08.11.2016 / Wort zum Tag

„Hier bin ich, sende mich!“

Ich hörte die Stimme des Herrn, wie er sprach: Wen soll ich senden? Wer will unser Bote sein? Ich aber sprach: Hier bin ich, sende mich!

Jesaja 6,8

Ihr Browser unterstützt HTML5 Audio nicht!

Heute geht es um Jesaja, einen Mann, der Gottes überwältigende Herrlichkeit aus nächster Nähe erlebt, sich seinem Handeln vorbehaltlos anschließt und selbst bei einem frustrierenden Auftrag keinen Rückzieher macht.

Das fordert mich heraus, meine eigenen Erfahrungen mit Gottes Aufträgen und seinem Handeln zu überdenken und sein Rufen neu zu beantworten. Ich lese Jesaja 6,8: „Und ich hörte die Stimme des Herrn, der sprach: Wen soll ich senden, und wer wird für uns gehen? Da sprach ich: Hier bin ich, sende mich!“

Jesaja steht direkt vor Gottes Thron. Gott sitzt dort in seiner ganzen Herrlichkeit und Größe, umgeben von gewaltigen Engeln, die ihm dienen und ihn mit mächtigen Worten preisen. Eine überwältigende Szenerie. Und Jesaja mittendrin.

Aber gerade das führt Jesaja seine eigene Unwürdigkeit vor Augen: „Wehe mir, denn ich bin verloren, denn ein Mann mit unreinen Lippen bin ich, und mitten in einem Volk mit unreinen Lippen wohne ich.“ Die Selbsterkenntnis trifft ihn wie ein Schlag: in Gottes Gegenwart bin ich verloren.

Aber jetzt handelt Gott: er schickt einen Engel, um Jesaja zu reinigen. Und noch im tiefsten Tal seiner Selbsterkenntnis und mitten im schmerzhaften Reinigungsprozess hört Jesaja Gottes Frage: „Wen soll ich senden?“  Völlig überwältigt, befreit und aus vollem Herzen sagt er: „Hier bin ich, sende mich.“ Ein unglaubliches Berufungserlebnis.

Dann aber kommt es hammerhart. Ich hätte an Jesajas Stelle meinen Ohren nicht getraut. Gott sagt: „Geh hin und sprich zu diesem Volk: Hören, ja, hören sollt ihr und nicht verstehen! Sehen sollt ihr und nicht erkennen! Mache das Herz dieses Volkes fett, seine Ohren schwerhörig und verklebe seine Augen, damit es nicht sieht, nicht hört und nicht einsichtig wird, damit es nicht umkehrt und Heilung findet!“

Was ist das denn für ein Auftrag? Will Gott mich auf den Arm nehmen? Dafür habe ich mich nicht gemeldet! Gott, wie willst du denn auf diese Weise dein Volk zurückgewinnen? Was soll das für eine Strategie sein? Das ist doch völlig kontraproduktiv! Solche Gedanken müssen Jesaja  eigentlich durch den Kopf gegangen sein. Trotzdem macht er keinen Rückzieher. Er übernimmt Gottes Auftrag und erlebt in der Folge mit ihm große Hochs und Tiefs.

Jesaja, ein Mann, der Gottes Herrlichkeit aus nächster Nähe erlebt, sich seinem Handeln vorbehaltlos anschließt und selbst bei einem scheinbar auf´s Scheitern angelegten Auftrag keinen Rückzieher macht. Und wie ist das mit mir? Früher haben wir mit großer Begeisterung ein Lied gesungen, das diesen Losungs-Vers zitiert. Ja, wir wollten uns senden lassen. Wir wollten in Gottes Auftrag unterwegs sein, seine gute Botschaft weitersagen und erleben, wie er das Leben von unseren Freunden verändern würde. Und so bin ich damals angetreten, ich habe auf Gottes Ruf geantwortet und bin mit ihm losgegangen.

In vielen Situationen habe ich sein großartiges Handeln erlebt und seine Herrlichkeit gesehen. Aber eben auch das andere. Menschen kamen nicht zum Glauben.  Krankheiten oder Beziehungen wurden nicht geheilt. Gemeinden veränderten sich nicht. Oft habe ich Gottes Strategie und seinen Zeitplan angezweifelt: müsste das nicht alles etwas zielstrebiger, schneller und überwältigender vor sich gehen bei einem so großen Ziel? Meine Geduld und mein Vertrauen wurden auf eine harte Probe gestellt.

Alle diese Erfahrungen werden durch diesen Text vor meinem inneren Auge wieder lebendig. Und wenn ich Gottes Frage an Jesaja, die er letzten Endes jedem seiner Nachfolger stellt, für mich neu höre, dann ist das eine wirklich herausfordernde Frage: Bin ich noch dabei? Bin ich nach wie vor bereit, mich Gottes Handeln, seiner Strategie und seinem Zeitplan anzuschließen?  Lasse ich mich weiterhin senden, egal was kommt?

Und ganz konkret: Gehe ich heute, egal, in welche Situationen und Begegnungen er mich führt? Ich antworte mit einem klaren „Ja“. Hier bin ich, sende mich. Denn ich weiß aus eigener Erfahrung, dass selbst die Tiefs im Dienst Gottes tausendmal besser sind als viele Hochs und Erfolge, die ich ohne ihn erreicht habe. Wie entscheiden Sie? Ich lade Sie ein, während der folgenden Musik darüber nachzudenken und auf Gottes Frage zu antworten.

Autor/-in: Petra Foede