05.08.2024 / Andacht

Gott braucht keine Helden

Jesus beauftragt und befähigt auch durchschnittliche Menschen. Eine Andacht.

Die Welt scheint voller Helden und Hochglanz-Typen zu sein. Wenn man nicht allzu genau hinsieht. Doch mit wachen Sinnen und etwas kritischer Distanz kommt man schnell dahinter, dass vieles mehr Schein als Sein ist.  

Man muss sich ja nur mal selbst genauer unter die Lupe nehmen. Wie oft bleibe ich hinter meinen eigenen Ansprüchen zurück. Ich habe zum Beispiel so manche Aufgabe gar nicht erst angepackt, aus Angst, sie nicht hundertprozentig erledigen zu können. Manchmal auch aus Faulheit. Kennst du das?  

Doch ich habe auch erlebt, dass es sich lohnen kann, mich aufzuraffen. Einfach anzufangen und mich auf den Weg zu machen. Denn mit dem ersten Schritt fängt ja bekanntlich alles an. Auch wenn der Weg ins Ungewisse führt und ich nicht weiß, wie es am Ende ausgeht. Aber nur so kann man einen langen Weg oder eine große Aufgabe überhaupt bewältigen. Selbst mit dem Bewusstsein, dass es da noch einige Defizite gibt. Die Parole muss manchmal heißen: Mut zur Lücke. 

Perfektionisten haben es schwer 

Das ist natürlich eine große Herausforderung für Perfektionisten. Denn die Strategie „Mut zur Lücke“ verspricht allenfalls mittelmäßigen Erfolg. Als Perfektionist will man es jedoch gern richtig und gut – im besten Falle richtig gut – machen. Aber es gibt Hoffnung. Sogar Perfektionisten dürfen lernen, auch da anzupacken, wo sie sich unsicher fühlen.  

So weit, so gut. Aber was nutzt mir diese Erkenntnis, wenn eine Aufgabe wie ein Berg vor mir steht, weil mir der Mut und jegliche Erfahrung fehlt? 

Keine Heldengeschichten 

Wie so oft im Leben, kann es auch in diesen Fällen helfen, einen Blick in die Bibel zu werfen. Hier kann ich Ermutigung finden, denn ich lese von vielen „Normalos“, die sich aufmachten und dabei – ohne dass sie sich selbst für fähig genug gehalten hätten – Entscheidendes in Bewegung setzten. Diese Geschichten durchziehen die gesamte Bibel.  

Ein paar Beispiele gefällig? Mose: Er hielt sich für zu ungeschickt zum Reden (vgl. 2. Mose 6,30). Und Jeremia: Er hielt sich für zu jung, um zu predigen (vgl. Jeremia 1,6). 

Und erst die Jünger Jesu: Interessante Persönlichkeiten, fehlerhaft, mit Macken, Kanten und Ecken. Keine gelehrten Theologen, keine geschulten Redner – aber berufen, die Botschaft von der Liebe Gottes in die Welt zu bringen. Und genau das haben sie getan.  

Wie viele von ihnen haben sich wohl gefragt, ob sie das überhaupt fertigbringen würden? Und doch ließen einige von ihnen ihre erlernten Berufe hinter sich, um Jesus nachzufolgen. Sie haben sich auf unbekanntes Terrain begeben – ohne große Vorbereitungen treffen zu können. Aber sie waren überzeugt von der Botschaft, die sie weitergeben sollten und von demjenigen, dem sie nachfolgten: dem Sohn Gottes, der in die Welt kam, um die Menschen zu erlösen.  

Petrus – Ein Anti-Held wird zum Leiter der Gemeinde 

Dabei haben sich die Jünger in ihrem Dienst nicht nur mit Ruhm bekleckert, waren nicht die typischen „Einser-Kandidaten“.  

Wenn ich mir zum Beispiel Petrus vor Augen halte, sehe ich einige Eigenschaften, die ihm zum Verhängnis hätten werden können. Einerseits war er ein eifriger Schüler Jesu, der seine Aufgaben immer richtig gut machen wollte. Er war kühn und mutig, wenn nicht sogar waghalsig (wer sonst hätte sich schon getraut, Jesus auf dem Wasser entgegenzugehen – nachzulesen im Matthäusevangelium Kapitel 14). Andererseits war er großspurig und so von sich selbst überzeugt, dass er zunächst nicht einmal bemerkte, dass er krachend scheiterte.  

Da musste schon erst ein Hahn krähen, bis es Petrus dämmerte: Jetzt, wo es drauf ankommt, habe ich meinen Herrn auf übelste Art verleugnet. Ich habe gesagt, ich würde ihn nicht kennen. Meinen Freund, mit dem ich die letzten drei Jahre unterwegs war, eng zusammengearbeitet habe und mit dem ich viele große Wunder erlebt habe. 

Und doch bekam Petrus nach diesem Scheitern von Jesus den Auftrag seines Lebens. Nachdem Jesus auferstanden war, stellte er Petrus die alles entscheidende Frage: Hast du mich lieb?  

Dreimal fragte Jesus Petrus, ob er ihn liebhabe (vgl. Johannes 21). Das wird Petrus aufgerüttelt haben, der Jesus erst vor Kurzem dreimal verleugnet hatte. Seine Antwort klingt in dieser Situation eher kleinlaut. Doch Jesus sieht das Herz an. Und adelt Petrus. Er ernennt ihn zum „Fels der Gemeinde“ (Matthäus 16,18): Er gibt Petrus den Auftrag, seine Mission weiterzuführen und Menschen von der Liebe Gottes zu erzählen. In der Geschichte der ersten Christen nimmt Petrus als Apostel eine Schlüsselrolle ein. 

Gute Aussichten für ehrliche Durchschnittsmenschen 

Was für ein Trost, dass Jesus keine Supermänner oder -frauen braucht, um seine Sache ans Ziel zu bringen. Entscheidend ist in erster Linie nämlich nicht das eigene Bemühen oder die grandiose Begabung. Sondern die Befähigung durch den Auftraggeber höchstpersönlich.  

Petrus konnte seine Aufgabe erfüllen, weil Jesus Christus selbst ihn dazu berufen hatte und ihm die dafür nötige Kraft schenkte. Nicht, weil Petrus überdurchschnittlich, der Beste, der Mutigste, der Größte war, sondern weil er aus seinem Scheitern gelernt hatte. Als er auf seine eigene Kraft baute, konnte er nur versagen.  

Aber im Vertrauen auf Jesus, der alles überschaut und der auch um die Schwachheit seiner Nachfolger weiß, konnte Petrus wieder neu anfangen.   

Das finde ich ermutigend – denn das, was für Petrus galt, gilt auch für mich. Wenn ich auf Jesus Christus vertraue und mit ihm unterwegs bin, wird er dafür sorgen, dass ich das Ziel erreiche. Entscheidend ist aber, dass ich losgehe und den ersten Schritt mache. 

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