06.01.2022 / Zum Schwerpunktthema

Hab nur Mut!

Mutig handeln, mutig vertrauen: Vielleicht ist es genau das, was wir in diesen Tagen besonders brauchen.

Unbeständig, unsicher und komplex: Durch Corona, Inflation und weltweite Konflikte ist unser Leben unvorhersehbarer geworden. Was ist die beste Reaktion darauf? Es braucht jetzt vor allem einen kühlen Kopf und mutiges Handeln. Dieser Beitrag beschreibt einen Weg, was dazu gehört und wie es gelingen kann. So kann aus einem vermeintlich waghalsigen Sprung ins Ungewisse ein erster Schritt aus der Komfortzone werden.

Denn einfach ist es nicht, mit dem Mut. Wir sind alle unterschiedlich. Für manche ist es schon mutig, gewohnte Abläufe und gewisse Sicherheiten aufzugeben. Für andere beweist sich der Mut erst, wenn sie einer hirnrissigen Idee eine Chance geben können.

So oder so braucht es etwas Mut, sich zu bewegen, sich zu verändern. Der Weg von A nach B führt oft über ungewohntes Terrain. Manchmal gleicht das einer Fahrt durch eine Nebelbank und ist mit Unsicherheit verbunden. Was kommt danach?

Doch häufig zeigt sich: Das neu erkundete Land hinter der Nebelwand ist wunderschön. Wir haben etwas Neues entdeckt. Haben Sie den Mut und kommen mit auf die Reise? Wir erkunden das Land des Mutes und wagen den Schritt raus aus der Komfortzone. Es wird sich lohnen.

Jetzt braucht es Mut!

Beim Mut ist es wie bei einem Kapitän und seinem Schiff. Er steht auf der Brücke und hat die aktuelle Lage im Blick. Er erkennt aber auch schon von weitem eine Nebelbank, die er mit seinem Schiff durchqueren muss. Entsprechend gib er die Kommandos.

Es gehört also Mut zur Erkenntnis, dass es da etwas gibt, auf das ich mich zubewegen kann oder sogar muss – und dann nicht ausweiche. Mich entscheide. Diese Erkenntnis steht beim mutigen Handeln an erster Stelle. Mut beginnt schon vor dem ersten aktiven Schritt ins Ungewisse.

Zum Mut gehört es auch, sich nicht gleich beim ersten Wind vom Kurs abbringen zu lassen. Andere Menschen können meine mutige Entscheidung als naiv abtun – oder ich mache ihnen vielleicht sogar Angst mit einer mutigen Entscheidung. Auf den ersten Enthusiasmus kann also rasch Ernüchterung folgen. Ich muss mir klar darüber sein, ob meine Entscheidung auch von anderen als mutig definiert wird, oder ob ich vielleicht meinen Weg allein durchziehen muss.

Es braucht also Mut, mich meiner Situation oder Begebenheit schonungslos zu stellen und zu fragen, welche Veränderungen dran sind. Allein damit beweise ich Mut. Schon das kann mich aus meiner Komfortzone werfen. Sich all dem bewusst zu werden, ist oft ein notwendiger Anfang und manchmal mutiger und wichtiger als jeder darauffolgende Schritt.

So war es teilweise im Zusammenhang mit Corona. Anfang 2020 war von einer weltweiten Pandemie in unserem Umfeld noch keine Spur. Einige Menschen haben sich aber schon damals dem Thema gestellt und entsprechend vorgedacht - obwohl man noch nicht wusste, wie viele Menschen es schlussendlich betreffen wird. Menschen haben also früh angefangen, sich dem Gedanken einer möglichen Pandemie nicht zu verschließen, sie gar als neue Lebenswirklichkeit anzuerkennen. Damit haben sie Mut bewiesen.

Die Fahrt ins Ungewisse

Es ist wichtig, die notwenigen Veränderungen zu sehen und ihnen nicht aus dem Weg zu gehen. Doch endet mutiges Handeln hier nicht. Wer diesen Mut aufgebracht hat, wird auch konkrete Schritte wagen. Die müssen nicht immer perfekt oder gut durchdacht sein. Oft ist ein erster, unbedachter Schritt besser als gar keiner. Selbst die Entscheidung „Ich will meine gute Lage ausbauen“ beinhaltet den nächsten Schritt. Den, weiter dranzubleiben.

Die Entscheidung, tatsächlich in den Nebel hineinzufahren, muss von jedem selbst getroffen werden. Wie viel Mut es braucht und wie viel das mutige Handeln bringt, ist bei jedem unterschiedlich. Manchen hilft es sogar, sich aus einem gewohnten Muster zu befreien und ganz neue Seiten und Fähigkeiten an sich kennenzulernen. Nicht immer also ist die Nebelwand wie ein dunkler Schleier, den man durchfahren muss. Und wenn sich die Umstände ändern, kann eine Nebelwand vom einen auf den anderen Moment verschwunden sein.

Warum es sich aber lohnt, die Angst durch Mut zu überwinden, wird spätestens dann sichtbar, wenn wir die Nebelwand durchfahren haben. Dabei ist es sehr hilfreich anzuerkennen, dass Angst niemals ein guter, geschweige denn sinnvoller Ratgeber ist. Obwohl sie sich gern als solcher ausgibt und unsere Herzen und Sinne einnehmen will, ist sie es faktisch nicht. Sie liefert keine Energie. Sie entzieht sie.

