06.08.2013 / Wort zum Tag

Hesekiel 33,11

So kehrt nun um von euren bösen Wegen. Warum wollt ihr sterben?

Hesekiel 33,11

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Das Bibelwort hat es wahrlich in sich:

"So kehrt nun um von euren bösen Wegen. Warum wollt ihr sterben?"  Hesekiel 33,11

Wann haben Sie das letzte Mal zu jemandem gesagt, er möge von seinen bösen Wegen umkehren? Ach, das haben Sie nur manchmal still gedacht, aber es lieber nicht ausgesprochen? Oder es wenigsten deutlich netter formuliert, etwa: Könntest du dir nicht vorstellen, dich etwas anders zu verhalten? Oder vielleicht: Möchtest du nicht einmal etwas anderes probieren?

Ich bin es jedenfalls gewohnt, vorsichtig und behutsam zu formulieren, auch wenn ich davon überzeugt bin, dass mein Gegenüber sich falsch verhält. Wahrscheinlich geht es ihnen ähnlich. Und es ist ja auch oft gut so, nicht gleich mit der Tür ins Haus zu fallen. Vielleicht habe ich ja etwas übersehen, die Situation doch falsch eingeschätzt? Also immer gemach.

Hesekiel geht da ganz anders vor. Er verstrickt sich nicht in eine sinnlose Diskussion, was vielleicht böse Wege sind. Sein Augenmerk ist auf die Umkehr gerichtet. Und ist es da nicht ganz egal, ob ich nur etwas falsch laufe oder etwas mehr oder sogar ganz doll? Wenn es darum geht, ein Ziel zu erreichen, spielt es doch keine Rolle, ob ich es nur knapp oder ganz weit verfehlt habe.

Und weil es um ein ganz wichtiges Ziel geht, spricht Hesekiel offen aus, was er denkt. Das Ziel ist das Leben. Und deshalb fährt er provozierend fort: Warum wollt ihr sterben?

Wer will schon sterben! Eigentlich wissen ja alle, dass uns eines Tages der Tod erwartet. Aber ich muss ja nicht ständig daran denken. Und auch nicht gelegentlich. Eigentlich fast nie.

Deshalb gehört es zu den besonderen Momenten, wenn ich dem Gedanke an den Tod nicht ausweichen kann. Vielleicht weil ein Mensch, der mir nahe steht, selbst das Ende seines Lebens erreicht hat. Oder sogar weil ich spüre, wie meine eigene Kraft mehr und mehr nachlässt. Mich hat noch keiner so wie Hesekiel gefragt, ob ich sterben will. So was gehört sich doch nicht in unserer Gesellschaft, das verbietet schon der gute Ton.

Hesekiel hält sich auch hier nicht an gesellschaftliche Konventionen. Was wichtig ist, muss er sagen.

Sterben und verfehlen des Lebenszieles gehört zusammen. „Kehrt nun um von euren bösen Wegen. Warum wollt ihr sterben?“ Steckt da nicht der Umkehrschluss drin: Wenn ihr euer Lebensziel erreicht, werdet ihr nicht sterben?Ja, muss man denn nicht auf jeden Fall sterben?

Hesekiel würde klar antworten: Nein, muss man nicht. Wirkliches Leben findet nicht auf bösen Wegen statt. Böse bedeutet hier einfach, Wege, die Gott nicht für mich vorgesehen hat, Wege, die nicht zu meinem Besten dienen.

Denn Leben in der Übereinstimmung mit dem Willen meines himmlischen Schöpfers, wirklich gutes Leben, das endet nicht. Nein, das ist ewig! Natürlich ist die Zeit meines Lebens hier auf der Erde begrenzt. Aber das Leben in der Gemeinschaft mit meinem Schöpfer geht weiter.

Jeder ist zu diesem Leben eingeladen. Niemand muss tun, was ihm schadet und was ihn sterben lässt. Ist das nicht schön?

Autor/-in: Pfarrer Reinhard Arnold