29.05.2019 / Wort zum Tag

„Gott befohlen!“

Paulus sprach: Und nun befehle ich euch Gott und dem Wort seiner Gnade, der da mächtig ist, euch zu erbauen und zu geben das Erbe mit allen, die geheiligt sind.

Apostelgeschichte 20,32

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Ein Gegenstand ist in meine Hände gefallen, den ich eigentlich schon ausrangiert hatte. Und dann entdecke ich in diesem  plötzlich wieder ganz neu dessen Wert, Nutzen oder seine Schönheit.                                                                         

So kann es  auch sein, dass die  Mode von vorgestern wieder ganz neu entdeckt wird. Oder Vornamen, die  nicht mehr gebräuchlich waren, werden wiederbelebt. Ein wenig Mut braucht es vermutlich schon, um etwas wieder einzuführen, was scheinbar ausgedient hat. Was angestaubt wirkt,  kramt man doch gewöhnlich nicht mehr gerne aus der Mottenkiste hervor. Denn wer will  schon als altmodisch abgestempelt werden.

Wie gut, dass es trotzdem Eltern gibt, die den Mut haben, einen  Namen wieder aus seinem Dornröschenschlaf zu holen. Oder Designer, die schon Einmal-Dagewesenes wieder neu auf den Markt bringen. Und haben sich Ohren oder  Augen an das „Althergebrachte“ erst mal wieder gewöhnt, erfreut es sich oft wieder großer Beliebtheit.

Vor ein paar Jahren habe ich für mich den Wert von einem kaum noch gebräuchlichen Abschiedsgruß wieder entdeckt. Seither gebrauche ich diesen gerne - sei es am Telefon, im Brief oder auch bei persönlichen Begegnungen. Ich meine den Abschiedsgruß: „Gott befohlen“.

Schade, dass dieser Gruß -  selbst bei Christen - kaum noch zu hören ist. Denn schon kein Geringerer als Paulus lässt diesen Abschiedsgruß in der Apostelgeschichte anklingen:

Und nun befehle ich euch Gott und dem Wort seiner Gnade, der da mächtig ist, euch zu erbauen und zu geben das Erbe mit allen, die geheiligt sind.          

Paulus ist am Ende seiner dritten Missionsreise.  Nun ist er auf dem Weg nach Jerusalem.  In der Hafenstadt Milet macht er Zwischenstation. Von dort ruft er die Verantwortlichen der Gemeinde aus der 60 km nördlich gelegenen Stadt Ephesus zu sich. Paulus hat drei Jahre in Ephesus gelebt und gewirkt. Er hat  Menschen zum Glauben an Jesus gerufen und sie  im Glauben begleitet. Im Gespräch gibt er den Ältesten eine Zusammenfassung über die Zeit seines Wirkens dort. Er lässt sie aber auch wissen, dass Gefangenschaft auf ihn wartet und dass sie ihn nicht mehr sehen werden.

Kein Wunder, dass mit diesem Wissen der Abschied für beide Seiten besonders schmerzlich ist.

Aber in all dem Abschiedsschmerz tut Paulus das Beste, was er tun kann: Er befiehlt sie Gott an. Das heißt, er legt sie in Gottes Hände, überlässt sie Seiner Fürsorge. Er weiß, dass Gott  und sein Wort weiter an ihnen wirken kann.  Denn Gott selbst  ist es doch  letztlich, der Menschen im Glauben wachsen lässt und ans Ziel bringt.

Vielleicht sorgen Sie sich um Menschen, die äußerlich oder innerlich für Sie nicht erreichbar sind. Gerne haben viele doch zumindest die gefühlte Kontrolle. Was ist da entlastender und befreiender als sie Gottes Wirken und seiner Fürsorge anzubefehlen?! Gott erreicht Menschen, wo unser Arm viel zu kurz ist.

Überhaupt: Was können wir Wertvolleres für Menschen tun, als sie Gott anzubefehlen – seinem Segen, seiner Fürsorge, seiner Liebe. Und warum sollten wir sie das nicht auch wissen lassen?

Vielleicht können sich einige von Ihnen auch wieder mit dem alten, aber – wie ich finde - wertvollen Gruß anfreunden. Wie schön wäre es, wenn dieser Abschiedsgruß wieder eine Neubelebung erfährt – und zwar nicht als Floskel, sondern aus ganzem Herzen gesprochen. Ich bin mir sicher, dass dieser Gruß, wenn er wieder von Christen bewusst gebraucht wird, so manches bewirken kann - sowohl bei dem, der ihn zuspricht, als auch bei dem, der ihn zugesprochen bekommt.

So sage ich nun auch zu Ihnen ein ganz herzliches „Gott befohlen.“

Autor/-in: Andrea Hoppstädter