03.02.2022 / Wort zum Tag

Gott ist ein Sammler!

Hilf uns, Gott, unser Heiland, und sammle uns, dass wir deinen heiligen Namen preisen.

1. Chronik 16,35

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Mit sieben Jahren wusste ich, was ich einmal werden wollte: Mesner! Auf die Frage nach dem Warum antwortete ich meinem Vater: "Da brauche ich die Woche über nichts arbeiten, sondern nur am Sonntag mit dem Klingelbeutel in der Kirche herumlaufen und Geld sammeln!" Als er mir erklärte, dass der Mesner alles Geld im Pfarramt abliefern müsse, wollte ich keiner mehr werden. Doch an Straßensammlungen mit der Büchse für einen guten Zweck beteiligte ich mich später gerne. 

Wissen Sie, wer der eifrigste Sammler ist? Das ist Gott! Er sammelt mit leidenschaftlicher Liebe Menschen. Doch die sträuben sich oft gegen seine Sammelleidenschaft – aus Angst, ihre Freiheit zu verlieren, wenn sie Gott gehören.  David, der größte König Israels, baute daher an dem Festtag, als er die Bundeslade mit den zehn Geboten nach Jerusalem holte, in sein Loblied auf Gott das Gebet ein: „Hilf uns, Gott, unser Heiland, und sammle uns, dass wir deinen heiligen Namen preisen.“ David hatte dabei vermutlich nicht nur eine äußere Versammlung der Israeliten im Blick, sondern die innere Sammlung um Gott als Mitte.

Die drei Jahrtausende alte Bitte Davids ist für mich im Blick auf die Kirche von heute hochaktuell. Schon vor drei Jahrzehnten klagte ein Konrad Eißler, es gehe der Gemeinde Jesu nicht gut. Sie leide an Ermüdungserscheinungen und kämpfe gegen Depressionen. Viele Gemeindeglieder würden ein Klagelied über die Kirche von heute anstimmen und ihre Mitarbeit aufkündigen. Aber das alles seien nur äußere Symptome. Die richtige Diagnose laute: Das Zentralorgan, das Herz ist krank! Originalton des vielen bekannten Pfarrers und Evangelisten: „Das Herz der Gemeinde ist der Gottesdienst. Die Herzkammern sind Predigt, Gemeinschaft, Abendmahl und Gebet. Auch wenn wir meinen, der Gottesdienst sei ein Blinddarm, der keine Bedeutung mehr habe, es bleibt dabei: Der Gottesdienst ist das Herz. Wo die Botschaft von der Liebe Gottes in seinem sich opfernden Sohn weitergesagt wird, dort ist der Herzton der Gemeinde. Wo das Brotbrechen im Abendmahl geschieht, dort ist das Herzstück der Gemeinde. Und wo das Gebet als Brückenschlag zwischen Diesseits und Jenseits geübt wird, dort ist der Herzrhythmus der Gemeinde. Also weg mit der Symptomtherapie! Wo die gottesdienstlichen Herzfunktionen in Ordnung sind, funktionieren auch ihre Glieder. Sie fangen an, herzhaft zu leben, herzlich zu lieben und herzerquickend zu loben.“ 

Besser als Konrad Eißler kann ich nicht sagen, woran die Kirche krankt und wie sie gesunden könnte! Machen wir uns daher die Worte eines David zu eigen und bitten auch wir darum: „Hilf uns, Gott, unser Heiland, und sammle uns, dass wir deinen heiligen Namen preisen.“ Beten wir mit Liedstrophen eines Johann Heermanns: „O Jesu Christe, wahres Licht, erleuchte, die dich kennen nicht, und bringe sie zu deiner Herd, dass ihre Seele selig werd. Erleuchte, die da sind verblendt, bring her, die sich von uns getrennt, versammle, die zerstreuet gehn, mach feste, die im Zweifel stehn. So werden sie mit uns zugleich auf Erden und im Himmelreich, hier zeitlich und dort ewiglich für solche Gnade preisen dich." Amen.

Autor/-in: Pfarrer i. R. Gerhard Weinreich