07.04.2010 / Wort zum Tag

Haggai 2,5

Mein Geist soll unter euch bleiben. Fürchtet euch nicht!

Haggai 2,5

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Ich sehe, was getan werden müsste. Aber ich fürchte, dass ich es nicht leisten kann. Mir fehlt sowohl die Kraft als auch die Gelegenheit, das Erforderliche durchzuführen. Ein ähnliches Unvermögen nehme ich auch bei denen wahr, die als mächtig gelten. Auch ihnen scheint es an Vorstellungs- und Tatkraft zu fehlen, in einer schwierigen Lage die notwendigen Maßnahmen zu ergreifen. Daher breitet sich die Befürchtung aus, dass die Dinge einen unbefriedigenden Verlauf nehmen.

Die Bibel erinnert an eine vergleichbare Situation vor zweieinhalbtausend Jahren. Damals kehrten Rückwanderer aus dem Exil in Babylon heim nach Jerusalem. Sie fanden die Stadt weithin zerstört. Die Schutzmauer war niedergerissen. Überfälle waren an der Tagesordnung. Die Heimkehrer bauten notdürftig ihre Häuser wieder auf, um darin zu wohnen. Der Prophet Haggai drängte dazu, vor allem den Tempel wiederherzustellen, damit man sich zum Gottesdienst versammeln kann. Aber die Kräfte und Mittel reichten zu einem großen Bauvorhaben nicht aus. Vor allem fehlte die nötige Begeisterung für diesen Plan. Die alte Glaubenskraft, die früher ein großartiges Gotteshaus geschaffen hatte, schien nicht mehr lebendig zu sein. Jeder sorgte sich um seine eigenen Angelegenheiten. Es blieb nicht viel Zeit und Geld übrig, sich für das gemeinsame Vorhaben einzusetzen. Einige von den Alten, die vor ca. 70 Jahren noch den vorigen Tempel gesehen hatten, sagten: Was da jetzt entworfen und gebaut wird, ist „wie nichts“, verglichen mit der Pracht des früheren Heiligtums. Da zweifelten die am Bau Beschäftigten, ob es Sinn hat, weiterzuarbeiten: „Es wird ja doch nichts!“ So verbreitete sich eine allgemeine Niedergeschlagenheit.

Da bekam Haggai von Gott den Impuls, die Gemeinde an die Erfahrungen zu erinnern, die, wie sie von Berichten aus der Mose-Zeit wussten, ihre Vorfahren vor Jahrhunderten gemacht hatten: Habt ihr vergessen, wie seinerzeit die Befreiung aus Ägypten vor sich ging? Die Lage schien aussichtslos. Aber Gott hat eingegriffen. Sollte man daraus nicht schließen dürfen, dass auch heute mit ihm zu rechnen ist? Haggai wurde ausdrücklich ermächtigt, die Aufforderung: „Arbeitet unverzagt weiter!“ mit dem Versprechen zu verbinden: „Ich bin mit euch.“ Gott will die verlorene Zuversicht, den Schwung, die Glaubenskraft und Begeisterung wieder erwecken. In dem kleinen Buch des Propheten Haggai, Kapitel 2, Vers 5 steht das Gotteswort: „Mein Geist soll unter euch bleiben. Fürchtet euch nicht!“ Mit 'bleiben' wird in diesem Satz ein starkes hebräisches Wort übersetzt, das zum Ausdruck bringt: Das Zugesagte wird niemals ins Wanken kommen; es steht fest, darauf könnt ihr euch verlassen.

Übrigens hat Jesus, als er sich vor seiner Kreuzigung und Auferstehung von seinen Jüngern verabschiedete, persönlich die Verantwortung dafür übernommen, dass dieses Versprechen wirklich eingelöst wird. Er sagte: „Wenn ich gehe, will ich“ einen inneren Beistand, den „Tröster“, den Heiligen Geist, „zu euch senden“ (Johannes 16, Vers 7). Verrichten wir also heute unsere Arbeit so gut wir können, auch wenn es als unzureichend und fast aussichtslos erscheint! Und rechnen wir damit, dass Gott Wort hält! Gehen wir also ohne Sorge und Befürchtungen, mit Vertrauen durch diesen Tag!
 

Autor/-in: Pfarrer i. R. Dr. Wolfhart Schlichting