01.12.2018 / Wort zum Tag

Hoch soll er leben!

Die dein Heil lieben, lass allewege sagen: Hoch gelobt sei Gott!

Psalm 70,5

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„Hoch soll er leben! Hoch soll er leben! Dreimal hoch!“  So singen wir z. B. bei Geburtstagen, Arbeitsjubiläen, Hochzeiten oder ähnlichen Ehrentagen. Wenn ich mal in Gottesdiensten die Gemeinde dazu aufforderte, Gott hochleben zu lassen, wurde ich erstaunt angesehen. Passt das in einen Gottesdienst? Dürfen wir kleinen Menschen den großen Gott hochleben lassen, wie wir es bei Menschen tun?

Ja, das dürfen und das sollen wir tun!
Psalm 70 Vers 5 drückt es so aus: „Die dein Heil lieben, lass allewege sagen: Hoch gelobt sei Gott!“ Wie kommen wir dazu?

Hans, ein junger ehemaliger Drogenhändler und Drogenabhängiger, bat mich, bei seiner bevorstehenden Gerichtsverhandlung für ihn ein gutes Wort einzulegen. Über ein Jahr hatte ich ihn in der Rehabilitation begleitet. Er machte sich gut. Seine Gefängnisstrafe für den Drogenhandel war für die Zeit seiner Rehabilitation ausgesetzt worden. Bei erfolgreicher Bewährung könnte sie ihm sogar erlassen werden. Straffrei würde er dann den Gerichtssaal verlassen können. Andernfalls würde man ihn gleich dabehalten und ins Gefängnis überführen.

Der Tag der gerichtlichen Verhandlung kam. Es war ein wunderbarer Tag. Die Sonne strahlte vom blauen Himmel. Hans aber konnte sich daran nicht erfreuen. Schweren Schrittes erklomm er die lange Freitreppe hinauf zum Eingang des Gerichtsgebäudes. Oben angekommen, drehte er sich noch einmal um und meinte: „Werde ich nachher hier wieder herunter gehen können oder werde ich hierbleiben müssen?“ Fragend schaute er mich an. „Ich glaube, dass Gott unsere Gebete erhört. Vertraue ihm!“ ermunterte ich ihn.

So kam es auch. Die Gerichtsverhandlung ging mit einem Freispruch für ihn gut aus. Nachdem alles zu Ende war, standen wir wieder am Eingang des Gerichtsgebäudes ganz oben auf der Freitreppe. Spontan umarmte mich Hans und rief: „Ich bin frei! Ich bin frei! Gott sei Dank! Kaum zu glauben, aber wahr.“ Vor Freude sprang er mit großen Schritten die lange Treppe hinunter. Die schwere Last seiner Schuld und die niederdrückende Unsicherheit über den Ausgang des Prozesses fielen von ihm ab. Endlich war er frei. Endlich!

Am darauffolgenden Sonntag lobte er mit der Gemeinde den großen Gott, der ihn durch seinen Sohn Jesus Christus von seiner Schuld befreit hatte. Selten hat er so laut und aus tiefstem Herzen die Loblieder gesungen, wie an diesem Sonntag nach seinem Freispruch.

Im Freispruch von Schuld durch Jesus Christus liegt das Heil Gottes. Vergebung brauchen wir alle Tage. Davon leben wir. Nur so können die Beziehungen zu Gott und zu anderen Menschen heil werden. Gott schenkt uns sein Heil, wenn er uns wieder auf den richtigen Weg bringt. Wir sind darauf angewiesen. Deshalb liebe ich sein Heil.

Das Heil Gottes können wir auf vielfache Weise erfahren: durch Bewahrung im Alltag, in der Stärkung unseres Glaubens, bei der Genesung von einer schweren Krankheit, aber auch in Glückserfahrungen bei hohen Festen, durch Trost, wenn wir traurig sind,  oder durch Freispruch von einer Anklage, wie in unserer Geschichte. Halten wir auch heute die Augen und Ohren für sein Heilshandeln offen. Dann können wir mit dem Psalmbeter sagen: „Die dein Heil lieben, lass allewege sagen: Hoch gelobt sei Gott!“ Hoch soll er leben!

Autor/-in: Pastor Burghard Affeld