24.07.2023 / Wort zum Tag

Göttlich-menschliche Liebesbeziehung

Ich bin der gute Hirte und kenne die Meinen und die Meinen kennen mich.

Johannes 10,14

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Ich erinnere mich gut. Anfang 2021 ging der Lockdown in die Verlängerung bis Ende Januar. Überall herrschte Versammlungsverbot. Zu diesem Zeitpunkt berichtete die Presse[1], dass eine religiöse Veranstaltung mit insgesamt 15 Teilnehmern durch die Polizei aufgelöst wurde. Trotz Versammlungsverbotes und Kontaktbeschränkungen eines Haushaltes mit nur einer Person. Diese Glaubensgemeinschaft saß eng an eng und ohne Mund- und Nasenbedeckung nebeneinander. Der Pastor ergriff laut Pressebericht noch vor Feststellung seiner Personalien die Flucht. Die Daten der übrigen Teilnehmer wurden aufgenommen und die Ermittlungen in Sachen Identität des Pastors liefen. Sie mussten alle mit einem Bußgeld rechnen.

Ähnliches berichtet der Apostel Johannes: Ein Mietling oder Lohnknecht macht sich aus dem Staub, wenn ein Wolf die zu hütende Schafherde bedroht und die Situation für ihn brenzlig wird. Zugegeben, der Vergleich mit dem Wolf in Bezug auf die Polizei hinkt. Jedoch vorstellbar bzw. nachvollziehbar ist, dass bei drohender Gefahr normalerweise die Faustregel gilt: „Rette sich, wer kann!“

Der Apostel Johannes bildet in seiner Darlegung einen Vergleich zwischen Mietling und gutem Hirten ab. Dem Mietling oder Lohnknecht liegt nichts an den Schafen. Er verhält sich so, wie es von ihm nicht anders erwartet werden kann. Warum sollte ihm das Leben von ein paar fremden Schafen wichtiger sein als sein eigenes? Dagegen sagt Jesus von sich selbst: „Ich bin der gute Hirte und kenne die Meinen, und die Meinen kennen mich, wie mich mein Vater kennt, und ich kenne den Vater.“ 

Dieser gute Hirte kennt sogar die Namen seiner Schafe. Sie sind sein Eigentum, für die es sich lohnt, sein Leben hinzugeben. Die Schafe hören auf seine Stimme und folgen ihm.

Der Grund dafür liegt in der engen Beziehung, die sie mit ihrem Hirten haben. Dieser gute Hirte Jesus lebt gleichzeitig in enger Beziehung zu Gott, seinem Vater. Im übertragenen Sinne bedeutet das: Jesus stellt sich als Hirte quasi zwischen die Herde, also seine Nachfolgerinnen und Nachfolger, und den Vater im Himmel und verbindet sie miteinander. Sie gehören sowohl Jesus und dem Vater, der sie wiederum Jesus zugeführt hat. Dank dieser göttlich-menschlichen Beziehungsebene hören die Schafe auf die Stimme ihres guten Hirten und folgen ihm.

Anders ausgedrückt: Sie verstehen Jesus durch sein Wort und durch seinen Geist. Darum sind sie auch bestrebt, Gottes Gebote zu halten und die Kommunikationswege zu ihrem Herrn offen zu halten. Sie glauben, dass sie durch den Opfertod Jesu und seine Auferstehung Anteil am ewigen Leben haben. „Darum liebt mich mein Vater, weil ich mein Leben lasse, auf dass ich es wieder empfange“ (Johannes 10,17), sagte Jesus.

Seine Schafe lieben den Hirten ebenfalls, denn sie wissen sich von ihm und Gott geliebt. Eine wechselseitige Liebesbeziehung also, die beinhaltet, dass der gute Hirte für seine Schafe in den weltlichen Bedrohungen Beschützer, Bewahrer, Anwalt, Fürsprecher, Arzt und Versorger ist und ihnen ewiges Leben schenkt.

[1] Matthias Brüning – der rasende Reporter, Papenburg

Autor/-in: Aline Jung