09.05.2024 / Glaube

Himmelfahrt: klein aber oho

Was der Feiertag Christi Himmelfahrt bedeutet.

Der bekannteste Bericht über die Himmelfahrt Jesu steht in der Bibel in der Apostelgeschichte. Dort wird berichtet, was vierzig Tage nach Jesu Auferstehung geschehen ist:

Nicht lange nachdem Jesus das gesagt hatte, wurde er vor ihren Augen in den Himmel aufgehoben und verschwand in einer Wolke. Während sie ihm nachschauten, standen plötzlich zwei weiß gekleidete Männer bei ihnen. Sie sagten: "Männer aus Galiläa, warum steht ihr hier und starrt zum Himmel? Jesus ist von euch fort in den Himmel geholt worden. Eines Tages wird er genauso wiederkommen, wie ihr ihn habt fortgehen sehen!" (Apostelgeschichte 1,9-11; siehe auch Lukas 24,50-53 und Markus 16,19)

Rein vom Ereignis her geht es an Himmelfahrt darum, dass Jesus als auferstandener Herr von der sichtbaren in die unsichtbare Welt gegangen ist. Nachdem er auf dieser Erde als Mensch gelebt hat, kehrt er nun in die Herrlichkeit Gottes zurück. 

Grenzüberschreitung

Wir leben in einer Welt, in der wir gefangen sind in Raum und Zeit. Die Lebenszeit gibt jedem Menschen den Rahmen vor, innerhalb dessen er in diesem "Gefängnis" lebt. Dass es darüber hinaus eine unsichtbare Dimension gibt, ahnen wir. In der Bibel lesen wir etwas von dieser anderen Wirklichkeit, zu der Gott mit seinen Engeln Zutritt hat, bzw. in ihr lebt. Auch Satan und seine Engel befinden sich darin.

In diese unsichtbare Dimension ist Jesus aufgefahren. Wobei das Wort auffahren daher kommt, dass die Jünger Jesus in den Himmel - die Wolken - auffahren sahen. Wörtlich steht im Text, dass Jesus emporgehoben und von einer Wolke aufgenommen wurde. Auf diesem Weg verschwand er vor ihren Augen. Daher kommt der Begriff Himmelfahrt. Er ist auch aus folgender Perspektive heraus treffend:

Jesus ist über uns, in dem Sinne, dass er den Überblick hat! Er ist oben, in dem Sinne, dass er an höchster Stelle steht!

Heinz-Werner Neudorfer schreibt erklärend dazu folgendes: „Den Ansatz zum Verständnis der Himmelfahrt Jesu bietet uns das Stichwort „Wolke“. Die Wolke im AT und im NT hat eine besondere Bedeutung: Sie verhüllt die Herrlichkeit Gottes für das menschliche Auge. In der Wüste erscheint Gott dem Volk immer wieder so verhüllt (vgl. 2. Mose 16,10 u.a.; Psalm 97,2), bei der Verklärung Jesu spricht Gott aus der Wolke zu den Jüngern (Matthäus 17,5) und bei seiner Wiederkunft wird der Menschensohn in einer Wolke kommen (Lukas 21,27). Für unsere Stelle bedeutet das: Wenn eine Wolke Jesus, den Auferstandenen, aufnimmt, dann geht er damit in Gottes Herrlichkeit ein, von der Immanenz in die Transzendenz, von einem Augenblick auf den anderen.“

Erster Platz im Himmel

Die Himmelfahrt Jesu wird in verschiedenen Texten des Alten Testamentes angedeutet oder angekündigt (Psalm 68,19Psalm 110,1). Auch Jesus selbst spricht bereits vor seinem Tod davon (Johannes 7,33-34).

Das macht deutlich, dass die Himmelfahrt Jesu wie die Ereignisse von Weihnachten und Ostern Teil von Gottes Plan ist. Sie ist nicht einfach ein weiterer kirchlicher Feiertag, sondern gehört zentral zu Gottes Handeln mit Jesus Christus und uns Menschen. 