Beim Mut ist das anders. Er setzt Kräfte frei und öffnet den Weg für neue, bereichernde Erfahrungen. Oft kommt es nur so zu notwendigen und hilfreichen Veränderungen.

Angekommen im neuen Land

Wenn wir mit unseren Entscheidungen und konkreten Schritten durch den Nebel gefahren sind, haben wir einiges geschafft. Wir haben etwas gewagt und unseren Mut „bewiesen“. Dieser Weg hat uns etwas abverlangt und vor allem Kraft gekostet. Sonst wäre es einfach ein Handeln innerhalb der Komfortzone.

Viele haben aber erlebt: Der Kraftaufwand lohnt sich. Einmal angekommen, will ich meist nicht mehr zurück. Ich merke: Es war gut, mutig zu sein! Selbst wenn sich die Veränderung im ersten Moment nicht so wohlig oder schön anfühlt, hat sich der Mut also bezahlt gemacht. Ich habe mich auf neue Weise mit den Umständen und aktuellen Gegebenheiten auseinandergesetzt und habe daraus gelernt.

Anders gesagt: Wäre ich vor der Nebelwand stehen geblieben und hätte den nächsten Schritt nicht gewagt, würde ich mich ständig fragen: „Was ist hinter der Nebelwand?“ Mich damit zu beschäftigen, kostet mindestens genauso viel, wenn nicht sogar mehr Kraft als der Schritt hindurch. Andere wiederum bereuen das Nichtstun und fragen sich vielleicht ihr restliches Leben: „Was wäre wohl entstanden, wenn ich den Schritt gewagt hätte?“

Was uns Mut verleiht

Mut gibt es nicht umsonst. Er kostet etwas. Mindestens Kraft. Deshalb ist es wichtig zu wissen, dass mein Mut eine gute Basis braucht. Gerade in Situationen, die für mich schwierig sind oder mir Angst machen. Ein bestimmtes Fundament ist notwendig, um mutig zu handeln.

Mut kommt also nicht einfach so, er braucht eine gute Grundlage. Eine gute Basis von Mut lässt sich anhand einer biblischen Begebenheit sehr gut verdeutlich. Die Geschichte handelt von einem Mann, der sich in einer für ihn vollkommen unbedenklichen, weil absolut gewohnten Situation befindet. Doch als sich etwas ereignet, womit er nicht gerechnet hat, muss er reagieren. Mut ist gefragt.

Die beschriebene Geschichte steht in Matthäus 14,22-33. Petrus, ein ganz besonderer Nachfolger von Jesus Christus, verlässt ein sicheres Boot, um auf dem Wasser zu Jesus hin zu gehen. Den Mut dazu hat er aus einem tiefen Vertrauen in Jesus. Das Vertrauen zu seinem Lehrer lässt ihn einen Schritt wagen, der ihn vollkommen ins Ungewisse führt. Das zeigt mir: Dort, wo ich Vertrauen gefasst habe, hat mein Mut ein starkes Fundament.

Warum allerdings wird Petrus dann mutlos und fängt an zu sinken? War Petrus doch nicht so mutig und voller Vertrauen, wie es scheint? Nein. Gott zeigt uns mit dieser Begebenheit, dass Mut haben und Scheitern auch zusammengehören kann. Nicht jedes mutige Handeln wird sofort belohnt. Aber selbst dann kann Gott etwas Gutes daraus entstehen lassen. Das macht eine weitere Aussage aus dem Neuen Testament deutlich: „Wir wissen aber, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen, denen, die nach seinem Ratschluss berufen sind“ (Römer 8,28).

Ich will ehrlich sein: Mutiges Handeln kann auch zu Enttäuschungen führen. Ich kann sogar scheitern. Als Christ habe ich aber selbst dann Gewissheit, dass darin die Chance zu einem gelingenden Weg liegt. Weil Gott mit am Werk ist. Das lässt mich mutig handeln. Und lässt mein Vertrauen in Gott weiterwachsen.

Das ist kein Mantra aus einem Selbsthilfebuch, das wir uns nur oft genug selbst vorsagen müssen. Es ist die feste Zusage Gottes, die er denen mitgibt, die sich auf ihn einlassen. Ganz gleich, welche Erfahrungen ich schon gemacht habe, noch weiter machen werde – oder, wie bei einer weltweiten Krise, auch muss.

Ich will Ihnen zum Schluss Mut zum Mut machen. Gehen Sie den Dingen, die Mut von Ihnen erfordern, nicht gleich aus dem Weg. Nehmen Sie die große Zusage Gottes für Ihr Leben an. Mit diesem Fundament und Vertrauen werden Sie merken: Mut tut gut.
 

Bernd Kortmann ist ein verliebter Ehemann und stolzer Vater einer wunderschönen Tochter. Viele mutige Schritte haben ihn vom Entwicklungsinformatiker zum Pastor und dann zum ERF als Teamleiter im Fundraising geführt. Danke, Jesus!
 

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