13.07.2013 / Wort zum Tag

Hiob 19,25

Aber ich weiß, dass mein Erlöser lebt, und als der letzte wird er über dem Staub sich erheben.

Hiob 19,25

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Unser Tageswort ist seit der einfühlsamen Vertonung in Händels "Messias" weit  bekannt. Wenn die Sopranarie nach dem leicht bewegten Instrumentalvorspiel mit dem „Ich weiss …“ anhebt, springt sie unvermittelt auf einen höheren Ton und verweilt dort kurz, um dem Wort „weiss“ ein starkes Gewicht zu geben. Damit hat Georg Friedrich Händel die Jahrhunderte alte Gewissheit der Christen meisterhaft zum Klingen gebracht, dass wir nämlich mit Jesus Christus einen Erlöser haben „und dass er mich einst erweckt am letzten Tag. Wenn Verwesung mir gleich drohet, wird dies mein Auge Gott doch sehn.“

So wird das Bekenntnis des leidenden Hiob mit der Auferstehungshoffnung und im zweiten Teil der Arie mit der Osterbotschaft verknüpft: „Ich weiss, dass mein Erlöser lebet: denn Christ ist erstanden von dem Tod, ein Erstling derer, die schlafen.“

Händel hatte in der tiefsten Krise seines Lebens von einem Londoner Freund eine umfangreiche Zusammenstellung von Bibelworten erhalten. Er wurde davon innerlich so berührt, dass die Worte in ihm intensiv zu musizieren und zu klingen begannen. Während einer dreiwöchigen Inspirationsphase entstand dann im Spätsommer 1741 das erwähnte Oratorium – als Zeugnis für die erlebte Überwindung einer lähmenden Verstimmung und für die Auferstehung aus notvoller Kraftlosigkeit.

Diese Erfahrung totaler Verlorenheit und Gottverlassenheit haben nicht nur Hiob und Händel gemeinsam. Hiobsbotschaften und Hiobsschicksale gibt es leider bis heute ohne Ende. Vielleicht gehören Sie heute sogar zu denen, die in Leid und Not festsitzen und mit Hiob klagen könnten: „Meine Knochen hängen nur noch an Haut und Fleisch, nur das nackte Leben ist mir noch geblieben. Habt doch mit mir Erbarmen, meine Freunde! Denn die Hand Gottes hat mich getroffen“ (19,20-21).

Eines ist jedoch fast unglaublich: Diese Klage Hiobs mündet in das „Aber ich weiss, dass mein Erlöser lebt!“ Der gebrochene Hiob hält trotzig an der Gewissheit fest: „Und ist meine Haut noch so zerschlagen und mein Leben dahin, so werde ich doch Gott sehen. Ich selbst werde ihn sehen, meine Augen werden ihn schauen. Danach sehnt sich mein Herz in meiner Brust“ (19,26-27).

Hiob wurde ganz offensichtlich von Gottes Heiligem Geist berührt. Er empfing einen Weitblick über den Tod hinaus, den es so im Alten Testament nur ganz selten gab.

Es war ein prophetischer Blick auf den, der Ostern als Erster das Totenreich mit einem erlösten, neuen Leib verlassen sollte: Jesus Christus. Für Hiob war es noch eine Sehnsucht, eine Ahnung, eine Hoffnung – aber zugleich ein tiefes Wissen: „Ich weiss, dass mein Erlöser lebt, auch wenn ich ihn noch nicht kenne!“

Ähnlich ging es viel später auch Händel: Ihn haben die alt- und neutestamentlichen Texte innerlich so geheilt, dass er spontan zu diesem gewaltigen Oratorium inspiriert wurde. So wirkt der Heilige Geist an denen, die mit zerbrochenen Herzen leiden.

Deshalb: Vertrauen Sie sich mit all ihren berechtigten Klagen und Seufzern dem Geist Gottes an. Er kann Sie trösten. Denn weil unser Erlöser lebt, „kann er diejenigen, deren ganzes Leben von der Todesangst beherrscht ist, aus der Versklavung der Angst befreien“ – wie es später im Hebräerbrief gesagt wird ( 2,15). Deshalb glaube ich fest daran, dass ich hindurch getragen und – mit Hiob – eines Tages Gott sehen werde!

Denn „Gott erfüllt, was Er verspricht. Dies ist meine Zuversicht.“ 

Autor/-in: Pfarrer i. R. Peter W. Henning