01.09.2022 / Wort zum Tag

Gott wirklich begegnen

Du nahtest dich zu mir, als ich dich anrief, und sprachst: Fürchte dich nicht!

Klagelieder 3,57

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„Im Jahr der Gnade 1654, Montag, 23. November…Von ungefähr zehneinhalb Uhr am Abend bis ungefähr eine halbe Stunde nach Mitternacht, Feuer. `Gott Abrahams, Gott Isaaks, Gott Jakobs`, nicht der Philosophen und Gelehrten. Gewissheit. Gewissheit. Empfindung. Freude. Friede. Gott Jesu Christi…. `Dein Gott soll mein Gott sein`.“ Dieser Gedanken- und Gefühlsausbruch stammt von dem großen französischen Mathematiker und Physiker Blaise Pascal. Pascal hatte den Text auf einem Zettel geschrieben und in seinen Mantelsaum eingenäht.  Ständige, unsichtbare Erinnerung an eine persönliche Begegnung mit Gott.

Eine persönliche Begegnung mit Gott beschreibt auch: „Du nahtest dich zu mir, als ich dich anrief und sprachst zu mir: Fürchte dich nicht.“ Aus dem alttestamentlichen Buch der Klagelieder, Kapitel 3, Vers 57. Nüchtern und kurz, aber auch hier erzählt ein Mann, wie er Gott unmittelbar persönlich erfahren hat.

Bis heute berichten viele Menschen von persönlichen Gottesbegegnungen; quer durch alle Religionen. Es stellt sich die Frage, ob das nur eine starke, menschlich-religiöse Gefühlsbewegung ist oder ob da jemand wirklich dem lebendigen Gott begegnet. Unser Bibelwort gibt hilfreiche Hinweise.

„Du nahtest dich zu mir“, heißt es. Eine wirkliche Gottesbegegnung muss sich auf ein reales Geschehen beziehen. Kein Gedankengebäude und kein bloßes Gefühl. Siehe Pascal: „Gott, nicht der Philosophen und Gelehrten.. .Gott Jesu Christi.“ Jesus ist ein gutes Kriterium. Er ist die irdisch sichtbare und erfahrbare Nähe Gottes. Echte Gottesbegegnung ist eine Jesus-Begegnung.  Jesus, der Sohn Gottes, will uns das Herz abgewinnen. Wenn wir uns für seine Taten und Worte öffnen, dann bewegt das unser Innerstes. Still, aber ganz stark. Jesus in der Bibel mit offenem Herzen ansehen. Da passiert´s: „Du nahtest dich zu mir.“

„…als ich dich anrief.“ Eine echte Gottesbegegnung beruht auf Vertrauen. Gott zeigt sich uns in Jesus. Dann ist unsere Antwort, unser Gebet gefragt. Wer Gott nicht einlädt, wird ihn nicht erfahren. Der Beter von damals hat im Untergang Jerusalems das Gericht Gottes miterlebt. Trotzdem hält er bewusst an Gott fest und betet zu ihm. Eine wirkliche Gottesbegegnung kann man nicht mit spirituellen Riten oder moralischen Leistungen erzwingen. Gott begegnen, das geschieht durch willentliches Vertrauen. Vertrauen in das, was Jesus für uns tat und tut. Es ist befreiend, sich in die Hände dieses Gottes fallen zu lassen. „…als ich dich anrief.“

„… sprachst zu mir: Fürchte dich nicht.“ Eine echte Gottesbegegnung ereignet sich in der Gewissheit der Sündenvergebung. Gott wirklich begegnen, ist nicht harmlos. Die Bibel sieht uns Menschen als von Natur aus als selbstorientierte Gottesablehner. Furcht vor Gott ist angebracht. Pascals erstes Gefühl war Feuer. Nur an einer Stelle ist Gemeinschaft mit Gott, ist echte Gottesbegegnung möglich. Da, wo Gott sich selbst an unserer Stelle mit sich versöhnt: Jesu Opfer am Kreuz. Was Jesus tat, gilt nun vor Gott, als hätten wir verlorene Leute es getan. Aufatmen. Befreiung. Gott wird wortwörtlich todernst genommen, und trotzdem dürfen wir vor Gott bestehen. So erlebt man Gott wirklich. Deshalb: „Fürchte dich nicht“.

Autor/-in: Paul-Ludwig Böcking