29.10.2019 / Wort zum Tag

Gott oder Geld

Niemand kann zwei Herren dienen: Entweder er wird den einen hassen und den andern lieben, oder er wird an dem einen hängen und den andern verachten. Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon.

Matthäus 6,24

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Wir leben in einer Zeit, in der immer mehr Menschen Wert darauf legen, ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Sie möchten unabhängig von überkommenen Moralvorstellungen, Gewohnheiten oder Traditionen ihr Leben so gestalten, wie sie es für richtig halten. Um es einmal mit einem Bild zu veranschaulichen: Sie möchten in ihrem Leben nicht nur die Hauptrolle spielen, sondern auch noch Regie führen. Aber lässt sich diese Erwartung an das eigene Leben einlösen – oder überfordert sich der Einzelne am Ende nicht damit? Joachim Fest, der frühere Mitherausgeber der Wochenzeitschrift „DIE ZEIT“, bemerkte einmal, der Mensch sei unheilbar religiös. Er wollte damit nicht sagen, dass Menschen nicht ohne religiöse Praxis leben können oder an einen Gott glauben müssten. Unheilbar religiös seien wir Menschen vielmehr in dem Sinn, dass wir nicht ohne eine absolut gesetzte Bezugsgröße in unserm Leben auskommen und daher eben nicht autonom, d.h. selbstbestimmt unser Leben gestalten können. Martin Luther hat diesen Tatbestand auf die Formel gebracht. „Woran du nun dein Herz hängst, das ist dein Gott!“

Nun, wir Menschen können unser Herz an die unterschiedlichsten Dinge hängen und sie in den Rang von Götzen erheben, die dann unser Leben beherrschen. Dabei spielt bis heute der Götze Mammon eine herausragende Rolle. Gemeint ist damit, dass der Materialismus in vielfältiger Gestalt unser Verhalten bestimmt: als Jagd nach Geld und Gut bis hin zu unersättlicher Gier; als Stolz auf äußere Statussymbole wie Auto oder Haus oder auch als Glaube, sein Leben durch Wohlstand absichern zu können. Für Jesus ist der Mammon, also Geld und Reichtum, geradezu der Anti-Gott zum Glauben an den lebendigen Gott. Zwischen beiden ist ein schiedlich-friedliches Miteinander nicht möglich. Christlicher Glaube und eine materialistische Lebenshaltung schließen sich aus. Daher stellt Jesus in der Bergpredigt klar:

„Niemand kann zwei Herren dienen: Entweder er wird den einen hassen und den andern lieben, oder er wird an dem einen hängen und den andern verachten. Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon!“

Viele sind geneigt, Jesus mit dieser Feststellung spontan zuzustimmen: Ja, man kann sein Herz nicht an Geld und Gut hängen und gleichzeitig an Gott als Herrn seines Lebens glauben. Trotzdem tendiert unser Herz immer wieder dazu, beiden Herren dienen zu wollen. Überlegen wir nur einmal selbstkritisch, wie oft wir unser Leben mit dem Abschluss von allen möglichen Versicherungsverträgen abzusichern versuchen. Es scheint da nicht so weit her zu sein mit der Beteuerung, dass wir uns in allen Dingen ganz und gar auf den Herrn und seine Fürsorge verlassen. Da handeln wir im Stillen doch lieber nach der Devise: “Doppelt genäht hält besser!“ Und wie steht es um unsere Freigebigkeit, wenn es um die finanzielle Unterstützung von Not leidenden Menschen oder die Förderung von Hilfsprojekten geht? Sind wir da ebenso großzügig wie bei der Erfüllung persönlicher Wünsche? Nein, es geht nicht darum, Reichtum oder Wohlstand zu verteufeln. Mit dankbarem Herzen dürfen wir auch den Wohlstand genießen, den wir uns durch unserer Hände Arbeit verdient haben oder der uns zugefallen ist. Aber Geld und Gut sind zugleich ein Mittel, um Menschen in Not zu helfen und Gutes zu bewirken.

Wir sollten nicht so naiv sein, das Verführungspotential, das im Mammon liegt, zu unterschätzen. Statt materielle Güter anzuhäufen und am Ende nur für lachende Erben zu sorgen, sollten wir beizeiten lernen, loszulassen, abzugeben und mit andern zu teilen. So dienen wir dem einen Herrn, dem wir schließlich alles verdanken, was wir sind und haben.

Autor/-in: Pastor Klaus Jürgen Diehl