24.09.2018 / Wort zum Tag

Glück gehabt

Der HERR, dein Gott, wird dir Glück geben zu allen Werken deiner Hände.

5. Mose 30,9

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„Jeder ist seines Glückes Schmied“, sagt man. „Glück gehabt“ - jubelt die Frau, die im Lotto die richtigen Zahlen getippt hat. „Glück im Unglück“ - sagt der Mann, der nach dem Verkehrsunfall sein demoliertes Auto ohne Verletzungen verlässt. „Ich bin glücklich“, haucht das junge Mädchen, nachdem der Freund ihr die drei Worte: „Ich liebe dich!“ ins Ohr gehaucht hat. Wir möchten glücklich leben. Glück haben. 

Jeder Mensch sehnt sich danach. Gleichzeitig empfindet mancher einen Mangel an Glück. Kann man sein Glück wirklich selbst schmieden. Glück kann man auf keinen Fall kaufen. Darum macht Geld auch nicht glücklich. Wer dem Glück hinterherläuft, wird häufig immer unzufriedener. Goethe soll kurz vor seinem Tod gesagt haben: „Wenn ich mein ganzes Leben überschaue, habe ich keine drei glücklichen Tage erlebt.“ Eigentlich wenig angesichts eines ganzen Lebens.

Der französische Mathematiker und Philosoph Blaise Pascal war auf der Suche nach Sinn und Glück in seinem Leben. Für ihn hatte Glück etwas mit der Beziehung zu Gott zu tun. Er schrieb: „Die einen sagen: Haltet Einkehr bei euch selbst, dort werdet ihr Ruhe finden. Und das ist nicht wahr. Die anderen sagen: Wendet euch nach außen, sucht das Glück, indem ihr euch zerstreut. Auch das ist nicht wahr. Das Glück ist weder außer uns noch in uns; es ist Gott.“

Wer Gott nicht hat, hat nie genug. Der König David beschreibt Glück so:

„Gott nahe zu sein ist mein Glück“ Psalm 73,28

Lebenserfüllung ist nicht im Kaufhaus zu haben. Es gibt Menschen, die materiell alles haben und dennoch unglücklich sind. Und es gibt Menschen, die glücklich sind ohne all das. Und wer den Vater im Himmel nicht hat, ist arm dran. In der Bibel im 5. Buch Mose verspricht Gott Glück: „Der HERR, dein Gott, wird dir Glück geben zu allen Werken deiner Hände.“ Aber er bindet dieses Versprechen daran, dass sein Volk sich ihm zuwendet. Wenn Gott wieder seinen Platz findet in unserem Herzen und unserem Leben, wird das Herz erfüllt mit seiner Liebe, seiner Vergebung, seinem Frieden. Glücklich ist, wer im Frieden mit Gott lebt. Glück bedeutet für mich die innere Herzensgewissheit: Ich bin von Gott gesegnet, von Gott angenommen, von Gott geführt. Dann werde ich alles Schöne als Geschenk aus seiner  Hand nehmen.

Und wenn es mir aus der Hand genommen wird?

Der frühere Ministerpräsident Erwin Teufel sagt einmal, dass er als Leitspruch für sein Leben von seinen Eltern übernommen hat: „Geld verloren – wenig verloren, Ehre verloren – viel verloren, Gott verloren – alles verloren.“

Gelingendes Leben. Der Psychiater Victor E. Frankl betont, dass Glück nicht Ziel, sondern Folge einer Lebenseinstellung ist, die Arbeit, Leben, Liebe und den Sinn des Lebens bejaht. Glück ist eine Zugabe. Glück ist eine Begleiterscheinung. Wenn wir unser Leben in die Hand Gottes gelegt haben, wird das Glück über die Geborgenheit bei ihm der Grundwasserspiegel unseres Lebens sein – in guten und besonders auch in schlechten Zeiten. Gläubige Menschen wissen Gott an ihrer Seite. Sie vertrauen darauf, dass Gott sie annimmt, trotz aller verunglückten Lebensentwürfe. Das ist nicht abhängig von spektakulären Stimmungen und Hochgefühlen. Es ist mehr und dauerhafter als alle Glücksmomente und es trägt auch ohne 6 sechs Richtige im Lotto. Es bedeutet, im inneren Gleichgewicht zu leben. Friede mit Gott statt innerer Leere.

Ich brauche den Sinn des Daseins nicht krampfhaft in Selbstverwirklichung und in Selbsterfüllung zu suchen. Glück ist nicht Ziel, sondern Ausgangspunkt. Meines Glückes Schmied ist Gott durch seine Barmherzigkeit und Liebe. Er schenkt Glück. Wer sich von Gott geliebt weiß, wird andere Menschen an diesem Glück teilhaben lassen. Das kann heißen: Misstrauen abbauen. Worte der Versöhnung wagen. Güte zeigen. Vertrauen wecken.

Mutter Teresa, die sich Zeit ihres Lebens für die Ärmsten der Armen eingesetzt hat,  gab den guten Rat: Lasse nie zu, dass du jemandem begegnest, der nicht nach der Begegnung mit dir glücklicher ist.

Autor/-in: Pfarrerin Bärbel Wilde