10.04.2012 / Wort zum Tag

Hiob 4,17

Wie kann ein Mensch gerecht sein vor Gott oder ein Mann rein sein vor dem, der ihn gemacht hat? 18 Siehe, seinen Dienern traut er nicht, und seinen Boten wirft er Torheit vor.

Hiob 4,17

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Die anderen sind ja noch viel schlimmer. Besonders der und der. Kennen Sie solche Gedanken? Da merken wir: So ganz in Ordnung ist das ja nicht, was ich getan habe. Aber es beruhigt, sich sagen zu können: Andere sind ja noch extremer. Also: So schlimm bin ich nun wieder auch nicht. Im Vergleich zu manchem anderen bin ich doch noch ganz in Ordnung. Gott sieht das ganz anders. In unserem heutigen Bibelwort aus Hiob 4,17 heißt es: Wie kann ein Mensch gerecht sein vor Gott oder ein Mann rein sein vor dem, der ihn gemacht hat? Die Frage ist eine rhetorische Frage. Die Antwort kann nur heißen: Eigentlich kann kein Mensch gerecht und rein sein vor Gott. Das heißt: Es gibt niemanden, der von sich sagen kann: Bei mir ist alles in Ordnung. Dann jedenfalls wenn wir nach Gottes Maßstäben gehen. Gott fragt nicht  nur danach, ob wir besser sind als der Durchschnitt. Sondern er schaut genau hin. Er weiß auch um die Dinge, die andere vielleicht nicht mitkriegen.

Das ist wie beim Putzen. Oberflächlich betrachtet sieht ein Raum vielleicht sauber aus. Aber wenn man die Möbel abrückt, merkt man: Da ist ganz viel Dreck dahinter. So ist es auch oft in unserem Leben. Nach außen hin sieht alles ganz gut aus. Aber hinter den Kulissen gibt es noch etwa ganz anderes. Wie viele schlechte Gedanken, wie viele verletzende Worte, wie viele falsche Entscheidungen gibt es da bei uns! Und da sind wir alle gleich. Selbst wenn wir an einer Stelle ein Problem nicht haben, das andere haben. Dann haben wir es dafür an einer anderen Stelle. Und die, bei denen wirklich alles in Ordnung zu sein scheint, haben dann wieder ein ganz besonderes Problem: den Stolz darauf, besonders gut zu sein. Oft verbunden mit Hochmut Gott und anderen gegenüber. Es geht ja nicht nur um das, was wir sagen und tun. Sondern auch um unsere Gedanken, unsere Wüsche, unsere Sehnsüchte. Wer kann da von sich sagen, dass da immer alles in Ordnung ist?

Was bedeutet das? Sollen wir jetzt alle in Sacke und Asche gehen und sagen: Wir sind ja so schlecht. Das wäre zu wenig. Natürlich ist es wichtig, offen über unsere Schuld zu reden. Vor Gott und manchmal auch vor anderen Menschen. Aber das braucht uns nicht fertig zu machen. Sondern wir können neu hören, was Jesus für uns getan hat. Er ist für Ungerechte und Unreine ans Kreuz gegangen. Wir können ihm im Gebet alles bekennen, was bei uns schief gelaufen ist. Dann sagt er uns zu: Das habe ich auf meine Kappe genommen. Dafür bin ich gestorben. Das muss dich nicht mehr belasten. Im Glauben an Jesus können wir aufatmen. Wir brauchen uns nicht mehr zu verstecken. Und wir können neu anfangen. Und uns Stück für Stück von ihm verändern lassen. Dann brauchen wir nicht mehr auf andere zu schauen, um uns selbst zu rechtfertigen. Dann brauchen wir auch keine Fassade mehr aufzubauen und zu denken: Hoffentlich kriegen die anderen nicht mit, wie ich wirklich bin. Sondern dann können wir ehrlich sein. Auch wenn es um unsere Grenze und unsere Schuld geht. Denn die Liebe von Jesus ist größer als unsere Schuld. An welcher Stelle möchten sie heute vor Jesus ihre Schuld bekennen und mit ihm neu anfangen?

 

Autor/-in: Pfarrer Dr. Christian Schwark