07.01.2011 / Wort zum Tag

Hebräer 4,16

Lasst uns also freimütig hintreten zum Thron der Gnade, damit wir Barmherzigkeit erlangen und Gnade finden und uns so geholfen werde zur rechten Zeit.

Hebräer 4,16

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Ovomaltine ist ein in der Schweiz berühmtes und beliebtes Produkt. Mit dem malzhaltigen braunen Pulver kann die Milch schmackhaft angereichert werden. In Deutschland hat sich dieses Erzeugnis übrigens nie durchgesetzt. Vor Jahren wurde in der Schweiz mit dem folgenden Slogan für Ovomaltine geworben:

„Häsch hüt dini Ovo schon gha?“ – „Hast du heute deine Ovomaltine schon gehabt?“

„“Entsprechend frage ich Sie, liebe Zuhörerin, lieber Zuhörer: „Haben Sie heute Ihre Audienz bei Gott schon gehabt?“ Oder mit einem heutigen Bild gesagt: „Haben Sie Ihren heutigen Besprechungstermin mit dem höchsten Chef schon wahrgenommen?“ Der heutige Lehrtext fordert uns auf, freimütig zum Thron der Gnade zu treten, d.h. zu Gott oder eben – zu unserm höchsten Chef – zu kommen.

Johnny Cash hat einst mit seiner sonoren Stimme im Lied „I talk to Jesus every day“ diesen Moment so beschrieben: “I have a talk with him each day and he's interested in every word I say. No secretary ever tells me he's been called away. I talk to Jesus every day.” – „Ich habe täglich eine Unterhaltung mit ihm, und er ist an jedem Wort interes-siert, das ich sage. Keine Sekretärin sagt mir je, er sei weggerufen worden. Ich spreche täglich mit Jesus.“

Wir sollen und dürfen vor Gott treten – und dies „freimütig“. „Freimütig“ – das ist ein selten gebrauchtes, aber schönes Wort. Sinnverwandte Wörter sind aufrichtig, ehrlich, zuverlässig, geradlinig, offenherzig, wahrhaftig, arglos, echt, rundheraus. Jedes dieser Wörter lässt sich hier einsetzen, um die Art zu beschreiben, wie wir vor Gott treten können. Wir sollen aufrichtig und ehrlich sein, wenn wir zu Gott kommen. Schließlich sind wir vor Gott ohnehin ein offenes Buch. Zuverlässig sollen wir sein, denn der Kontakt zu Gott braucht unsere Stetigkeit. So dürfen wir mit offenem Herzen zu ihm kommen und rundheraus mit ihm reden.

Als ich mich vor einiger Zeit früh am Morgen an den Computer setzte, um am Text für dieses „Wort zum Tag“ weiterzuschreiben, realisierte ich, dass ich noch gar nicht vor Gott gekommen war. „Das kannst du nicht machen“, sagte ich mir: „Du gibst den Rat, täglich mit Gott zu reden und machst es selber nicht.“ Als ich die Zeit mit Gott nachgeholt hatte, überkam mich – wie schon oft in solchen Zeiten – ein tiefes Glücksgefühl. Was haben wir doch für einen Gott, dass wir mit ihm in einem steten Gespräch sein dürfen! Und wie viel Geduld er doch mit uns hat, wenn wir nicht immer ganz zuverlässig sind. Ich habe mich auch schon mal geschämt, wenn ich nach Tagen der Unzuverlässigkeit wieder einmal vor Gott gekommen bin. Ich tue ja so, als ob er froh sein müsste, dass ich mir wieder einmal Zeit für ihn nehme. Und dabei ist es genau umgekehrt.

„Wie glücklich ist ein Mensch, der Freude findet an den Weisungen des HERRN, der Tag und Nacht in seinem Gesetz liest und darüber nachdenkt“, heißt es im 1. Psalm. In die Sprache des Neuen Testamentes übersetzt, würde dieser Vers wohl so tönen: „Glücklich der Mensch, für den Jesus der Weg zum Vater im Himmel geworden ist. Glücklich, wer täglich die Nähe zum dreieinen Gott sucht und sich von ihm Kraft und Wegweisung schenken lässt.“

Wir werden also eingeladen, vor Gott hinzutreten. Und was die Einladung noch einladender macht: In unserer täglichen Privataudienz beim Schöpfer werden wir nicht etwa durch die Mangel gedreht, ganz im Gegenteil: Wir werden beschenkt. Uns werde „zur rechten Zeit geholfen“, heißt es. Hier bekennt ein Mensch seine Erfahrung: Er ist zu Gott gekommen und ihm ist geholfen worden. Diese Erfahrung hat er aufgeschrieben. Er lädt die Leserinnen und Hörer seiner Botschaft – also uns! – ein, selber zu Gott zu kommen, in Gottes Herz zu blicken und bei ihm Hilfe zu finden.

„Lasst uns also freimütig hintreten zum Thron der Gnade, damit wir Barmherzigkeit erlangen und Gnade finden und uns so geholfen werde zur rechten Zeit.“ Nachdem wir freimütig zu Gott gekommen sind, werden wir Barmherzigkeit, Gnade und Hilfe erfahren. Das wird uns versprochen. Wer diesem Wort Glauben schenkt, der verhält sich entsprechend: Er kommt regelmäßig in aller Freimütigkeit zu Gott. Was dann geschehen wird, können wir getrost Gott überlassen: Er wird uns Barmherzigkeit und Gnade schenken und uns zur rechten Zeit helfen.

Autor/-in: Pfarrer Alexander Nussbaumer