09.08.2012 / Wort zum Tag

Habakuk 3,18

Ich will mich freuen des Herrn und fröhlich sein in Gott, meinem Heil.

Habakuk 3,18

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„Nun freu dich doch mal!“ So sagt es manchmal eine Mutter zu ihrem Kind. Das nützt normalerweise nicht viel, wenn das Kind traurig ist. Kann ich überhaupt andere zur Freude auffordern? Oder kann ich mir wenigstens selber vornehmen, mich zu freuen? Was meinen Sie? Unsere Antwort wäre wohl überwiegend nein. Wir sollten zu unseren Gefühlen stehen und unsere Stimmungen nicht künstlich zu verändern suchen, sagen wir. Auf der anderen Seite ist ja bekannt, dass Millionen Menschen Mittel nehmen, die ihre Stimmung aufhellen. Also Medikamente, die sie besser gelaunt, fit und leistungsfähiger machen. Der Markt solcher Psychopharmaka ist riesig.

Erstaunlicher Weise hat die Bibel hier eine andere Meinung als wir heute. Denn so oder ähnlich wie beim Propheten Habakuk kommt es in der Bibel öfter vor: „Ich will mich freuen des Herrn und fröhlich sein in Gott, meinem Heil.“ An anderen Stellen heißt es zum Beispiel: „Freue dich, Israel!“ Oder: „Lobe den Herrn, meine Seele!“ Oder der bekannte Satz aus dem Philipperbrief im Neuen Testament: „Freut euch im Herrn allezeit!

Vielleicht sind wir in unserer was-bringt-es-mir-Haltung zu selbstbezogen und stimmungsabhängig, um das noch zu können. Dann wäre das biblische Menschenbild eine wichtige Erweiterung unseres eingeschränkten Gefühlshaushalts. Wir lernen: Freude und Trauer sind offenbar nicht allein abhängig von den äußeren Umständen und auch nicht von der Stimmung in mir. Da gibt es eine Tiefenschicht, die sich auch bei schwierigen Umständen und mieser Stimmung in uns vom Geist Gottes berühren lässt – ja, die sich ansprechen und verändern lässt.

Der Zusammenhang beim Propheten Habakuk spricht dafür. Denn diese Aufforderung zur Freude steht vor dem Hintergrund der Erfahrung einer Katastrophe und des Gerichtes Gottes. Was also ist es, das einen Glaubenden trotz Krisen und Katastrophen zu einer solchen Selbstaufforderung veranlasst? Ja, der Satz ist darüber hinaus auch ein Bekenntnis. Es ist immer gut, bei einem einzelnen Vers aus der Bibel auf das zu schauen, was vorausgeht und folgt. Hier liefert der Prophet die Erklärung für seinen erstaunlichen Stimmungsaufschwung sofort selbst: „Denn der Herr ist meine Kraft.

Ach ja, erinnern wir uns, das ist doch ein aus dem Wort Gottes bekannter Zusammenhang! Einigen von Ihnen wird das Bibelwort für dieses Jahr in den Kopf kommen: „Meine Kraft ist in den Schwachen mächtig.“ Kraft in und trotz Schwachheit. Freude in allem Leide. Da ist sie wieder, diese fruchtbare Spannung, die glaubenden Menschen zu allen Zeiten Hoffnung in scheinbar aussichtslosen Lagen gab, die auch uns Zuversicht in bedrückten Stimmungen zu geben vermag.

Sie mögen fragen: Was kann ich denn tun, damit es auch für mich so wird? Sicher gäbe es eine Menge gute Ratschläge und psychologische Methoden. Aber ich möchte mich mit Ihnen, die Sie dies jetzt hören, schlicht auf die Jahrtausende alte Erfahrung von Zeugen der Bibel stützen. Ich will mit Ihnen zusammen dieses Dennoch des Glaubens lernen, wie es der Prophet ausspricht: „Ich will mich freuen des Herrn und fröhlich sein in Gott, meinem Heil.“ Und ich möchte Sie einladen, ja bitten, dass Sie mit ihm und mit mir den Grund hinzufügen: Dieser glaubende Widerstand gegen die widrigen Umstände und gegen die herunterziehenden Stimmungen kommt keineswegs aus unseren eigenen Fähigkeiten. Sondern dies ist seine Quelle: „Der Herr ist meine Kraft.

Dann wird das Überraschende geschehen - genau so, wie es Generationen von gläubigen Menschen immer wieder bezeugen. Das Stimmungsbarometer in mir steigt tatsächlich. Die Umstände, so bedrückend sie sein mögen, treten hinter dem Glanz der Wahrheit zurück, dass „Gott mein Heil ist“, wie es der Prophet sagt. Die Kraft Gottes wird in mir Schwachem mächtig. Ich bekomme neue Zuversicht. In diesem Sinne ist es also möglich und dazu äußerst hilfreich, mich selbst zur Freude aufzufordern.

Autor/-in: Pfarrer Axel Nehlsen