06.01.2023 / Wort zum Tag

Gottes Handeln erwarten

Gott widersteht den Hochmütigen, aber den Demütigen gibt er Gnade.

1. Petrus 5,5

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Das Wort für den heutigen Tag steht im Neuen Testament im 1. Petrusbrief. Dort heißt es: „Gott widersteht den Hochmütigen, aber den Demütigen gibt er Gnade.“

In der BasisBibel wird dies so wiedergegeben:„Gott stellt sich den Hochmütigen entgegen, aber den Bedürftigen schenkt er seine Gnade.“

In der Anmerkung wird erklärt: Gnade meint Gottes liebevolle Zuwendung zu den Menschen ohne Vorbedingung. Der Apostel Petrus schreibt hier über das Leiten und Dienen in der christlichen Gemeinde und leitet diesen Textabschnitt ein mit den Worten:

„Für euch alle gilt: Euer Umgang miteinander soll von Demut geprägt sein.“

Demut als Lebenshaltung orientiert sich an der Lebensweise von Jesus, der „sanftmütig und von Herzen demütig“ war, so hat es Jesus selbst im Matthäusevangelium von sich gesagt.
Das soll das Kennzeichen von Christen sein: Sie stellen nicht sich selbst in den Vordergrund, sondern sie stellen sich ganz unter Jesus Christus und sein Leben.

Programmatischer Machtverzicht. Demut ist nicht Unterwürfigkeit. Demut ist ein Ausdruck der Liebe, um anderen zu dienen und zu helfen. Kein Imponiergehabe, keine Besserwisserei, keine Einschüchterungsversuche.
Die Demut ist verankert im Gegenüber zu Gott: Gott gibt dem Demütigen seine Gnade, seine liebevolle Zuwendung. Ein großes Wort für jeden von uns persönlich. Sich unter Gottes Hand demütigen, heißt, sich bei ihm zu bergen und Schutz zu suchen. Das heißt: in seine Hand hineinkriechen.

Wer hochmütig ist, liebt nur sich selbst. Er überschätzt sich selbst, schaut auf andere von oben herab und ist sich seiner Hilfsbedürftigkeit nicht bewusst. Vielleicht ist er selbst davon überzeugt, wenn er im Brustton der Überzeugung sagt: „In Sachen Demut macht mir keiner etwas vor…!“ Gott widersteht unserem EGO, widerspricht unseren Plänen und Wünschen, wenn wir in der Gefahr stehen, losgelöst von ihm unser Leben zu gestalten.

Wer nicht mehr von sich selbst eingenommen ist, sondern sich von Gottes Segen, Kraft und Gnade abhängig weiß, erfährt Gottes Nähe und seinen wunderbaren Segen. Gott soll im Zentrum unserer Aufmerksamkeit stehen; er ist derjenige, der alles in seiner Hand hält und er ist es, vor dem wir uns verneigen. Gott hat unser Leben in der Hand. Er meint es immer gut mit uns. Nur wenn wir äußerlich und innerlich zur Ruhe finden, erkennen wir Gottes Hand, die in uns, durch uns und um uns herum in all unseren Bemühungen gewirkt hat und wirkt. Aus der Stille vor Gott wächst Demut: Still zu werden ist ein bewusster Akt der Hingabe. Wenn wir ruhig sind, sind wir nicht die Akteure. Wir sind einfach still und warten vertrauensvoll auf Gottes Reden und Handeln – zu seiner Zeit. Wir werden daran erinnert, wie sehr wir immer wieder Beschenkte sind. Uns wird klar, wie sehr wir Gott brauchen. Uns wird eine Zufriedenheit geschenkt, die das annimmt, was und wie es gerade ist und ist Gott dafür dankbar. Die Gewissheit wird gestärkt, dass Gott letztlich alle Umstände in seiner Hand hält.

So vertraut ein demütiger Mensch lieber Gott als sich selber. Menschlicher Stolz hält Gott die eigenen Pläne vor die Nase. Ein demütiger Mensch erwartet hoffnungsvoll Gottes Handeln. Er glaubt daran, dass Gott gut ist – selbst in Momenten, in denen es nicht danach aussieht. Vertrauensvolles Warten, Hoffnung und Ausstrecken nach Gott – das sind Eigenschaften, die einen demütigen Menschen auszeichnen. Es ist Ausdruck einer von Gott geschenkten Demut, zu vertrauen, zu warten und zu hoffen – allem zum Trotz – auf den Gott, der lebt und der eingreifen wird.  Zu seiner Zeit.

Autor/-in: Pastor Harry Moritz