27.11.2022 / Wort zum Tag

Gott ist unter uns angekommen!

Christus ist das Ebenbild des unsichtbaren Gottes, der Erstgeborene vor aller Schöpfung.

Kolosser 1,15

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Welche Rolle spielt ‘Gott’ bei uns am Ende dieses besonders schwierigen Jahres?
Das darf man ja wohl heute am 1. Advent fragen!

Advent und Weihnachten haben ja immerhin etwas mit dem Gott der Christen zu tun. Mindestens die Engel, Sterne, Krippe und andere Symbole in den Einkaufszentren unserer Innenstädte weisen ja noch darauf hin.

Weihnachtsmärkte, Advents- und Weihnachtskonzerte, Weihnachtsessen in Firmen und Vereinen, die Geschenkkultur: Alle Jahre wieder läuft das ganze Programm ab – ob wir das wollen oder nicht, ob wir Christen sind oder nicht, ob wir in Feierlaune sind oder nicht. Der produzierten Weihnachtsstimmung kann hierzulande kaum jemand ausweichen – Krise hin oder her.

Wieviel ‘Gott’ ist noch dabei? Je länger je mehr wird Weihnachten ja ganz ohne Gott und Jesus gefeiert. Nur am Heiligen Abend füllen sich die Kirchen noch. Weil es dort die festliche Stimmung gibt und die feierlich-sakrale Besinnung, die ja irgendwie doch auch noch schön ist.

Ob sich in diesem Jahr – wegen der vielen Krisen und Probleme – wieder mehr Menschen auf die Weihnachtsgeschichte einlassen?

Oder kommen gerade deswegen weniger, weil sie die leidvolle Welt und eine fragwürdig gewordene Kirche nicht mehr mit Gott zusammenbringen?
Wo ist er denn, der Gott, der alles so herrlich regieret? Für sehr viele Menschen spielt Gott keine Rolle mehr. Aber sie feiern trotzdem Weihnachten. Denn auch ohne Gott und Jesus kann es richtig festlich, feierlich, schön und familiär werden.

Christen feiern Advent und Weihnachten, weil es um einen Gott geht, der kein Konstrukt menschlichen Denkens und menschlicher Wünsche ist. Also ein Gott, der keiner Göttermythologie der Religionen entspricht.

Weihnachten will sagen: Es gibt ihn, den einen Gott, den Schöpfer und Erhalter der Welt. Und er ist mitten unter uns, in unserer Welt angekommen als ein Mensch und lebte vor zweitausend Jahren als Jesus von Nazareth dreißig Jahre lang. Er ist das menschliche Antlitz des unsichtbaren Gottes. Sein dreijähriges Wirken hat eine weltweite nachhaltige Bewegung des Glaubens, der Liebe und der Hoffnung angestoßen.

Der Theologe und Missionar Paulus beschreibt dieses Geheimnis so: «Jesus Christus ist das Ebenbild des unsichtbaren Gottes, ja der vor aller Zeit und vor allen anderen Kreaturen zuerst Geborene.» Dieser Satz aus dem Kolosserbrief Kapitel eins, Vers 15 ist als Tageswort für den 1. Advent bemerkenswert aktuell:

Paulus will allen Menschen sagen: Gott hat sich exklusiv in Jesus Christus als gnädiger, menschenfreundlicher Gott offenbart. Alle religiösen Gottesideen, Ideologien oder esoterischen Geheimlehren sind deshalb seitdem unnötige Irrwege. Deshalb «Sehet zu, dass euch niemand einfange durch die vielen menschlichen Spekulationen! Denn in Christus wohnt die ganze Fülle Gottes leibhaftig und ihr habt in ihm alle Schätze der Weisheit und Erkenntnis» (Kol2,3.8-9).

Welche Rolle spielt dieser Gott am Ende dieses Jahres?
Die Welt ist aus den Fugen. Das ist nicht die Schuld dieses Gottes.
Die Weihnachtsbotschaft lautet vielmehr:

Gott will das Böse gerade nicht, sondern er will uns davon befreien und erlösen! Deshalb bringt er Licht in die Finsternis und erträgt mit uns alle Not und Mühsal dieser Welt.

Deshalb tröstet Gott unsere aufgescheuchten Seelen, versöhnt sich mit uns und gibt uns seinen göttlichen Frieden. Und das alles aus Gnade, als Geschenk.

Mit diesem Immanuel, dem Mit-uns-Gott und Für-uns-Gott, will ich leben und Weihnachten feiern – trotz allem!

Autor/-in: Pfarrer i. R. Peter W. Henning