03.11.2011 / Wort zum Tag

Hebräer 13,15

So lasst uns nun durch Jesus Gott allezeit das Lobopfer darbringen, das ist die Frucht der Lippen, die seinen Namen bekennen.

Hebräer 13,15

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Meine Tochter verbringt ein freiwilliges soziales Jahr in Peru. Sie arbeitet im Armenviertel von Lima, dem Stadtteil „Independencia“. Das heißt übersetzt „Freiheit“. Die Hütten ziehen sich den Hügel hoch und werden aus allem gebaut, was an Baumaterial zur Verfügung steht, meist fensterlos, der Boden aus gestampfter Erde, das Dach aus Wellblech, nicht abgedichtet, so dass nicht nur der Wind durchpfeift, sondern auch kleines Getier ungehindert Zutritt hat. Wasser und Strom sind längst nicht selbstverständlich. Geteerte Straßen, auf denen Autos fahren können, gibt es nur am unteren Rand des Hügels. Die oft steilen Wege zu den Häusern sind Trampelpfade, die bei Regen zu glitschigen Flächen werden.

Ich möchte Ihnen aus einem Brief meiner Tochter vorlesen, wie sie das Leben der Menschen dort beschreibt:
„Das Leben in der Independencia ist ein wirklich anderes. Hier gibt es keinen Verkehr und keine Hektik. Hier stehen die Männer mitten in der Nacht auf, um auf dem Markt zu arbeiten, während die Frauen mit ihren Kleinkindern das Haus hüten. Am Nachmittag trifft sich alles auf dem Sportplatz zum Volley- und Fußballspielen, es werden die Hügel bestiegen oder man sitzt vor den Häusern und schaut auf den Sonnenuntergang und das Lichtermeer der Stadt.

Drei Tage habe ich bei einer Familie in Independencia geschlafen. Trotz ihrer großen Armut wurden jegliche Sorgen vor dem Leben dort sofort aufgehoben. Ich habe bei Yessi und Luis und ihren Kindern Aracely und Fabricio gewohnt. Sie haben mich total lieb aufgenommen und ich habe mich sofort wohl bei ihnen gefühlt. Vor allem meine kleine Schwester habe ich total ins Herz geschlossen, die strahlt so viel Lebensfreude aus, das ist unglaublich.

Ich bin meiner Gastfamilie total dankbar für die Erfahrung und besonders schön war der Austausch mit Yessi. Sie ist aus meiner Frauengruppe und dort immer etwas schüchtern, aber bei ihr zu Hause haben wir so viel geredet über sie und ihre Familie, die Schwierigkeiten, die sie schon durchstehen mussten und ihren Glauben. Sie ist Gott wahnsinnig nahe, und man merkt, dass sie ihm vollkommen hingegeben ist.
Es ist schon ein großes Geschenk, wenn eine Frau, die in einem Haus aus Sperrholzplatten und Wellblechdach wohnt, deren Kinder jeden Tag vom Staub und Dreck der Hügel bedeckt nach Hause kommen und deren Familie nur früh morgens für wenige Stunden fließend - kaltes - Wasser hat, wenn so eine Frau sagt, sie sei vielfach von Gott gesegnet.“

Wann sagt ein Mensch, er sei vielfach von Gott gesegnet - wenn er unter solchen Umständen lebt? Diese Frau hat wahrhaftig Gott in ihrem Herzen. Sie strahlt mit ihrem ganzen Wesen das Lob Gottes aus.

Das möchte ich von dieser Frau lernen: Gott zu danken für die vielen Dinge, die mir so selbstverständlich sind, geduldig aus seiner Hand anzunehmen, wohin er mich stellt, ihn zu loben für all das Wunderbare, was ich in seiner Schöpfung wahrnehmen darf und ihn vor anderen zu bekennen und sie einzuladen, Gott kennen zu lernen.
 

Autor/-in: Dorothee Döbler