26.06.2011 / Wort zum Tag

Hesekiel 18,32

Bekehrt euch, so werdet ihr leben.

Hesekiel 18,32

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Hat Sie auch schon mal jemand gefragt, wann Sie sich bekehrt haben? Ich mag diese Frage nicht. Nicht deshalb, weil sie mir zu persönlich ist. Über das, was mir wirklich wichtig ist, gebe ich schon Auskunft. Aber die Frage hat für mich einen unangenehmen Beigeschmack.

Aber immer der Reihe nach. Was möchte der Fragesteller eigentlich von mir wissen? Er hätte mich ja fragen können, ob ich Christ bin und wenn ja, seit wann. Das hat er aber nicht gefragt. Als Christ verstehen sich viele, vielleicht sogar zu viele – obwohl ich mich nie an die Stelle Gottes setzen wollte und entscheiden, wer diese Ehrenbezeichnung für sich in Anspruch nehmen darf. Dem Fragesteller geht es um die Bekehrung. Bekehrung heißt Richtungswechsel und Wechsel in der Chefetage. Mein Leben hat sich geändert. Meine Wertevorstellungen und entsprechend mein Verhalten sind anders geworden. Nicht mehr ich stehe im Mittelpunkt meines Lebens. Das heißt, ich muss auch nicht mehr allein mit allen Problemen fertig werden. Mein Schöpfer hat das Steuerruder meines Lebens übernommen. Und da er mich gemacht hat, weiß er auch, was am besten für mich ist.

Leider bin ich dadurch nicht perfekt geworden. Ich mache immer noch Fehler, greife meinem Schöpfer noch allzu oft ins Steuer, halte mich immer noch für klüger, nur weil mir der Überblick fehlt. – Nein, perfekt bin ich durch die Bekehrung nicht geworden. Besser bin ich nicht, aber besser dran bin ich wohl. Ich stehe nicht mehr allein. Ich kann Fehler zugeben, und ich kann immer wieder von neuem anfangen.

Wem habe ich das zu verdanken? Bin ich durch meine eigene Einsicht auf den Gedanken gekommen, dass Gott mit mir ist? Und selbst wenn, wem hätte ich meinen Intellekt zu verdanken? Nein, lieber Fragesteller, ich kann dir das nicht so sagen, wann ich mich bekehrt habe. Gott allein ist es, der hier handelt. Gott hat mich zuerst bekehrt. Er schenkt mir Einsicht und Liebe, er ändert mein Leben. Manchmal komme ich mit seinem Tempo noch nicht ganz mit. Dann mache ich Fehler. Er zeigt sie mir und vergibt mir, er verstößt mich nicht.

Mein einziges Zutun dabei ist es, dass ich Gott handeln lasse, dass ich auf sein Angebot eingehe. So verhilft er mir zu dem Leben, für das er mich erschaffen hat, wie es beim Propheten Hesekiel heißt: Bekehrt euch, so werdet ihr leben (Hesekiel 18,32). Haben Sie Gott in Ihr Leben auch eingreifen lassen und ihm das Steuer übergeben?

Autor/-in: Pfarrer Reinhard Arnold