27.01.2016 / Wort zum Tag

Herr der Geschichte

HERR, du gabst unsern Vätern deinen guten Geist, um sie zu unterweisen.

Nehemia 9,20

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Das Großprojekt, weswegen Nehemia seinerzeit nach Jerusalem gereist war, ist vollendet. Die von den Babyloniern vor über 70 Jahren eingerissene Stadtmauer ist wieder aufgebaut. Jetzt sind die Bewohner ihren Feinden nicht mehr schutzlos ausgeliefert. Wenn das kein Anlass zum Feiern ist!

Ein Fest wird angesetzt. Mehrere Tage lang versammeln sich die Menschen in Jerusalem und vergegenwärtigen sich die großen Taten Gottes in der Geschichte ihres Volks. Einige Zeit später findet eine gemeinsame Fastenaktion statt: In diesem Zusammenhang fällt der Satz im Buch Nehemia Kapitel 9, 20: „Herr, du gabst unsern Vätern deinen guten Geist, um sie zu unterweisen.“

Ich finde, dieser kurze Satz hat es in sich. Zunächst wird Gott als Herr angesprochen. Hier geht es nicht um die höfliche Anrede eines Fremden, so wie wir das von der deutschen Sprache kennen, zum Beispiel Herr Meier. Denen, die fasten, ist klar: Gott ist ihr Herr. Als Herrn müssen sie ihn ansprechen. Mit diesem einfachen Wort „Herr“ bringen sie Respekt, Unterordnung und Verehrung zum Ausdruck. Das will ich mir vor Augen halten, wenn ich das nächste Mal zu Gott, meinem Herrn, bete.

Dann ist die Rede von „unseren Vätern“. Gemeint sind all jene, die früher gelebt haben. Klar ist aber auch: Es gibt eine Verbindung zwischen denen, die früher gelebt haben, und den versammelten Juden. Das drückt das Wort „Väter“ aus. Gott ist ein Gott der Geschichte. Das war zur Zeit Nehemias so und das ist heute noch genauso. Er war der Herr meiner Vorfahren genauso, wie er heute mein Herr ist und wie er für die nach mir kommenden Generationen Herr sein will. Den „Vätern“, also den Vorfahren, hatte Gott seinen „guten Geist“ gegeben. Das machen sich die in Jerusalem versammelten Juden bewusst.

In gleicher Weise will er uns diesen „guten Geist“ geben. Das bestätigt Jesus im Neuen Testament. Dort lese ich, dass der Geist Gottes mich in alle Wahrheit führen wird. Ich muss mich nur auf ihn einlassen. „Herr, du gabst unsern Vätern deinen guten Geist, um sie zu unterweisen“, heißt es im Buch Nehemia. Diese Erkenntnis will ich  in diesem Jahr auf mein Leben anwenden:

1. Ich will Gott als meinen Herrn verehren, mich bewusst, ihm unterordnen und ihm den Respekt zollen, der ihm gebührt.

2. Weil er der Herr der Geschichte ist, mache ich mir bewusst, dass vor mir bereits viele diesem Herrn gedient haben. Ich profitiere vom Glauben derer, die ihn mir vorgelebt haben. 

3. Ich will mich von Gottes gutem Geist unterweisen lassen. In Anlehnung an Jesu Verheißung: Gottes guter Geist soll mich in alle Wahrheit führen. Dieses Versprechen macht mir der Sohn Gottes.

Autor/-in: Wolf-Dieter Kretschmer