23.09.2021 / Wort zum Tag

Gutes tun

Lasst uns Gutes tun und nicht müde werden; denn zu seiner Zeit werden wir auch ernten, wenn wir nicht nachlassen.

Galater 6,9

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Gerade haben wir eine langjährige Partnerschaft zwischen den Gemeinden gefeiert und viele wohltuende Erinnerungen ausgetauscht. „Ihr habt uns neuen Mut und Zuversicht im Glauben gegeben“, bestätigte ein Zeitzeuge.

Alles begann vor über 40 Jahren: „Als Christen haben wir eine Verantwortung füreinander. Wir müssen unseren Brüdern und Schwestern im anderen Teil Deutschlands in diesen Zeiten beistehen“, erklärte mir mein Vater bei einer Reise in die DDR Ende Dezember 1980.

Unter schlechten Witterungsbedingungen machte er sich zusammen mit dem Gemeindepfarrer und sieben anderen Kirchenvorstehern auf den Weg von Nordhessen gen Osten. Im Gepäck Kaffee, Kakao und viele andere Lebensmittel, die in der DDR damals gar nicht oder nur schwer zu bekommen waren. Die Reise war zu diesen Zeiten alles andere als ein Vergnügen. Viele Amtshürden waren zu nehmen und vor allem galt es, eine wenig menschenfreundliche Grenze zu überwinden. Der Besuch einer Kirchengemeinde galt als besonders verdächtig und wurde mit Argwohn betrachtet. Doch es hat sich gelohnt. Die Begegnung mit den Glaubensgeschwistern hinterließ bleibende Eindrücke auf beiden Seiten. Das Interesse und die Unterstützung aus dem Westen stärkte die Gemeinde.

Dieses Zeichen für christliche Hilfe – füreinander da sein – ist ganz im Sinne des Apostels Paulus. Der hat vor knapp 2.000 Jahren die christlichen Gemeinden in Galatien ermahnt: „Einer trage des anderen Last; so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen“ (Gal 6,2).

Er weiß, dass es Christen nicht ganz leicht haben, je nachdem, in welchem politischen Umfeld sie gerade leben, dass sie Liebe und Zuwendung brauchen. So war es damals und so ist das auch heute in vielen Ländern der Erde. Christliche Gemeinden brauchen Unterstützung; Gebet und Mitmenschen, die ihnen Zuversicht geben, um im Glauben die aktuellen Herausforderungen zu überstehen. So wie unsere Partnergemeinde damals zu DDR-Zeiten. Es gab noch viele Begegnungen unter schwierigen Bedingungen. Doch es entstanden auch wunderbare Beziehungen über die scheinbar unüberwindbare Grenze hinweg.

Mein Vater hat mir vermittelt, wie wichtig Gemeindearbeit ist. In seine Fußstapfen tretend habe ich mich mehrere Jahre zwischen Weihnachten und Neujahr auf den Weg gemacht; den Kofferraum immer vollgepackt mit notwendigen Lebensmitteln, auch Orangen, Mandarinen, Kakao und vor allem Schokolade. Wie bei der Bescherung an Heiligabend leuchteten die Augen der Kinder des Gemeindepfarrers der Partnergemeinde, wenn ich den Kofferraum öffnete – es war eine Freude und beschämend für mich zugleich, weil es mir den Überfluss im Westen so bewusst machte. Es waren aber nicht nur die Leckereien, die für Freude sorgten, sondern mehr noch der Besuch – die Erkenntnis: Wir sind nicht vergessen.

In seinem Brief an die Galater hat Paulus das gute Tun an anderen Christen besonders im Blick. Er ist überzeugt: Gutes tun hängt eng mit Gottes Geist zusammen (Gal. 6,8). Wer in diesem Vertrauen handelt, wird ewiges Leben ernten, sagt er. Was wir aussäen, werden wir ernten (Gal 6,8). Gutes tun tut gut. Wie groß ist der Segen schon in diesem Leben. Wie wird es erst sein, wenn wir in der großen Gemeinde mit Jesus zusammen sind. Deshalb sollen wir, solange wir noch Zeit haben, allen Menschen Gutes tun, besonders aber denen, die mit uns im Glauben verbunden sind, rät Paulus. (Gal 6,10) Fragen Sie doch einfach heute: Was kann ich dir Gutes tun?!

Autor/-in: Heike Knauff-Oliver