Durch die Rückkehr zu Gott-Vater hat Jesus seine Daseinsform in gewisser Weise geändert. In der Theologie nennt man die neue Form "Stand der Erhöhung" (nach dem "Stand der Erniedrigung"). Durch die Himmelfahrt ist dieser "Stand der Erhöhung" endgültig erreicht worden. Kurz gesagt, mit der Himmelfahrt ist das Ende der Erniedrigung Christ und sein Eingang in die Herrlichkeit gekommen. Der Apostel Paulus beschreibt diese Zusammenhänge so:

Obwohl Jesus Gott war, bestand er nicht auf seinen göttlichen Rechten. Er verzichtete auf alles; er nahm die niedrige Stellung eines Dieners an und wurde als Mensch geboren und als solcher erkannt. Er erniedrigte sich selbst und war gehorsam bis zum Tod, indem er wie ein Verbrecher am Kreuz starb. Deshalb hat Gott ihn in den Himmel gehoben und ihm einen Namen gegeben, der höher ist als alle anderen Namen. Vor diesem Namen sollen sich die Knie aller beugen, die im Himmel und auf der Erde und unter der Erde sind. Und zur Ehre Gottes, des Vaters, werden alle bekennen, dass Jesus Christus Herr ist. (Philipper 2,6-11

Auch der Apostel Petrus greift diese Tatsache in seiner Pfingstrede auf und bezieht sich dabei auf eine Aussage von König David aus den Psalmen:

Jetzt sitzt Jesus auf dem höchsten Ehrenplatz zur Rechten Gottes im Himmel. Und der Vater hat ihm, wie er es versprochen hat, den Heiligen Geist gegeben, damit dieser über uns ausgegossen wird. So habt ihr es heute selbst gesehen und gehört. Denn David ist nie in den Himmel aufgefahren, und doch hat er gesagt: Der Herr sprach zu meinem Herrn: Setze dich auf den Ehrenplatz zu meiner Rechten, bis ich deine Feinde demütige und sie zum Schemel unter deinen Füßen mache. So soll nun jedermann in Israel sicher wissen, dass Gott diesen Jesus, den ihr gekreuzigt habt, zum Herrn und Christus gemacht hat! (Apostelgeschichte 2,33-36).

Ziel erreicht

Die Himmelfahrt macht deutlich, dass Jesus Christus das Ziel erreicht hat, für das er auf die Welt gekommen ist. Zusammenfassend lässt sich ihre Bedeutung so erklären:

  1. Christus sitzt jetzt auf dem Thron zur Rechten Gottes, von wo aus er das Reich Gottes regiert und auch wiederkommt, um die Welt zu richten (Matthäus 26,64).
     
  2. Die Himmelfahrt bestätigt, dass Jesu Tod nicht umsonst war, sondern dass wir Menschen durch sein Opfer mit Gott versöhnt werden können. Christus ist durch seinen Tod und seine Erniedrigung in die himmlische Herrlichkeit zurückgekehrt (Apostelgeschichte 5,30-31).
     
  3. Durch die Himmelfahrt haben auch wir als Christen die Hoffnung, ähnlich wie Christus in den Himmel einzugehen (Epheser 2,6).
     
  4. Die Zeit der Erhöhung Christi ist die Zeit, in der Christus für seine Nachfolger "die Wohnungen im Hause seines Vaters" vorbereitet (Johannes 14,2-3).
     
  5. Die Zeit der Erhöhung umfasst außerdem die Zeitspanne, in der die christliche Gemeinde auf sein Wiederkommen wartet, damit er die noch ausstehende Vollendung des Reiches Gottes zu einem Abschluss bringt (Philipper 3,20; Offenbarung 1,9).

1H.W. Neudorfer, Apostelgeschichte, 1. Teil aus: Edition C, Bibelkommentar, Hänssler Verlag 2000, Holzgerlingen, S. 21

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