13.09.2016 / Wort zum Tag

Gott als Rechtsbeistand

Viele sagen von mir: Er hat keine Hilfe bei Gott. Aber du, HERR, bist der Schild für mich, du bist meine Ehre und hebst mein Haupt empor.

Psalm 3,3–4

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In einer schweren Stunde seines Lebens betete der König David: „Viele sagen von mir: Er hat keine Hilfe bei Gott. Aber du, HERR, bist der Schild für mich, du bist meine Ehre und hebst mein Haupt empor.“

Als ich dieses Wort las, wurde ich an eine der schlimmsten Erfahrungen meines Lebens erinnert. Ein neidischer Konkurrent hatte ein böses Gerücht über mich in die Welt gesetzt. Eine christliche Zeitschrift griff das ungeprüft auf. Da ich mir keiner Schuld bewusst war, nahm ich die Sache auf die leichte Schulter. Ein mir befreundeter Jurist ließ mich wissen: „Wer in der Öffentlichkeit steht wie Sie, muss auf eine solche Anschuldigung reagieren. Tut er das nicht, ist das eine stillschweigende Anerkennung der Verleumdung.“ Die Sache war wohl ernster als ich mir eingestehen wollte. Was tun? Nie zuvor hatte ich vor Gericht ziehen müssen. Jetzt aber sollte ich Anzeige erstatten. Das habe ich dann auch getan. Ein Gerichtstermin wurde anberaumt. Familie, Freunde und ich selbst aber erwarteten Gottes Eingreifen und eine Klärung der Angelegenheit.

Als David sein Gebet sprach, war die Lage aber wohl noch viel ernster. Er war existenziell bedroht. Sein eigener Sohn hatte sich gegen ihn erhoben. Er wollte an der Stelle seines Vaters König werden. Rechtmäßig gelang ihm das nicht. Darum zettelte er eine Revolte an. Voller List entfremdete er das Volk seinem König und erschlich sich die Zustimmung der Massen. Seine äußere Erscheinung erleichterte die Intrige. Er war ein sehr ansehnlicher und beliebter Mann. Es gelang ihm sogar, einige der engsten Mitarbeiter des Königs ihrem Herrn zu entfremden. Überall erweckte er den Eindruck, er würde ein besserer Herrscher sein als sein Vater. Schließlich gelang es einigen wenigen, die zu David hielten, dem die Augen zu öffnen. Als David begriff, dass sein Sohn ihm sogar nach dem Leben trachtete, floh er und ließ Palast und Besitz zurück. Nun klagte er: „Herr, wie zahlreich sind meine Feinde.“ Kaum einer rechnete noch damit, dass ihm geholfen werden könnte. Schadenfroh rechneten seine Feinde mit seinem Untergang. Doch Gott führte ihn auf wunderbare Weise aus dem Konflikt heraus. Später kam es zu einer geregelten Thronfolge. Gott stand zu dem von ihm Erwählten. Es lohnt sich, die ganze Geschichte von König David und seinem Sohn Absalom nachzulesen (2. Samuel 15-18).

In der schwierigen Lage, in der ich mich seinerzeit befand, habe ich zwar nicht wörtlich, aber sinngemäß gebetet wie David: „Herr, du umgibst mich mit deinem Schutz. Du stellst meine Ehre wieder her, du schaffst mir Recht.“ Doch damals war für mich noch nicht entschieden, wie die Sachen ausgehen würde. Der Tag der Gerichtsverhandlung kam. Beklommen wartete ich außerhalb des Verhandlungssaales. Bange Minuten. Dann öffnete sich die Tür. Der mich verteidigende Rechtsanwalt trat heraus, lächelnd. „Die Verhandlung ist beendet. Sie können nach Hause gehen.“

Was war inzwischen geschehen? Was war die Lösung des Problems? Ein Zeuge, den mein Verleumder gegen mich aufgeboten hatte, war nicht länger bereit, die Verleumdung zu stützen. Im Gegenteil: er hatte klargemacht, dass sie auf einer Lüge beruhte und dass er das nicht länger zu unterstützen bereit war.

Es gab noch ein unerwartetes Nachspiel. Jahre später schrieb mir die Ehefrau des Verleumders. Ihre Ehe war auseinandergegangen. Sie fühlte sich nicht mehr verpflichtet, ihrem Mann zur Seite zu stehen. Sie entschuldigte sich, dass sie das Fehlverhalten ihres Mannes gedeckt habe. Der Kummer, den ich zu tragen hatte, tue ihr leid.

Ich weiß, dass Christen nicht immer die ersehnte irdische Gerechtigkeit zuteilwird. Darum bin ich dankbar, dass Gott mir in einer so schwierigen Situation meines Lebens, seine Güte bewies. So wurde mein Glaube gestärkt. Auch ich konnte sagen (und kann es immer noch), was David am Ende seines Gebetes zum Ausdruck brachte: „Bei dem Herrn findet man Hilfe.“

Autor/-in: Horst Marquardt