17.03.2023 / Wort zum Tag

Gottes Sehnsucht

HERR, deine Augen, sind sie nicht auf Treue gerichtet?

Jeremia 5,3

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Gott hat Sehnsucht nach seinem Volk. Er hält Ausschau nach denen, die ihm die Treue halten. Der Prophet Jeremia macht sich in seinem Auftrag auf, die zu suchen, die ihr Vertrauen auf ihren Gott setzen. Dabei setzt Gott seine Erwartungen gar nicht hoch:

Einer, der im Glauben an ihm festhält, würde ihm schon genügen. Im Vers 1 des 5. Kapitels können wir es nachlesen. Wenn so einer zu finden wäre, würde Gott sein Volk segnen. Doch der Prophet muss bei seinen Recherchen feststellen: Nicht ein einziger ist zu finden.

Die Gottlosigkeit zieht sich durch alle Schichten des Gottesvolkes. Nicht nur die breite Volksmasse lässt Gott und seine Gebote links liegen. Auch die Größen des Volkes haben für Gott nur Gleichgültigkeit und Desinteresse übrig. Man führt zwar die Worte Gottes im Mund. Aber es dringt nicht ins Leben durch. Es hat keine Auswirkungen auf die Praxis des Lebens. Gottes Volk tut nicht, was Gott sagt.

Aber ist das nur ein Kennzeichen in der Zeit des Jeremia? Kennen wir das nicht auch in der heutigen Zeit? Kenne ich das nicht aus meinem eigenen Leben? Ich kenne Gottes Wort. Ich weiß, was er will. Aber ich tue es nicht.

Diese Haltung der Untreue und des Ungehorsams zieht sich durch die Geschichte des Gottesvolkes – bis heute. Auch Jesus klagt: „Was nennt ihr mich aber Herr, Herr, und tut nicht, was ich euch sage?“ Gott leidet unter der Untreue seines Volkes. Er möchte so gerne segnen. Aber es findet sich niemand, der ihn ernst nimmt. Dabei möchte Gott viel lieber segnen statt strafen.

Lesen Sie doch einmal in Kap.18 des ersten Mosebuches die Fürbitte Abrahams für Sodom und Gomorra nach. Da lässt sich Gott auf einen Handel ein, den Abraham mit ihm anzettelt. Bis auf 10 Gerechte geht Gott herunter. Wenn so viele in der Stadt zu finden sind, will er das Gericht aussetzen.

Und im 2. Petrusbrief antwortet der Schreiber auf die Frage, warum Jesus noch nicht gekommen ist, um Gericht zu halten: Gott hat Geduld und will nicht, dass jemand verloren werde, sondern dass jedermann zur Buße finde. Schließlich treibt Gottes Sehnsucht nach uns seinen Sohn in diese Welt. Und er ruft zur Umkehr auf: Bekehrt euch, denn das Himmelreich ist nahe herbeigekommen.

Aber auch diese Einladung wird in den Wind geschlagen. Deshalb geht Jesus ans Kreuz, um uns zu gewinnen. Gottes Sehnsucht sind die ausgebreiteten Arme von Jesus, der einlädt: „Kehrt um!“

Jeremia geht durch die Straßen Jerusalems, um den einen zu finden, der Gottes Wort hört und tut. Gehören Sie dazu?

Zu meinem früheren Dienstbereich gehörte in einem kleinen Dorf eine kleine Dorfkirche. Gleich daneben stand ein Freizeitenheim. Wie viele Jugendfreizeiten habe ich dort erlebt! Wenn wir zur Kirche gingen und den Haupteingang betraten, fiel der Blick auf einen Spruch, der eingerahmt über dem Portal stand:

Herr, erneuere deine Kirche, und fang bei mir an!

Ja, Herr, fang bei mir an!

Autor/-in: Rainer Dick