufiger besuchen dürfen und sie würdig begleiten können.

- Hoffnung, dass es schon wieder werden wird.

Von der Hoffnung ist in Psalm 62, Vers 9 die Rede: „Hoffet auf ihn allezeit, liebe Leute, schüttet euer Herz vor ihm aus; Gott ist unsre Zuversicht.

Die Hoffnung, von der hier die Rede ist, richtet sich nicht darauf, dass ein alter Zustand wiederhergestellt wird. Die Hoffnung, die der Beter in Psalm 62 ausdrückt, richtet sich auf Gott. Gleich zu Anfang macht er deutlich, wer der Grund seiner Hoffnung ist: Meine Seele ist stille zu Gott, der mir hilft. Denn er ist mein Fels, meine Hilfe, mein Schutz, dass ich gewiss nicht fallen werde.

Der Beter lädt dazu ein, dass wir unser Herz bei Gott ausschütten. Wir stecken alle in derselben Situation, auch wenn uns die Krise unterschiedlich stark trifft. Der Gastwirt, der um die Existenz seines Betriebes fürchtet, ist anders betroffen als der Beamte, der seine Bezüge regelmäßig weiter erhält. Aber alle gemeinsam sind wir eingeladen, unser Vertrauen auf Gott zu setzen.

Ich glaube, das ist der große Unterschied: Glauben wir es, dass Gott unser Fels, unsere Hilfe, unser Schutz ist? Ist Gott wirklich unsere Zuversicht, auch wenn wir mit großen Einschränkungen leben müssen? Glauben wir das, auch wenn alles um uns her erschüttert wird? Glauben wir das, wenn unser Arbeitsplatz verloren geht? Glauben wir das, wenn es eng wird mit den Finanzen unserer Familie?

Ich glaube, das große Problem in diesen Krisenzeiten ist die Angst. Angst packt uns, wenn wir selber die Sache nicht mehr im Griff haben. Und Angst beschleicht uns dann, wenn wir nicht wirklich darauf vertrauen, dass Gott es gut mit uns meint. So wird die Krise mit dem Virus auch zu einer Krise für unseren Glauben. Da wird alles auf den Prüfstand gestellt. Die Chance besteht darin, dass wir gestärkt aus der Situation herauskommen. Dass unser Glaube ein neues, stabileres Fundament erhält. Dass wir uns umso fester an unseren Gott klammern und ihm unser Herz ausschütten, wie es der Psalmbeter ausdrückt.

Im März, als die Corona-Krise so richtig losging und die Alarmmeldungen zunahmen, kam mir eine Liedstrophe in den Sinn. Sie begleitet mich seither und stärkt meine Zuversicht. Es ist ein Text von Philipp Spitta, 1833 gedichtet:

Ich steh in meines Herrn Hand und will drin stehen bleiben;

Nicht Erdennot, nicht Erdentand soll mich daraus vertreiben.

Und wenn zerfällt die ganze Welt,

wer sich an ihn und wen er hält,

wird wohlbehalten bleiben.

Autor/-in: Pfarrer Johannes Kiuntke