18.12.2023 / Wort zum Tag

Gott setzt ab, Gott setzt ein

Gott ändert Zeit und Stunde; er setzt Könige ab und setzt Könige ein.

Daniel 2,21

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In der Nacht vor seinem Tod sagt der Schweizer Theologe Karl Barth zu seinem Freund Eduard Thurneysen am Telefon: „Ja, die Welt ist dunkel. .... Nur ja die Ohren nicht hängen lassen! Nie! Denn es wird regiert, nicht nur in Moskau oder in Washington oder in Peking, sondern … hier auf Erden, aber ganz von oben, vom Himmel her!“

1968 ist das. Lange her. Aber aktuell wie nie. Denn viele Machthaber dieser Welt, vor allem die autokratischen, also die, die von keinem Volk jemals wirklich legitimiert worden sind, gebärden sich immer selbstherrlicher und rücksichtsloser. Sie haben scheinbar alles in der Hand, können bestimmen über Leben und Tod, über Krieg und Frieden, über Wohl und Wehe. Sie fördern die, die sich ihnen bedingungslos ergeben, und verhaften, foltern und ermorden die, die sich ihnen in den Weg stellen.

Sie verschieben Grenzen nach ihrem eigenen egozentrischen Gutdünken – nein, nicht Gutdünken, eher Schlechtdünken. Sie unterjochen Völker und Länder und löschen sie vielleicht sogar aus. Menschliche Machthaber, die weder Tod noch Teufel fürchten. Und schon gar keinen Gott. Wer niemanden neben sich duldet, duldet erst recht niemanden über sich.

Und Sie und ich? Ich fürchte mich. Fürchte mich vor ihrer Macht. Ihrer Willkür. Ihren Launen. Ich erlebe und erleide, wie ihnen unsere liberalen, demokratisch gewählten Regierungen kaum etwas Gleichwertiges entgegensetzen können. Weil Demokratie ein langwieriger und aufreibender und schweißtreibender Prozess ist, in den möglichst viele eingebunden werden müssen.

Es wird regiert? Ja. In Moskau! Peking! Ankara und Pjöngjang! Und wir alle haben auszubaden, was dort entschieden wird. Nein, sagt Karl Barth. Es wird von ganz oben her regiert. Vom Himmel her. Wirklich?

Ja, sagt die Bibel. Ihr könnt aufatmen, eure Häupter erheben: „Gott ändert Zeit und Stunde; er setzt König ab und setzt Könige ein.“ Das betet Daniel, nachdem ihm Gott offenbart hat, was der babylonische Gewaltherrscher Nebukadnezar geträumt hat und was es bedeutet (Daniel 2,21).

Gott regiert. Er setzt ein und setzt ab. Der Schöpfer des Himmels und der Erde. Der Vater unseres Herrn Jesus Christus. Und woran merke ich das?

Zugegeben, oft genug ist sein himmlisches Regiment alles andere als augenscheinlich. Und viele zweifeln und verzweifeln zuweilen daran. Warum lässt Gott Nebukadnezar gewähren? Warum all die anderen menschenverachtenden Regime, die ihren Untergebenen das Leben oft genug zur Hölle machen? Ich weiß es nicht. Aber es hat wohl etwas damit zu tun, dass Gott seine Menschen manchmal die Folgen davon auskosten lässt, dass sie nicht zuerst nach ihm, nach seinem Willen gefragt haben. So ist die Weltgeschichte manchmal auch ein Stück Weltgericht. Aber es hat wohl auch mit Gottes Geduld zu tun. Er wartet geduldig, dass seine Menschen umkehren zu ihm und seiner Liebe und seinen Werten für die Welt und das Leben. Die Kleinen und, ja, auch die Großen, die Mächtigen, die Machthaber.

Was bleibt uns? Oft genug nicht mehr als das: Warten, vertrauen, hoffen, beten. Etwa so, wie Jesus das im Vaterunser formuliert: „Dein Rech komme.“ Und es komme bitte sichtbar. „Dein Wille geschehe.“ Und er geschehe bitte erkennbar. Wir wissen es ja, wenn wir die Geschichte anschauen: Die Reiche dieser Welt vergehen. Und Gewaltherrscher und Despoten müssen winselnd abtreten. Nur „sein“, nur Gottes, ist das Reich, die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit.

Autor/-in: Jürgen Werth