24.02.2019 / Wort zum Tag

Gnadenbrunnen

Von seiner Fülle haben wir alle genommen Gnade um Gnade.

Johannes 1,16

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Der Schokobrunnen war gut gefüllt. Und es lief immer neue Schokolade in das Füllbecken hinein. Es sah nicht nur köstlich aus, sondern die flüssige Schokolade schmeckte auf den Früchten und an den Früchten auch ganz hervorragend! Es machte Mühe, zwischen den Kindern noch einen Platz zu ergattern, um endlich auch mal wieder dran zu kommen. Und wie gut, dass der Vorrat an Schokolade nie zu versiegen drohte und manch einer, der keine Früchte zur Hand hatte, stellte sich mit einer Tasse und einem kleinen Löffel an. Jeder Diätplan ist chancenlos angesichts solcher Köstlichkeiten.

Aus der Fülle, aus einem Überfluss immer wieder nehmen zu können - was für eine Gelegenheit!

Und der Evangelist Johannes sagt: Das war bei Jesus auch so. Ein Gnadenbrunnen! Überfließende Gnade. Nie versiegende Gnade. Gnade, die immer wieder nachläuft und das Gefäß auffüllt, aus dem wir dann die Gnade schöpfen können. Sagenhaft! Unvorstellbar! Ja, eigentlich unvorstellbar, wenn wir es auf unsere Vorstellungen und Gnadeneigenschaften projizieren. Bei mir ist doch irgendwann mal Schluss mit Gnade oder einer konkreten Auswirkung der Gnade, nämlich dem Vergeben. Da bin ich doch sehr schnell bei Petrus, der gefragt hat: Wie oft muss ich denn vergeben? Reicht es, wenn ich das sieben Mal tue? Und was antwortete Jesus, der Gnadenbrunnen? Nein, nicht nur sieben Mal sondern sieben Mal siebzig Mal und damit wollte er sagen: Immer wieder!

Unvorstellbar- oder nicht?

Aber wir sollen an dieser Stelle nicht zuerst uns als Gnadenbrunnen ansehen, der immer wieder Gnade zu geben hat, sondern wir sind die, die aus dem vollen Gnadenbrunnen schöpfen dürfen! Immer wieder! Das ist der Schwerpunkt in der Aussage von Johannes. Wir, ich und die anderen Jünger, wir damals und viele andere Nachfolger von Jesus, wir haben alle Gnade genommen.

Wir haben Gnade bekommen und genommen, als wir uns z. B. darüber im Jüngerkreis stritten, wer denn der Größte unter uns Jüngern sei!

Wir haben Gnade bekommen und genommen, als wir uns aufregten, dass Jesus mit der Frau am Jakobsbrunnen gesprochen hat. Einer, die schon so viele Männer hatte und eine Samaritanerin war!

Wir haben Gnade bekommen und genommen, als wir uns über die Verschwendung aufregten. Teures Salböl auf das Haupt von Jesus und dabei hätte man es so teuer auf dem Markt verkaufen können.

Wir haben Gnade bekommen und genommen, als wir uns um die besten Plätze im Himmel stritten und wieder nicht begriffen hatten, um was es eigentlich geht und dass es erstmal ums Dienen und nicht ums Herrschen geht.

Wir haben Gnade bekommen, als wir im Garten Gethsemane eingeschlafen waren. Im Hof des Kaiphas haben wir alle versagt und nicht nur Petrus. Ja, wir haben Gnade bekommen und genommen. Immer wieder. Bis heute.

Wir kommen immer wieder an unsere Grenzen. Immer wieder kommen wir mit leeren Tassen oder noch nicht fertigen Früchten zum Gnadenbrunnen und dort steht in großen Buchstaben: Taucht ein!!

Autor/-in: Pastor Burkhard Theis