04.01.2022 / Wort zum Tag

Herzensgebet

Sei mir gnädig, Gott, sei mir gnädig! Denn auf dich traut meine Seele.

Psalm 57,2

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Sei mir gnädig!
Steh mir bei!
Hilf mir!
Erbarme dich!

Haben Sie schon mal so gebetet? Ich schon. Das passiert mir immer dann, wenn ich nicht mehr weiterweiß. Wenn sich kein Weg auftut. Und die Feinde übergroß werden. Einer meiner Feinde heißt „Kaputte Beziehung“.

Und ich bete und bete. Flehe und frage. Ich lese die Bibel. Rede wieder mit Gott. Nur: Irgendwann bin ich dann so leer, dass mir die Worte fehlen, weil alles gesagt ist. Und dann ist in mir nur noch ein: Sei mir gnädig. Gott, sei mir gnädig! Sei mir gnädig…Immer und immer wieder. Das läuft dann ganz von selbst, und ich fühle mich Gott nahe.

Die Bibel erzählt von Menschen, die ähnliches erlebten. In Psalm 57 berichtet David von seinen Feinden. Er war in die Wüste geflohen, um sich vor König Saul zu verstecken. Der wollte ihn nämlich töten. David suchte Zuflucht in einer Höhle.

Ich kann mir gut vorstellen, was er alles gebetet hat: Herr, wann hört das endlich auf? Ich habe dem König Saul doch gar nichts getan. Warum will er mich töten? Hilf mir doch. Ich halte das nicht mehr lange durch. Ständig auf der Flucht sein. Das ist doch kein Leben. Greif ein!

Und irgendwann fehlten auch David die Worte. Und er rief oder murmelte nur noch:

Sei mir gnädig, Gott, sei mir gnädig! Denn auf dich traut meine Seele.

Nachzulesen in Psalm 57, Vers 2. Ein Herzensgebet.

David bat um Gottes Gnade. Er spürte: Ich schaffe es nicht allein. Schau gnädig auf mich herab, Gott! Und schenke mir dein Erbarmen, deine Gunst. Ich weiß, ich habe das nicht verdient und trotzdem bitte ich dich: Hol mich hier heraus!

Und dieses Gebet war entscheidend. Es wurde nämlich noch mal spannend.

König Saul hielt mit seinen Soldaten genau vor der Höhle, in der sich David versteckt hatte. Und suchte sich dort ein Plätzchen, um einem menschlichen Bedürfnis nachzugehen. (1. Samuel 24) 

Es wäre ein leichtes für David gewesen, seinen Feind zu töten. „Doch er hatte ein schlechtes Gewissen dabei, und sein Herz klopfte wild.“ (1. Samuel 24, 6) Er tat es also nicht. Warum nicht?

Weil Gott sein Gebet erhört hatte. Dieses „Gott sei mir gnädig“ hatte David´s Herz verändert. Da war Gottvertrauen hineingekommen. Deswegen konnte er dieser Versuchung widerstehen. Oder anders gesagt: Es hätte sich für David einfach falsch angefühlt, Saul umzubringen. 

Ich habe Ihnen vorhin gesagt, dass einer meiner Feinde „Kaputte Beziehung“ heißt. Und jedes Mal, wenn ich diese Person sehe, steigt Bitterkeit in mir hoch, Groll und Ärger. Ich will das gar nicht. Und doch passiert es. Da flüchte ich auch zu meinem Gott:
„Sei mir gnädig, sei mir gnädig! Lass mich bitte kein falsches Wort sagen.

Hilf mir zu vergeben. Ich schaffe das nicht allein.“ 

Hätte David damals nicht gebetet, wäre er vielleicht zum Mörder geworden. Wer weiß, wovor Gott mich schon bewahrt hat!

Und darauf kommt es doch an: Wenn die Feinde vor der Tür stehen, wenn sie uns beschäftigen, lassen Sie uns mit David von Herzen beten: 

Sei mir gnädig, Gott, sei mir gnädig! Denn auf dich traut meine Seele.

Autor/-in: Birgit Wolfram