29.02.2012 / Wort zum Tag

Hiob 14,1

Der Mensch, vom Weibe geboren, lebt kurze Zeit und ist voll Unruhe.

Hiob 14,1

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Im Bibelwort für diesen Tag heißt es: „Der Mensch, vom Weibe geboren, lebt kurze Zeit und ist voller Unruhe.“

„O mein Gott! Ruhe in Frieden, Whitney!“ Diese Twitter-Nachricht hat vor wenigen Wochen der Rapper Sean „Diddy“ Combs verschickt, als ihn  die Todesnachricht der bekannten Soulsängerin Whitney Houston erreicht hat. Kurz vor der Todesnachricht hatte „Diddy“ noch per Twitter geschrieben: „Das Leben ist kürzer als Du denkst. Vergeude keine Zeit mit irgendwelchem Mist.“

Sein Erschrecken und seine Einsicht haben mich berührt. Und ich habe mich gefragt, konzentriere ich mich denn aufs Wichtige und Richtige? Was wird einmal die Bilanz meines Lebens sein, also das, was unterm Strich übrig bleibt?

Es gibt ja Situationen, in denen man vor diese Frage gestellt wird. Zum Beispiel an den großen, geraden Geburtstagen, … am vierzigsten, fünfzigsten, sechzigsten oder siebzigsten. Da muss man vor versammelten Gästen für sich und für andere Bilanz ziehen. Die großen Feiern laden dazu ja förmlich ein. Und wenn man es nicht selbst macht, unternehmen es an solchen Tagen andere für uns. Und plötzlich wird einem deutlich, wie sie unser Leben sehen, wie sie es – ehrlich oder schmeichelnd – zusammenfassen.
Und dann heißt es vielleicht auch durch alle Geschichten hindurch:
Arm an Zeit, überreich an Unruhe!

Dieses Bibelwort stammt übrigens von einem Mann, der seine Lebensbilanz nicht bei einer Feier, sondern aufgrund tragischer Umstände zieht. In kürzester Zeit hat er alles verloren, was ihm einmal lieb und teuer gewesen ist. Seinen gesamten Besitz, seine Kinder, also seine Zukunft, und sogar seine Gesundheit. Da kommt man nicht nur ins Nachdenken wie bei einem Geburtstag, sondern man könnte verzweifeln.
Aber Hiob, so heißt der Mann, ist nicht allein. Seine Freunde sind ihm geblieben. Sie suchen ihn auf, sie gehen ihm zur Seite, sie sprechen ihm Trost zu, aber sie stellen auch Fragen. Zusammen mit Hiob, versuchen sie dem Unglück auf den Grund zu gehen. Sie wollen die Katastrophe seines Lebens verstehen oder ihr zumindest einen Sinn abgewinnen. Wenn etwas zerbricht, wenn etwas nicht gelingt, dann sucht wahrscheinlich jeder nach Gründen, oder auch nach Schuld, die dazu geführt hat. Es sind harte Gespräche, welche die Freunde mit dem schwer angeschlagenen Hiob führen.

Hiob weicht den Deutungen und Fragen nicht aus, aber er stellt fest: So einfach ist es nicht. Was mir passiert ist, kann doch jedem geschehen. So ist jedes Leben: Kurz und voller Unruhe!

Mich hat das berührt. Mit nur zwei Akzentsetzungen unterstreicht Hiob das, was jeden Menschen, ja das Menschsein an sich ausmacht: Es wird nie genügend Zeit bleiben! Und: Man wird nie wirklich zur Ruhe kommen. 

So alt diese biblische Erkenntnis ist, so wenig hat sie von ihrer Bedeutung verloren. Sie gilt für den Nomaden, der mit seiner Herde durch die Steppe streift, sie gilt für den Landwirt, der trotz aller Mühe sich seiner Ernte nie sicher sein kann, sie gilt für die Industriearbeiterin, die dem Rhythmus der maschinellen Arbeit ausgeliefert ist, sie gilt für die Eltern, die nie genügend Zeit für ihre Kinder, aber umso mehr Unruhe habe, und sie gilt für den Erfolgreichen, dessen Verantwortung ihn manchmal zu erdrücken droht.
Der Mangel an Zeit und der Überfluss an Unruhe!
Hiob erkennt: Das kann man nicht ändern. Nicht er, nicht seine Freunde, auch nicht durch Ursachenforschung. Wenn unter dem Strich etwas bleiben soll, dann muss Gott für die positive Bilanz seines Lebens sorgen. Weil Gott trotz allem Zeitmangel und aller Unruhe da ist und weil er in einem Leben etwas schaffen kann, das bleibt.

Mir ist an unserem Bibelwort deutlich geworden: Die Unruhe ist keine Krankheit unserer Zeit, sondern ein Symptom des Menschseins. „Arm an Lebenszeit, aber überreich an Unruhe.“ So bin ich. Erst wenn ich den Blick auf Gott, auf Jesus richte, der mir sein Leben bietet, das nicht aufhört, das über diese Welt hinausreicht, dann kann ich für mich festhalten: Es ist eine Ruhe vorhanden.
Dieser Jesus sei mit Ihnen und segne sie heute mit geschenkter Ewigkeit.
 

Autor/-in: Kirchenrat Dan Peter