18.12.2010 / Wort zum Tag

Hiob 11,7

Kannst du die Tiefen Gottes ergründen oder die Vollkommenheit des Allmächtigen fassen?

Hiob 11,7

Ihr Browser unterstützt HTML5 Audio nicht!

Er hatte ja nicht unrecht, der dritte Freund von Hiob, mit seiner herausfordernden, doch eher rhetorischen Frage: „Kannst du die Tiefen Gottes ergründen oder die Vollkommenheit des Allmächtigen fassen?" Kein Mensch kann das. Auch der gottesfürchtige Hiob nicht. Aber die Frage half dem von Verlust, Trauer und Krankheit geplagten, aufgewühlten Mann ebenso wenig wie die Vorwürfe der beiden anderen Freunde.

Es bleibt ein Geheimnis, warum Gott zuließ, dass Satan Hiob bis zum Äussersten versuchen konnte. Nach anfänglicher Ergebenheit in die harten Schicksalsschläge gerät Hiob in den Strudel von Anfechtungen und Zweifeln an Gott und seinem Handeln. Die Worte seiner Frau und die Tiraden von Verdächtigungen, Anschuldigungen und Zurechtweisungen seiner Freunde treiben ihn nur noch tiefer in Verzweiflung und Auflehnung. Lautstark und wortreich schreit er seine Not heraus, beteuert seine Unschuld und verlangt von Gott eine Erklärung.

Möglicherweise befinden Sie sich in einer ähnlichen Lage oder vielleicht ein geliebter Mensch in Ihrem Umfeld. Es bleibt für unseren begrenzten Verstand tatsächlich oft ein Geheimnis, warum Gott Krankheit, Schmerz und Leid im persönlichen und weltweiten Kontext zulässt.

Die Geschichte von Hiob will uns Mut machen, die Souveränität Gottes zu anerkennen. Es liegt in seinem Ermessen, ob, wann und wie er aus Nöten und Ängsten heraus hilft. Hiob will uns aber auch ermutigen, unsere Herzensnot vor Gott auszuschütten. Er hält uns aus, wenn wir nicht auf Anhieb annehmen können, was geschieht. Er hält uns auch aus, wenn wir ihn mit unseren Fragen, Klagen und sogar Anklagen bestürmen.

Die grosse Wende geschah bei Hiob, als sich Gott selber in die schier endlosen Re-den und Gegenreden einschaltete und persönlich mit seinem verzweifelten Knecht sprach. Dieser wurde äusserlich und innerlich still, erkannte und anerkannte staunend die Grösse Gottes. Darüber wurde er sich seines törichten und anmassenden Redens bewusst:
„Ich erkenne“, sprach er zu seinem Gott, „dass du alles vermagst, und nichts, das du dir vorgenommen, ist dir zu schwer. Ich hatte von dir nur vom Hörensagen vernommen; aber nun hat mein Auge dich gesehen. Darum spreche ich mich schuldig und tue Busse in Staub und Asche.“ So lesen wir im Schlusskapitel des Hiob-Buches.

Hiob erlebte eine aus tiefem Leid erwachsene neue Gottesbegegnung. Die wiedergeschenkte Beziehung zu Gott brachte Frieden und Ruhe in sein Herz zurück. Und mehr noch: „Der Herr wandte das Geschick Hiobs und gab ihm doppelt soviel, wie er gehabt hatte und segnete ihn fortan mehr als einst.“

Autor/-in: Martha Häusermann