08.11.2012 / Wort zum Tag

Hesekiel 18,25

Und doch sagt ihr: "Der Herr handelt nicht recht." So höret nun, ihr vom Hause Israel: Handle denn ich unrecht? Ist's nicht vielmehr so, daß ihr unrecht handelt?

Hesekiel 18,25

Ihr Browser unterstützt HTML5 Audio nicht!

Der Mensch kann gegen Gott eine ganze Weile meckern. Das ist er gewöhnt. Das
haut ihn nicht um. Es wirft den Chef des Universums nicht gleich von seinem
Thron, wenn Klein-Erna aus Unterbichelsdorf etwas an seiner Weltregierung auszusetzen hat. Sie kann sich ruhig jeden Morgen vor den Spiegel stellen und bei
Gott beschweren, dass er ihr nicht so eine Traumfigur gegeben hat wie der Heidi
Klum. Es ist sogar erlaubt, Zweifel auszusprechen, Fragen zu stellen oder ihm
zu sagen, dass man ihn nicht versteht. Die Bibel, besonders die Psalmen, ist
da voller Beispiele. Einer hat sogar mal in tiefster Verzweiflung und Todesangst ihn
angeschrien: “Mein Gott, warum hast du mich verlassen?” Das war Jesus, der Sohn Gottes. Was er und andere Gläubige der Bibel gemacht haben, dürfen wir auch. Aber darf man Gott vorwerfen, dass er unrecht handelt? Ihr sagt:
“Der Herr handelt nicht recht”. Aber das geht zu weit. Mit diesem Vorwurf
wird eine Grenze überschritten. Das ist nicht nur Kritik an einer einzelnen
Handlung. Es ist das grundsätzliche Infrage stellen einer Eigenschaft, die das
Wesen Gottes ausmacht —seine Gerechtigkeit. Aus unzähligen Stellen, die von
Gottes Gerechtigkeit sprechen, wähle ich einige aus: Der Herr ist gerecht.
“Der Herr ist gerecht in allen seinen Wegen.” “Der Herr liebt die Gerechtigkeit.” “Deine Gerechtigkeit ist eine ewige Gerechtigkeit. “ Wie können da Menschen wagen, Gott ungerechtes Handeln vorzuwerfen? Diesen schweren Vorwurf,
der das Innerste Gottes betrifft, nimmt er nicht schweigend hin. Er fragt
zurück: So hört nun, ihr vom Hause Israel: Handle denn ich unrecht? ist s
nicht vielmehr so, dass ihr unrecht handelt?” Damit wird der Mensch in seine
Schranken verwiesen. Gott hält dem Besserwisser die rote Karte vors Gesicht:
Jetzt bist du zu weit gegangen! Wer sind denn wir Menschen im Vergleich zu
Gott? Wir können nicht mal unsern eignen Ehepartner verstehen, nicht unseren
Chef, ja nicht einmal uns selbst! Und da erlauben wir uns ein Urteil über
die Majestät Gottes? ist es nicht eine ungeheure Arroganz, wenn so ein vergängliches Staubkorn dem ewigen Gott Ungerechtigkeit vorwirft? Gott übersieht
die Geschichte und Geschicke der Völker und der einzelnen Menschen, er allein kennt die Zusammenhänge und vor allem das Gewirr von Schuld und Sünde, in
dem wir stecken. Und was nun speziell das Unrecht betrifft, das Gott vorgeworfen wird, so müssen wir sündigen Geschöpfe uns fragen lassen: “Ist’s nicht vielmehr, so, dass ihr unrecht handelt?” Hier kann kein einziger Mensch
widersprechen. Deshalb sagt uns die Bibel heute: “Demütigt euch unter die gewaltige Hand Gottes, damit er euch erhöhe zu seiner Zeit.” Was heißt “demütigt euch?” Der Prophet Hesekiel benutzt dafür einen anderen Ausdruck. Er sagt; “Bekehrt euch.” Das heißt: Bekennt eure Sünde, wendet euch zu Gott. Diese Aufforderung zur Bekehrung ist das Schönste an diesem Kapitel, überhaupt an Gott. Er könnte sich ja beleidigt zurückziehen und
sagen: Euer Vorwürfe, ich sei ungerecht, ist so unverschämt, dass ich die Beziehung zwischen uns abbrechen. Zwischen uns ist es aus. Stattdessen sagt er:
Nun kommt doch her zu mir. Glaubt mir, vertraut mir, dass ich es gut mit
euch meine und gut mit euch mache. “Bekehrt euch, so werdet ihr leben.”
Bekehrt euch — das ist der Schlüssel zum Leben. Wenn Sie das jetzt tun möchten, dann beten Sie mit mir: Allmächtiger Gott, ich brauche dich. Ich habe
bisher mein Leben selbst bestimmt. Ich habe gegen dich gesündigt. Bitte,
vergib mir meine Schuld. Ich gebe dir jetzt mein Leben mit Leib, Seele und
Geist. Mit Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Übernimm die Herrschaft
in meinem Leben und verändere mich, wie du mich haben willst. Amen.

Autor/-in: Pfarrer i. R. Dr. Theo Lehmann