21.10.2020 / Wort zum Tag

Gottes Art

Ein Engel rührte Elia an und sprach zu ihm: Steh auf und iss! Und er stand auf und aß und trank und ging durch die Kraft der Speise vierzig Tage und vierzig Nächte bis zum Berg Gottes.

1. Könige 19,5.8

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Die Herrnhuter Losung für den heutigen Tag steht im 1. Buch der Könige, Kapitel 19, in den Versen 5 u.8: Ein Engel rührte Elia an und sprach zu ihm: Steh auf und iss! Und er stand auf und aß und trank und ging durch die Kraft der Speise vierzig Tage und vierzig Nächte bis zum Berg Gottes.

Zwei Sätze aus dem Alten Testament, die es in sich haben. Eigentlich müssten wir jetzt gemeinsam die ganze Geschichte dahinter lesen. Es ist die des Elia, eines Propheten, also eines Verkündigers des Willens Gottes. Hier geht es um die Kapitel 18 und 19 des 1. Könige-Buches. Ich kann Ihnen nur empfehlen, das einmal in einer ruhigen Stunde zu lesen.

Aber kurz zusammengefasst: Elia war der Prophet des Gottes Israels. Die Realität aber sah mittlerweile so aus, dass der König Ahab und seine Frau Isebel alle möglichen anderen Götter im Sinn hatten. Baal hieß der eine. Für ihn feierten sie Feste und Gottesdienste. Auf seine Priester hörten sie. 

Doch Gott war das ein Gräuel. Elia hatte für IHN und seine Beachtung gekämpft. Er hatte die Götzenpriester der heidnischen Isebel zu einem unglaublichen Experiment herausgefordert und wollte damit zeigen, welcher Gott wirklich Macht hat. Und Gott hatte ihm großen Erfolg beschert, sodass am Ende alle Priester des Baal „auf der Strecke geblieben“ waren. Elia hatte fast wie im Rausch ein grauenvolles Gemetzel veranstaltet - vermeintlich zur „Ehre seines Gottes“. Damit hatte er den Zorn der Königin herausgefordert, die sich nun an Elia rächen wollte.

Obwohl Gott ihm gezeigt hatte, wozu er in der Lage war, hatte Elia nun aber eine „Heiden-Angst“ bekommen und sich im letzten Winkel irgendwo am Rande der Wüste verkrochen. Ihm schlotterten die Knie. Vermutlich war er doch nicht so ganz sicher, ob er das Richtige getan hatte und dass Gott das alles so gut fand.

Und da saß er nun, völlig erschöpft am Rande der Wüste, an einem Bach. Der Kopf fiel ihm schon zur Seite, und er schlief ein. Hier konnte Isebel ihre Rachepläne fürs Erste vergessen. Voller depressiver Gedanken wünschte Elia sich sogar zu sterben.

Doch dann stehen hier diese zwei Sätze: „Ein Engel rührte Elia an und sprach zu ihm: Steh auf und iss! Und er stand auf und aß und trank und ging durch die Kraft der Speise vierzig Tage und vierzig Nächte bis zum Berg Gottes.“

Eine offensichtliche Ermutigung seines Dienstherrn: Elia, lass den Kopf nicht hängen, ich will dich noch gebrauchen. – Weiter heißt es dann „Und er sah sich um, und siehe, neben ihm lag ein geröstetes Brot und ein Krug mit Wasser. Und als er gegessen und getrunken hatte, legte er sich wieder schlafen.“

Gott weckte ihn erneut und sagte, er solle losgehen – eine weite Strecke durch die Wüste, zu einer Höhle. Als Elia am Morgen aus der Höhle schaute, geschah etwas Seltsames. Denn „siehe, der HERR ging vorüber. Und ein großer, starker Wind, der die Berge zerriss und die Felsen zerbrach, kam vor dem HERRN her; der HERR aber war nicht im Wind. Nach dem Wind aber kam ein Erdbeben; aber der HERR war nicht im Erdbeben. Und nach dem Erdbeben kam ein Feuer; aber der HERR war nicht im Feuer. Und nach dem Feuer kam ein stilles, sanftes Sausen. Als das Elia hörte, verhüllte er sein Antlitz mit seinem Mantel“, denn nun merkte Elia, dass in dem „sanften Sausen“ Gott gegenwärtig war.

Und er entdeckte: „Ich habe für Gott geeifert“. Aber indem ich auf meine Waffen vertraut habe und buchstäblich „die Pferde mit mir durchgegangen sind“, ist nicht mehr Gott in seiner endlosen Geduld und Liebe und Barmherzigkeit zur Geltung gekommen. Das „sanfte Sausen“ ist es, wo Gottes Gegenwart sichtbar wird! 

Für mich ist dies ein wunderbares Bild. Gott macht seinem Knecht deutlich: Elia, ich bin nicht der, der mit Erdbeben und Stürmen und Feuer in das Leben der Menschen dreinschlägt, sondern meine Art ist eine andere. Es ist fast aufregend, wie geduldig Gott mit seinem Volk in der Wüstenwanderung umgegangen war. Und damit wir nicht bis heute in unserer Gottlosigkeit und Schuld sitzen bleiben, hat Gott zuletzt seinen Sohn selbst Mensch werden und sogar ans Kreuz schlagen lassen, damit „alle, die ihm vertrauen, ewiges Leben haben“ (Joh.3,36).

Wunderbar, wie Gott seine Liebe zeigt und deutlich macht, dass er alle seine Menschen unendlich liebt. Und obwohl er der heilige und ewige Gott ist, will er nicht, dass „einer von uns verlorengeht, sondern wir alle sollen das ewige Leben in ihm finden“, denn Gott will die Gemeinschaft mit uns über die Maßen.

Autor/-in: Pastor Johannes Holmer