11.05.2022 / Wort zum Tag

Großer Auftrag, große Verantwortung

Jesus spricht: Wer euch hört, der hört mich.

Lukas 10,16

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Es sollte ein familienfreundlicher Gottesdienst sein. So beschlossen wir im Vorbereitungsteam, dass ich nicht von der Kanzel predige. Auf einem Sitzkissen saß ich mitten unter den Kindern und Teenies. Erzählte nach und nach den Evangelien-Text. Durch Fragen und Antworten machten wir uns klar, wie es wohl gewesen war, als Jesus damals im Tempel in Jerusalem lehrte. Was er gesagt hatte und was das mit uns zu tun hat.

Als einige Tage später das Gespräch auf diesen Gottesdienst kam, sagte jemand, es habe sich so angefühlt, als ob Jesus selbst mit uns geredet hätte. Das zu hören, hat mich einerseits gefreut. Denn Jesus sagte ja: „Wer euch hört, hört mich.“ So zum Beispiel aufgeschrieben im Evangelium nach Lukas, Kapitel 10 Vers 16. Jesus sagte das zu einer größeren Gruppe von Leuten, die in die umliegenden Städte und Dörfer gehen sollten. Bevor Jesus selbst in diese Orte kam, sollten sie dort schon bekannt machen, was auch er öffentlich predigte: Die Herrschaft Gottes beginnt bei euch (vgl. Lk. 10,9). Sie waren sozusagen seine Botschafter. Wer sie hörte, wusste, was Jesus zu sagen hatte.

Ich finde, es ist eine große Ehre, von Jesus beauftragt zu sein. Zu sagen, was er gesagt hat. Das gilt nicht nur für die, die berufen sind, Gottes Wort auszulegen. Ob beruflich oder ehrenamtlich. Alle, die auf Jesus Christus vertrauen und ihm gehorchen, dürfen Sprachrohr Gottes sein.

Zurzeit genießen die, die Gottes Wort predigen, hierzulande kein hohes gesellschaftliches Ansehen. Das hat nicht nur mit schlimmen Verfehlungen von Männern und Frauen zu tun, die in Kirchengemeinden und kirchlichen Einrichtungen gearbeitet haben. Es hat auch damit zu tun, dass Menschen gelegentlich spüren: Hier wird nicht Gottes Wort weitergesagt. Hier wird nur die eigene Meinung vorgetragen. Kürzlich berichtete mir jemand, dass ihm eine Audiodatei einer Predigt zugeschickt wurde. Er hörte hinein und war enttäuscht. Denn der Redner legte keinen Bibeltext aus, sondern sprach nur darüber, dass man sich nicht impfen lassen sollte. Ich war erleichtert, dass mein Gesprächspartner sich an einen verantwortlichen geistlichen Leiter der betreffenden Gemeinde gewandt hat. Ähnliches habe ich mit anderen Themen auch schon erlebt. Doch wer beauftragt ist, Gottes Wort zu sagen, sollte das nicht missverstehen oder missbrauchen.

„Wer euch hört, hört mich“ bedeutet nicht, dass eine Predigt nur aus aneinander gereihten Bibelzitaten bestehen darf und die, die verkündigen, keine eigene Meinung haben. Aber als Botschafter Gottes trage ich eine Verantwortung dafür, das Evangelium weiterzugeben, die gute Nachricht davon, dass wir durch Jesus Christus gerettet werden, und nicht meine Meinung, zu welchem Thema auch immer. So wie Jesus den Menschen seiner Zeit von dem weitersagte, was Gott am Herzen lag, soll ich von dem reden, was uns in der Bibel über Gott mitgeteilt wird.  

Der Verfasser des 1. Petrusbriefes hat es klar ausgedrückt. Wenn jemand berufen ist, Gottes Wort auszulegen, dann soll Gott durch ihn sprechen (1. Ptr. 4,11). Das erinnert mich an meine heilige Verantwortung. Es geht nicht darum, beeindruckende Gedanken vorzutragen. Nicht um religiöse oder fromme Show. Gott selbst will zu Wort kommen. Und dazu beauftragt er Menschen. „Wer euch hört, hört mich.“ Das ermutigt mich. Und stellt mich zugleich infrage: Wessen und welche Botschaft gebe ich weiter? Mit meinen Worten und mit meinem Leben.             

Autor/-in: Werner Heise