21.07.2022 / Wort zum Tag

Heilsame Scham

Du wirst an deine Wege denken und dich schämen, wenn ich dir alles vergeben werde, was du getan hast, spricht Gott der HERR.

Hesekiel 16,61.63

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„Schämst du dich denn gar nicht?“, das habe ich oft von meinen Eltern gehört. Als kleines Kind, wenn ich mal wieder etwas ausgefressen hatte. Oberpeinlich war das, wenn ich zur Rede gestellt wurde. Oft habe ich mich weit weggewünscht und gehofft, dass der Kelch an mir vorübergehen würde. Aber diese Hoffnung hat sich fast nie erfüllt!

Erst, wenn die Sache geklärt und ich mich entschuldigt hatte, war alles wieder gut. Und natürlich musste ich versprechen, so etwas nie mehr zu tun.

Kindheitserfahrungen!
An die wurde ich erinnert, als ich folgenden Vers las:

Du wirst an deine Wege denken und dich schämen, wenn ich dir alles vergeben werde, was du getan hast, spricht Gott der HERR.

Nachzulesen im Buch Hesekiel, Kapitel 16, die Verse 61 und 63.

Wer war denn dieser Hesekiel? Er lebte im 6. Jahrhundert v. Chr. und war Priester und Prophet. Also jemand, der manchmal Gottes Stimme hörte und dieses Wort an die Menschen weitergab. Hesekiel war – wie die anderen Israeliten auch - ein Kriegsgefangener und lebte weit weg von seiner Heimat Jerusalem.

In diese Situation hinein sprach Gott:

„Liebes Volk Israel, du wirst an deine Wege denken und dich schämen!“

Und so war es. Jetzt saßen sie in der Ferne und hatten Zeit zum Nachdenken. „Wir kommen allein zurecht!“, hatten sie getönt. „Wir brauchen Gott nicht!“ Pustekuchen! (Hesekiel 5,6)

Die Vergangenheit ist eben nicht egal. Sie beeinflusst immer die Gegenwart und sogar die Zukunft. Auch wenn viele Menschen versuchen, ihre Schuld zu verdrängen, zu leugnen, zu rechtfertigen. Sie bleibt. Und wirkt sich aus.

„Du wirst an deine Wege gedenken!“

Wie ist denn mein Leben bisher verlaufen?
Gibt es Lebensbereiche, in die ich Gott nicht hineinlasse?
Was ist mit meiner Schuld?

Zu den Israeliten sagte Gott:

„Wenn ich euch alles vergebe, wirklich alles, dann werdet ihr euch in Grund und Boden schämen. Denn dann wird euch klar, was ihr mir angetan habt. Und nicht nur mir, sondern auch euch selbst und anderen Menschen.“

So ist es mit den Wegen. Wer sie im Lichte Gottes sieht, wird vor Scham versinken.

Es gibt also diesen Moment, in dem Sie und ich für unser Tun Rechenschaft ablegen müssen. Einen dieser Momente habe ich erlebt, als ich anfing, mich für Gott zu interessieren. Und Jesus begegnete. Da habe ich erkannt: Herr, nicht alles ist gut. Ich bin schuldig geworden. Bitte vergib mir.

Ja, ich kenne Situationen in meinem Leben, für die ich mich schäme. Weil ich Gott enttäuscht oder andere Menschen durch mein Verhalten verletzt habe. Da brauche ich Vergebung. Und einen Neuanfang. Immer wieder.

Gott weiß das schon längst. Auch Israel durfte damals neu anfangen. „Weil ich dir alles vergeben werde, was du getan hast“.

Und damit kündigte Gott einen ewigen Bund an (Vers 60), der sich auf das kostbare Blut Jesu gründet. (Matth. 26,28) Und der gilt heute noch.

Übrigens: Nach dem Schämen kommt das Freuen! Denn mit der Vergebung kommt Freude ins Herz. Und Friede.

So wie in meiner Kindheit: Erst, wenn die Sache geklärt und ich mich entschuldigt hatte, war alles wieder gut. Und natürlich musste ich versprechen, so etwas nie mehr zu tun.

Autor/-in: Birgit Wolfram