15.05.2012 / Wort zum Tag

Hesekiel 37,14

„Ich will meinen Odem in euch geben, dass ihr wieder leben sollt, und will euch in euer Land setzen, und ihr sollt erfahren, dass ich der Herr bin.“

Hesekiel 37,14

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Es gibt Zeiten, da scheint uns alles aussichtslos. Wir sind am Ende unserer Kräfte, fühlen uns ausgebrannt, mutlos und leer. Nirgendwo ist ein Fünkchen Hoffnung, nirgendwo ein Grund zur Freude auf den nächsten Tag; wir haben das Gefühl, dass Gott ganz weit weg ist von uns, uns vergessen hat in unserer hoffnungslosen Lage.
Das Alte Testament berichtet uns von so einer Situation in der Geschichte des Volkes Israel. Sie hatten ihre Heimat verloren, waren verschleppt worden in ein fremdes Land, wo sie unter fremden Völkern in einer fremden und feindlichen Kultur leben mussten. Ohne Hoffnung, jemals wieder ihre schöne Heimat wiederzusehen, ohne Hoffnung, jemals wieder in Freiheit leben zu können, saßen sie mutlos in dem fremden Land, die Herzen voller Trauer und Verzweiflung über ein Leben, das jeden Glanz und jeden Sinn verloren hatte. „Unsere Knochen sind verdorrt, unsere Hoffnung ist verloren, es ist aus mit uns!“ klagen sie.
Da spricht Gott zu Hesekiel, dem Propheten, der das Volk begleitet, und zeigt ihm ein ganzes Tal voller alter, trockener Knochen. Ein Bild der absoluten Hoffnungslosigkeit. Was kann man mit so alten, verdorrten Knochen noch anfangen? „Predige zu ihnen“,   befiehlt Gott dem Propheten und der predigt den toten Knochen Gottes Wort des Lebens, bis die Knochen wieder zu einer ganzen Armee von lebendigen Menschen werden. Während Hesekiel noch über das Wunder staunt, das er gesehen hat, verspricht ihm Gott mit dem Vers der heutigen Losung, dass er sein Volk genauso wiederbeleben wird, wie die alten, dürren Knochen. Bei Hesekiel, im Kapitel 37 heißt es: „Ich will meinen Odem in euch geben, dass ihr wieder leben sollt, und will euch in euer Land setzen, und ihr sollt erfahren, dass ich der Herr bin.“ Sie sind doch immer noch sein Volk, das er von Herzen liebt. Sie sollen wieder leben und wieder in ihrem Land wohnen, d. h. in Freiheit und Gemeinschaft mit ihrem Gott, ein Leben, das Freude macht und Sinn hat.
Diese Geschichte aus dem Leben von Gottes Volk spricht auch in Ihr und mein Leben. Es gibt Zeiten, da scheint uns alles aussichtslos. Ein Konflikt in der Familie oder eine Krankheit, eine berufliche Krise oder eine Krise in der Gemeinde, vielleicht sogar alles das zusammen – was immer es ist, es bleibt uns eine Hoffnung. Wir Christen sind noch immer Gottes Volk, Menschen, die Gott lieb hat, Menschen, die ihr Leben ihm anvertraut haben. Auch, wenn wir schon meinen, dass Gott ganz weit weg ist von uns: Er ist treu und er will, dass wir leben.

Hesekiel predigt Gottes Wort und die toten Knochen werden lebendig. Das soll uns daran erinnern, dass Gottes Wort Leben schafft. „Und Gott sprach“ ist der Beginn allen Lebens in dieser Welt. Ein guter Freund von mir war Pastor einer Gemeinde, die von Konflikten zerrüttet und in reinen Äußerlichkeiten erstarrt war. Alle Bemühungen um einen Neuanfang schienen vergebens. Endlich, nach einer langen Dürrezeit, blühte die Gemeinde wieder auf, entstand wieder eine lebendige Gemeinschaft. Auch das ein kleines Wunder. Im Rückblick darauf sagte mein Freund mir einmal: Das Wichtigste war die Predigt von Gottes lebendigem Wort. Das Evangelium von Jesus Christus ruft Menschen zum Leben und zur Hoffnung, wo wir nichts mehr für möglich halten. Jesus ist auferstanden, um uns zu zeigen, dass die Kraft der Liebe Gottes stärker ist als der Tod.      
Es gibt Zeiten, da scheint uns alles aussichtslos. Aber das ist nur der Schein. In Wirklichkeit ist Gott uns nahe und er will, dass wir leben. Darum gibt es immer noch einen Grund zur Hoffnung: Gottes Liebe, die uns Leben schenkt.

Autor/-in: Professor Dr. Jürgen von Hagen