07.04.2024 / Wort zum Tag

Hochmut und Demut

Der Zöllner stand ferne, wollte auch seine Augen nicht aufheben zum Himmel, sondern schlug an seine Brust und sprach: Gott, sei mir Sünder gnädig!

Lukas 18,13

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Hochmut zählt in der alten Kirche zu den sieben Todsünden. Er hat im Gepäck eine überfordernde Selbsteinschätzung und auf der anderen Seite abwertende Haltungen anderen gegenüber. Der hochmütige Mensch überschätzt sich und kann die Besonderheit des anderen nicht sehen. Dieser selbstgebaute Heiligenschein braucht sehr viel innere Energie, um zu strahlen und muss ständig aufgebaut werden. Der demütige Mensch hingegen erkennt die Realitäten an. Er weiß um seine Kraft und um seine Möglichkeiten. Er kennt aber auch seine Begrenzungen. Er weiß, dass er nicht alles kann und dass er von Gott sein Leben bekommen hat und es auch vor ihm verantworten muss. Er findet seinen Platz. Es muss aber auch noch erwähnt werden, dass es eine falsche Demut gibt. Das ist die Haltung der Unterwürfigkeit und der Selbstverachtung. Diese Minderwertigkeit findet nicht zu der realistischen Kraft der starken Demut. Neuerdings ist auch wieder in manchen Kreisen eine Demutshaltung zu finden, die sich einschleimt und das ist eigentlich versteckte Selbstliebe.

Ein Vorbild in Demut wird uns in dem Gleichnis Jesu vom Pharisäer und Zöllner dargestellt. Der Pharisäer schaut selbstherrlich und verächtlich auf den Zöllner. Der Zöllner schaut realistisch in sein eigenes Leben. Dort stellt er erschreckt fest, dass sein ganzes Geld nicht reicht, einen lieben Menschen zu kaufen. Seine erfolgreiche Tüchtigkeit reicht nicht für ein gutes Gewissen und seine Gewissenlosigkeit bringt ihm keinen Frieden. Er müsste die Zuneigung Gottes für sein Leben bekommen. So spricht er den Wunsch seines Lebens aus.  Gott sei mir Sünder gnädig. So steht es im Lukasevangelium, Kapitel 18 Vers 13: „Der Zöllner stand ferne, wollte auch seine Augen nicht aufheben zum Himmel, sondern schlug an seine Brust und sprach: Gott, sei mir Sünder gnädig!“

Der Zöllner hatte erkannt, dass es keine Form der Bestechung bei Gott gibt. Er appelliert an das Gut-Sein Gottes. Das ist der Schlüssel zum Leben. Jesus sagt darauf: Ich sage euch: „Dieser, der Zöllner ging gerechtfertigt hinab in sein Haus, nicht jener, der Pharisäer. Denn wer sich selbst erhöht, der wird erniedrigt werden; und wer sich selbst erniedrigt, der wird erhöht werden.“

Hier verrät Jesus ein entscheidendes Geheimnis seines Lebens und seines Glücks. Er lebt aus der Gnade Gottes und aus der Liebe, die er beim Vater empfängt. Das macht grundsätzlich zufrieden, stark und schenkt die Bereitschaft zum Dienen. Obwohl es der Sohn Gottes ist, gab er alles, um uns diese Liebe glaubwürdig zu schenken. Egal, ob wir Pharisäer oder Zöllner, Normalbürger oder Promi sind, einen anderen Zugang zur Liebe Gottes gibt es nicht. Sie wird geschenkt von Gott und angenommen von uns. Es gibt Untersuchungen, dass demütige Menschen glücklicher, gesünder, umweltbewusster und freundschaftlicher verbunden leben. Sogar auf das Sterben hat die Haltung der Demut Einfluss, denn am Ende zählt nur die liebende Zuwendung Gottes. Das wusste der hochmütige Pharisäer noch nicht, aber der demütige Zöllner war froh über diese lebensrettende Wirklichkeit.

Autor/-in: Hartmut Völkner