29.12.2022 / Wort zum Tag

Gott oder Geld, Segen oder Fluch

Sollte Gott etwas sagen und nicht tun? Sollte er etwas reden und nicht halten?

4. Mose 23,19

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In der Geschichte zum heutigen Satz aus der Bibel kommen zwei spezielle Personen zusammen: Ein etwas eigenartiger Prophet, namens Bileam, der Gottes Botschaft weitersagen soll. Er liebt aber auch sehr das Geld. Die zweite Person ist Balak, König von Moab, Israel feindlich gesinnt. Balak und sein Volk fürchten sich vor dem herannahenden Volk Israel. Da hat der König die zündende Idee: „Ich hole eine vollmächtige Person, die dieses Volk verfluchen soll.“ Da denkt er an Bileam.

Gott oder Geld, Segen oder Fluch, das ist das Dilemma, in das Bileam dadurch hineinstolpert. Gott will das Volk segnen. Bileam will Gott folgen und doch lockt das Geld. Er macht sich zu Balak auf, muss sich aber schon auf dem Weg ins Gewissen reden lassen, und das von seiner Eselin.

Am Ort des Geschehens angekommen werden erst einmal viele Opfer gebracht. Aber dann spricht Bileam, was Gott will, nämlich einen wunderbaren Segen über Israel. Balak ist natürlich entsetzt. Das wollte er nicht – ganz im Gegenteil. Er versucht es an einem anderen Ort wieder. Doch da teilt Bileam Balak mit: „Gott ist nicht ein Mensch, dass er lüge, noch ein Mensch, dass ihn etwas reue.“ So der Satz vor dem heutigen Bibelwort. Hier wird der Unterschied zwischen Mensch und Gott hervorgehoben. Lüge entspricht in keiner Weise Gottes Wesen. Und das wird noch unterstrichen durch den Satz für heute: Sollte er etwas sagen und nicht tun? Oder etwas reden und nicht halten?“ 4.Mose23,19

Gott steht zu seinem Wort. Er hatte Bileam klar gemacht, dass er Israel nur segnen kann. Bileam hatte wohl auf irgendein Schlupfloch gehofft, um das Geld zu erhalten. Doch Gott verhandelt nicht mit einem Menschen wie Balak, der auf seine eigenen Wünsche pocht. Was Gott sagt, wird er auch tun. Und was er redet, wird er nicht nur halten, sondern – so heißt es wörtlich – aufstehen lassen, Realität werden lassen. Gott macht also keine leeren Worte. Was er zusagt, das hält er gewiss. Und hier ist es der Segen für sein Volk. Da hat der Wunsch nach Fluch keine Chance. Egal, wie viel man dafür einsetzt.

Das ist das, was wir aus dieser seltsamen Geschichte lernen können: Fragen Sie nach Verheißungen Gottes in der Not oder Situation, in der Sie stehen. Orientieren Sie sich an Gottes Zusagen, nicht nur an Ihren Wünschen und Vorstellungen. Dietrich Bonhoeffer hat es so ausgedrückt: „Gott erfüllt nicht alle unsere Wünsche, aber alle seine Verheißungen.“ Und die können in unserem Leben Realität werden, aufstehen. Bileam kann nur aussprechen, was Gott will. Gottes Wille, seine Zusagen sind das, was letztlich gilt.

Autor/-in: Pfarrerin Dagmar Rohrbach