15.08.2016 / Wort zum Tag

Gott sieht hinter die Kulissen

Die Augen des HERRN sind an allen Orten, sie schauen auf Böse und Gute.

Sprüche 15,3

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Sherlock Holmes und Watson machen Camping und sind zelten. Mitten in der Nacht werden beide wach. Sherlock Holmes dreht sich zu Watson und fragt ihn: „Was siehst Du?“ Watson blinzelt und fängt an zu Schwärmen: Ich sehe einen wunderbaren Sternenhimmel. Die Milchstraße, den großen Wagen – warum fragst du, was siehst denn Du? Sherlock Holmes knurrt: Man hat uns das Zelt geklaut!

Wir sehen die Wirklichkeit immer nur ausschnitthaft. Unsere Sicht der Dinge ist persönlich gefärbt. Oft sehen wir nur, was wir sehen wollen. Oder was wir gewohnt sind.

Die Augen des Herrn dagegen sehen hinter die Kulissen. Sie sind an allen Orten. Sie schauen auf Böse und Gute.

So wie es im Buch der Sprüche heißt: Die Augen des HERRN sind an allen Orten, sie schauen auf Böse und Gute. (Sprüche 15,3) Die Augen des Herrn sehen auf Sie. Was geschieht mit Ihnen?

Fühlen Sie sich angesehen oder durchschaut? Fühlen Sie sich beaufsichtigt, überwacht, kontrolliert, bespitzelt wie bei Big Brother und NSA? Oder fühlen Sie sich sicher, weil Gott die Übersicht hat; weil er keinen übersieht? Weil es bei ihm anders zugeht als in Bert Brechts Dreigroschenoper: „Und man sieht die im Lichte, die im Dunklen sieht man nicht“

Sind Sie ein Angesehener Mensch, weil er Sie ansieht – und sein Angesicht leuchtet, wenn er Sie sieht, weil er rot wird vor lauter Freude? Oder bezweifeln Sie, dass Gott alles sieht?

Weil Sie sich fragen, wie er denn mit ansehen kann, was so alles in seiner Welt geschieht? Wenn wir zuschauen, wie Gott sieht, dann gehen uns die Augen auf – gleich zwei Mal:

Erstens: Im Gegensatz zu uns schaut Gott nicht weg. Er sieht die Bosheit der Menschen zur Zeit Noahs zu Beginn der Sintflut Er sieht den Turmbau zu Babel in jedem Stadium. Doch als Gott eingreift durch seinen Gottesknecht, da – so sagt es der Prophet Jesaia – sahen wir Menschen zwar sein Tun, aber wir verbargen unsere Augen davor.  

Zweitens: Wenn Jesus Menschen ansieht, dann trifft sein Blick ins Herz. Da ist ein reicher junger Mann. Alle sind begeistert. Super Zeugnisse. Super Persönlichkeit. Super Job. Alle finden ihn klasse. Nur Jesus sieht ihn an und sieht seine innere Leere und seine suchtartige Abhängigkeit von seinem Besitz. Der Blick von Jesus – der erste Schritt zur  Selbsterkenntnis.

Da ist ein anderer reicher Mann namens Zachäus, dem geht es gerade andersherum. Ein Gauner. Ein Zocker, ein Ausbeuter; verachtet und gemobbt. Nun sitzt er – halb Hochsitz und halb Versteck – auf einem Baum, weil er Jesus sehen will. Jesus sieht anders als alle anderen. Die sehen Geldbeutel und Rechnungen und gefälschte Papiere. Jesus sieht seine Sehnsucht nach Leben. Die Sicht von Jesus ist der erste Schritt auf dem Weg zu einer totalen Neuorientierung im Leben des Zachäus. Zwei Sehübungen zum Schluss: Dem Blick von Jesus standhalten. Und dann – vielleicht – von Jesus sehen lernen. Die anderen und mich selbst – und die ganze Welt – durch die Jesus Brille sehen.

Autor/-in: Pfarrer Matthias Adt