25.10.2023 / Wort zum Tag

Gottes Reich beginnt im Kleinsten

Das Himmelreich gleicht einem Sauerteig, den eine Frau nahm und unter drei Scheffel Mehl mengte, bis es ganz durchsäuert war.

Matthäus 13,33

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Wer es mir beigebracht hatte, weiß ich nicht mehr, aber ich erinnere mich noch an dieses vielleicht mein erstes Kindergebet: Lieber Gott, mach mich fromm, dass ich in den Himmel komm.

Wobei fromm sein irgendetwas damit zu tun hatte, brav und artig immer den Eltern zu gehorchen. Und Himmel war so eine Mischung aus dem Wohnsitz Gottes, von dem aus er alles sehen konnte, was ich auf der Erde machte, und einem guten Schuss Schlaraffenland. Alle guten Menschen würden sich dort versammeln, alle Krankheit, Leid, Streit und Tod wären für ewig überwunden, und alle lebten friedlich miteinander.

Das Ganze lag irgendwo unerreichbar hoch über den Wolken und hatte mit unserer Erde und dem Leben darauf nicht wirklich viel zu tun. Aber es war das positive Ziel des Lebens.

Je größer ich wurde, umso mehr Risse bekam dieses heile Weltbild. Was passierte mit den bösen Menschen? Wie weit mochte der Himmel entfernt sein, wenn ihn nicht einmal Raketen erreichen konnten? Und wie sollte das totale Überwachungssystem Gottes funktionieren, wo die Anzahl der Menschen ständig zunahm?

Im Konfirmandenunterricht lernte ich, viele Begriffe aus der Kindheit neu mit Inhalt zu füllen. Das Himmelreich, oder das Reich Gottes, wie es auch oft heißt, ist das Reich, wo Gott herrscht. Da gibt es keine räumliche Festlegung, das ist ein Machtbereich. Es war Jesus wichtig, vom Anbrechen der Herrschaft Gottes grade auf unserer Erde und in unserem Leben zu sprechen. Dabei knüpfte er an Erwartungen an, die zu seiner Zeit im Judentum lebendig waren: Durch Gottes Eingreifen sollte die ganze Welt von Unrecht, Leid und Tod befreit werden. Für viele war diese Hoffnung auch mit dem Ende der römischen Fremdherrschaft verbunden, wenn Jesus dies auch nie ansprach.

Mit der Ankündigung von der kommenden Herrschaft Gottes verband Jesus die Aufforderung an seine Zuhörer, die Maßstäbe ihres bisherigen Handelns zu überdenken und alles aufzugeben, was sie von Gott trennt.

In der Bergpredigt gab Jesus den Menschen neue Lebensregeln. Das Dreifachgebot der Liebe fasst diese markant zusammen: liebe Gott und deinen Nächsten wie dich selbst.

Wo Menschen dieser Aufforderung folgen, beginnt die Herrschaft Gottes, das Himmelreich.

In einem Gleichnis machte Jesus deutlich, wie das im Kleinsten beginnt. Im Matthäus-Evangelium, Kapitel 13 steht: „Das Himmelreich gleicht einem Sauerteig, den eine Frau nahm und unter drei Scheffel Mehl mengte, bis es ganz durchsäuert war.“       

Das kleine bisschen Sauerteig fällt gegenüber der großen Menge Mehl kaum ins Gewicht. Und doch durchsäuert es nach und nach den ganzen Teig und bringt die entscheidende Wirkung hervor.

Die Herrschaft Gottes beginnt mit den kleinen Dingen, wo wir Menschen uns auf den Willen und die Zusage Gottes einlassen. Auch wenn wir die Veränderung am Anfang noch gar nicht sehen, sie wird eintreten! Probieren Sie es doch einfach mal aus!

Autor/-in: Pfarrer Reinhard Arnold